US-Justiz: Hunderte Millionen Dollar aus Corona-Programm gestohlen
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Dutzende Verdächtige sollen im US-Staat Minnesota gewaltige Summen aus einem Corona-Hilfsprogramm für bedürftige Kinder erschlichen und in die eigene Tasche gesteckt haben (Symbolbild).
© Quelle: J. Scott Applewhite/AP/dpa
Minneapolis. Dutzende Verdächtige sollen im US-Staat Minnesota gewaltige Summen aus einem Corona-Hilfsprogramm für bedürftige Kinder erschlichen und in die eigene Tasche gesteckt haben. 250 Millionen Dollar (rund 250,8 Millionen Euro) hätten die Angeklagten aus einem Bundesprogramm gestohlen, über das Minderjährige aus Familien mit geringem Einkommen in der Pandemie mit Mahlzeiten versorgen sollten, teilten Staatsanwälte mit. 48 Personen müssten sich unter anderem wegen krimineller Verschwörung vor Gericht verantworten, hieß es in der Klageschrift.
Anwälte sprechen vom bislang größten Betrugsfall in Verbindung mit der Pandemie
Demnach gründeten die Angeklagten Scheinunternehmen, die vorgaben, Zehntausende Kinder in ganz Minnesota zu speisen. Für das angeblich verteilte Essen beantragten die Verdächtigen eine Kostenerstattung über ein Ernährungsprogramm des US-Ministeriums für Landwirtschaft. Tatsächlich seien aber kaum Mahlzeiten serviert worden, mit den Geldern hätten sich die Angeklagten aber Luxusautos, Immobilien und Schmuck gekauft, hieß es.
Andy Luger, Bundesstaatsanwalt in Minnesota, deutete an, dass es sich beim aufgedeckten Betrug um die Spitze des Eisbergs handeln könnte. „Diese 250 Millionen Dollar sind der Boden“, sagte er auf einer Pressekonferenz. „Unsere Untersuchung geht weiter.“ Schon jetzt sprechen Staatsanwälte vom bislang größten Betrugsfall in Verbindung mit der Pandemie.
Verdächtige sind „unverfroren“ vorgegangen
Viele der mutmaßlichen Scheinunternehmen in Minnesota wurden von der Organisation Feeding our Future gefördert, die die Anträge der Firmen auf Kostenerstattungen eingereicht hatte. Die Gründerin und Chefin der Organisation, Aimee B., gehört zu den Angeklagten. Sie und andere Mitglieder ihrer Gruppe hätten für die betrügerische Anforderung von Bundesmitteln Schmiergelder erhalten, erklärten Staatsanwälte. Schon im Januar hatten Strafverfolgungsbehörden etliche Orte durchsucht, darunter das Haus von B. und Büros ihrer Organisation. In Interviews bestritt sie daraufhin, Geld gestohlen zu haben. Beweise für den mutmaßlichen Betrug habe sie nie zu Gesicht bekommen, sagte B.
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Bundesbeamte bekräftigten indes, wie „unverfroren“ die Verdächtigen vorgegangen seien. Besonders beklagenswert sei, dass sie sich aus einem Programm bedient hätten, das für die Speisung hilfsbedürftiger Kinder in der Pandemie gedacht gewesen sei. Man habe es hier mit einer „verblüffenden Zurschaustellung von Betrug“ zu tun, sagte etwa Michael Paul, Spezialagent im FBI-Büro in Minneapolis.
Staatsanwalt Luger erklärte, der Bundesregierung seien mehr als 125 Millionen Fake-Mahlzeiten in Rechnung gestellt worden. Einige der Angeklagten hätten per Online-Zufallsgenerator Namen von Kindern erfunden, die dann als Empfänger deklariert worden seien. Bei der Pressekonferenz hatten die Beamten zunächst eine Anklage gegen 47 Personen gemeldet, von denen einige am Dienstagmorgen (Ortszeit) verhaftet worden seien. Die 48. Person, die laut Gerichtsakten einen einfachen Flug nach Äthiopien hatte antreten wollen, wurde am Abend in Gewahrsam genommen.
RND/AP