Drei Kandidatinnen im Gespräch

Frau, links und erfahren: Wer folgt Spiegel im Familien­ministerium nach?

Katrin Göring-Eckardt wird als neue Familien­ministerin gehandelt.

Katrin Göring-Eckardt wird als neue Familien­ministerin gehandelt.

Berlin. Am Tag nach dem Rücktritt der bisherigen Bundes­familien­ministerin Anne Spiegel suchen die Grünen nach einer Nachfolgerin. Die Partei­vorsitzende Ricarda Lang sagte am Dienstag: „Es wird eine Frau.“ Sie erteilte damit Überlegungen eine Absage, wonach es der ehemalige Fraktions­vorsitzende Anton Hofreiter oder Bundes­land­wirtschafts­minister Cem Özdemir und damit ein Mann werden könnte. Aus der Bundes­tags­fraktion verlautete, der linke Parteiflügel werde es sich nicht nehmen lassen, erneut eine eigene Vertreterin durchzusetzen. Das bejahte Lang nicht. Unter allen Umständen soll die Entscheidung schnell und möglichst bis Ostern fallen.

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Chancen hat die ehemalige Fraktions­vorsitzende Katrin Göring-Eckardt. Mit der Berufung der 55‑jährigen Thüringerin ins Kabinett war bereits im Dezember gerechnet worden; sie scheiterte dann aber an den Ansprüchen des linken Flügels auf Kabinettsposten. Im Übrigen hat Göring-Eckardt in der Grünen-Spitze nicht den größten Rückhalt. Als Konsequenz rückte sie auf den Platz von Bundes­tags­vize­präsidentin Claudia Roth, die Kultur­staats­ministerin geworden war.

Auf jeden Fall eine Frau

Der große Vorteil Göring-Eckardts wäre ihre enorme Erfahrung. Sie sitzt seit 1998 im Bundestag, wurde zweimal Fraktions­vorsitzende und ist jetzt auch zum zweiten Mal Bundes­tags­vize­präsidentin. Familienpolitisch bewandert ist die Mutter von zwei Söhnen ebenfalls. Kurzum: Die Grünen könnten sicher sein, dass sie das Amt von Beginn an voll und fehlerfrei ausfüllen würde. Das wäre nach Spiegels Scheitern wichtig.

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Neubesetzung nach Spiegel-Rücktritt: Kandidatinnen und Kandidaten für Familienministerium
ARCHIV - 30.03.2022, Berlin: Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gibt eine Pressekonferenz in ihrem Ministerium.  (zu dpa "Ministerin Spiegel machte nach Flutkatastrophe vier Wochen Urlaub") Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nach weniger als einem halben Jahr im Amt muss sich das Ampelkabinett personell neu aufstellen.

Ähnliches lässt sich von der Fraktions­vorsitzenden Britta Haßelmann sagen. Die gebürtige Niederrheinerin, die seit Langem in Bielefeld lebt, hat Erfahrungen sowohl in der nordrhein-westfälischen Landespolitik als auch in der Bundes­politik gesammelt. Überdies gilt die 60‑Jährige als uneigennützig und beliebt. Zwar ist die Mutter eines Sohnes familienpolitisch eher nicht in Erscheinung getreten. Doch als langjährige Fraktions­geschäfts­führerin hat sie auch dieses Thema im Prinzip drauf.

Haßelmanns Problem: Sie zählt wie Göring-Eckardt nicht zum linken Flügel. Auch wäre sie an der Fraktions­spitze nicht so ohne Weiteres zu ersetzen.

Ebenfalls genannt wird Co‑Fraktions­chefin Katharina Dröge. Die 37‑Jährige aus Köln gilt als fähig und zählt zum linken Flügel. Allerdings ist unklar, ob die Mutter von zwei relativ kleinen Kindern das Amt überhaupt anstrebt. Abgesehen davon ist sie erst nach der Regierungsbildung Fraktions­vorsitzende geworden. Der Eintritt ins Bundeskabinett wäre der zweite Karriereschritt binnen kurzer Zeit – und insofern mit einem Risiko behaftet, für Dröge und für die Partei. Ein grüner Insider sagt: „Katharina Dröge macht einen sehr guten Job als Fraktions­vorsitzende. Aber in der Familienpolitik ist sie mir nicht aufgefallen.“

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Die Entscheidung muss sitzen

Außenseiterchancen hat Ekin Deligöz aus Bayern. Sie ist Parlamentarische Staats­sekretärin im Familien­ministerium und steht nicht zuletzt deshalb gut im Stoff. Freilich ist Deligöz eher unbekannt und ohnehin keine, die zwingend die Öffentlichkeit sucht. Die Grünen-Spitzen­kandidatin für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein, Aminata Touré, hat unterdessen bereits abgesagt. „Ich bleibe in Schleswig-Holstein“, sagte sie am Dienstag.

Nachdem es im Dezember wegen der Besetzung der grünen Ministerämter parteiintern das erste Mal seit Monaten handfesten Streit gegeben hatte, hielten sich grüne Spitzenleute am Dienstag sehr bedeckt. Denn alle wissen eins: Die Entscheidung über die Spiegel-Nachfolge muss sitzen.

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