Schleppender Netzausbau

Rekordhöhe: Ungenutzter Strom kostet Verbraucher 807 Millionen Euro im Jahr

Hochspannungsmast und Windräder in Ochsenwerder.

Hochspannungsmast und Windräder in Ochsenwerder.

Berlin. Aufgrund des schleppenden Netzausbaus in Deutschland sind die Entschädigungszahlungen für nicht eingespeisten Strom auf einen Höchststand von 807 Millionen Euro im Jahr gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage von Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Demnach konnten die deutschen Stromproduzenten im vorigen Jahr rund 5800 Gigawattstunden des erzeugten Stroms nicht ins Netz einspeisen und wurden dafür mit insgesamt 807,1 Millionen Euro entschädigt. Im Vorjahr, 2021, hatte die Summe bei 761 Millionen Euro gelegen und noch 2018 bei 635 Millionen Euro.

Energiewendeprojekt Suedlink – geplante Stromtrassen im Praxistest

Bis 2030 sollen hierzulande 15 Millionen E-Autos fahren. Der Strom dazu soll von Nord nach Süd fließen. Dafür wird die Umweltreaktion auf die Trassen getestet.

Auf die Entschädigungen über das sogenannte Einspeisemanagement haben die Produzenten einen Anspruch, wenn ihr erzeugter Strom wegen Netzengpässen nicht zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern abtransportiert werden kann. Betroffen sind meist Windkraftanlagen, die dann zum Beispiel aus dem Wind gedreht werden.

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Das zeigt sich auch in den Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums: In der Aufteilung der Entschädigungen auf die Bundesländer liegen die Windenergieländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit deutlichem Abstand vorn: 2021 flossen 45,4 Prozent der Zahlungen für nicht verbrauchten Strom nach Niedersachsen und 31,9 Prozent nach Schleswig-Holstein.

Noch 2016 fiel nur die Hälfte an Entschädigung an

Durch den Zuwachs von erneuerbaren Energien steigt die Stromproduktion vor allem in Windparks seit Jahren stetig an, während die Stromnetze zum Abtransport nicht im gleichen Maße ausgebaut werden. Damit wächst auch die Summe der Entschädigungen über das Einspeisemanagement Jahr für Jahr. Noch 2016 hatte sie bei rund 373 Millionen Euro gelegen – und damit bei weniger als der Hälfte der aktuellen Zahlungen.

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„Es ist grotesk, dass wir über die Gefahr von Blackouts diskutieren und gleichzeitig Strom im Wert von über 800 Millionen Euro jährlich ‚weggeschmissen‘ wird“, sagte Linksfraktionschef Bartsch dem RND. „Der Wirtschaftsminister muss den schleppenden Netzausbau endlich in Gang bringen und die Verbraucher vor solchen Kosten schützen.“

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Tatsächlich trägt die Kosten für die Entschädigungen nicht der Steuerzahlerin oder der Steuerzahler, sondern der Stromverbraucher beziehungsweise die Stromverbraucherin: Die Kosten werden auf die Netzentgelte umgelegt. Es sei inakzeptabel, dass dadurch die Stromkundinnen und -kunden für den schleppenden Netzausbau zur Kasse gebeten werden, kritisierte Bartsch.

„Erneuerbare Energien dürfen aufgrund von Konstruktionsfehlern der Energiewende nicht zu Preistreibern werden“, sagte er dem RND. „Robert Habeck sollte mit den Ländern einen Netzplan vorlegen, damit kein Strom mehr in Deutschland ‚weggeschmissen‘ wird.“

Große Stromtrassen in Schleswig-Holstein.

Große Stromtrassen in Schleswig-Holstein.

Der Ausbau der Stromnetze verzögert sich seit Jahren, und dabei besonders die Fertigstellung großer Gleichstromtrassen, die die Energie quer durch die Republik transportieren sollen. Laut den zuständigen Netzbetreibern liegt das an bürokratischen und planerischen Hürden, aber auch am Widerstand von Kommunen oder Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern.

Insgesamt betragen die bundesweiten Netzkosen nach einer Schätzung der Bundesnetzagentur für das laufende Jahr rund 21,8 Milliarden Euro, heißt es in der Antwort von Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen.

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