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Negativbeispiel für den Monarchen

Von Spaniens Ex-König Juan Carlos lernen: Was Charles III. anders machen muss

Vielen Spaniern gilt ihr ehemaliger König Juan Carlos I. heute als eine Persona non grata, die man im Heimatland am liebsten gar nicht mehr sehen möchte. Sein Lebenslauf könnte eine Warnung für die Monarchen dieser Welt sein, sich auf keinen Fall so wie er zu verhalten.

Vielen Spaniern gilt ihr ehemaliger König Juan Carlos I. heute als eine Persona non grata, die man im Heimatland am liebsten gar nicht mehr sehen möchte. Sein Lebenslauf könnte eine Warnung für die Monarchen dieser Welt sein, sich auf keinen Fall so wie er zu verhalten.

Madrid. Seine Familien- und Finanzskandale haben ihn 2014 zu einer blamablen Abdankung gezwungen. Vielen Spaniern gilt ihr ehemaliger König Juan Carlos I. heute als eine Persona non grata, die man im Heimatland am liebsten gar nicht mehr sehen möchte. Sein Lebenslauf könnte eine Warnung für die Monarchen dieser Welt sein, sich auf keinen Fall so wie er zu verhalten.

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Zur Krönung des britischen Königs Charles III. werde Juan Carlos nicht anreisen, bestätigte das spanische Königshaus vor dem großen Event. Ein öffentlich angekündigtes gemeinsames Mittagessen der beiden Königlichen im vergangenen Monat fand ebenfalls nicht statt. Charles dürfte wohl gut beraten sein, sich mit solchen Kontakten zurückzuhalten. Schließlich haben auch die Familiendramen im Hause Windsor jahrelang die Schlagzeilen der Klatschpresse dominiert – allen voran die beiden Ehen des heutigen Königs und zuletzt die Abrechnung seines Sohnes Harry mit der königlichen Familie sowie die Ausschweifungen seines Bruders Andrew. Im Hause der Bourbonen war es seinerzeit der amtierende König selbst, der eher für seine Affären als für seine Leistungen bekannt war.

König Charles III. nun offiziell gekrönt

Etwa acht Monate nach seiner Thronbesteigung ist Charles III. zum britischen König gekrönt worden.

„Er lebt für Sex, Geld und Macht, die drei Grundübel aller Probleme der Menschheit“, sagt der Investigativjournalist Álvaro de Cózar, der den populären Podcast „Ex-Rey“ über das bewegte Leben des heute 85-Jährigen verfasst hat. „Es ist alles wie in einem Shakespeare-Drama.“ Das Playboy-Image des Monarchen, das lange Zeit unter den Teppich gekehrt wurde, drang letztlich voll und ganz ins Licht der Öffentlichkeit.

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Eine Elefantenjagd, Liebesaffären und Finanzskandale

Der endgültige Niedergang von Juan Carlos begann mit einer Elefantenjagd in Botswana im Jahre 2012. Man nahm es dem früheren Unterstützer der Umweltstiftung WWF sehr übel, dass er sich an einer solchen Jagd beteiligt und dabei hohe Geldsummen verprasst hatte – zu einer Zeit, da sein Land unter einer heftigen Wirtschaftskrise litt. Hinzu kamen neben Liebesaffären auch Enthüllungen über diverse Finanzskandale mit fragwürdigen Geschäften insbesondere in Saudi-Arabien. Die Beliebtheit des spanischen Königshauses fiel auf einen solchen Tiefpunkt, dass darüber keine amtlichen Statistiken mehr verbreitet wurden. Privaten Umfragen zufolge hat sich dieser Trend nach der Thronbesteigung von Felipe VI. wieder etwas umgekehrt.

Felipe gilt als Gegenpol seines Vaters. Der frühere olympische Segler, der fünf Sprachen spricht, gibt sich als braver Familienvater, was bei der Bevölkerung gut ankommt. Fotos von ihm und seiner attraktiven Frau Letizia, einer früheren Fernsehmoderatorin, sowie den beiden Töchtern Leonor und Sofia stehen für eine Stabilität, die Juan Carlos kaum vermitteln konnte. Das hat dem Journalisten de Cózar zufolge das spanische Königshaus gerade noch retten können.

Doch die anhaltenden Skandale des Ex-Königs belasten das Haus der Bourbonen auch weiterhin. Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass Juan Carlos, der inzwischen in Abu Dhabi lebt, von Saudi-Arabien mehr als 100 Millionen Dollar für dubiose Geschäfte mit spanischen Firmen erhielt. Sein Sohn Felipe erklärte daraufhin, dass er auf jedes Erbe seines Vaters verzichten und ihm außerdem sein jährliches Gehalt entziehen werde.

Ein Strafverfahren gegen Juan Carlos wegen mutmaßlicher Korruption und Geldwäsche wurde von Schweizer und spanischen Ermittlern abgelehnt. Seine langjährige Geliebte Corinna Larsen, besser bekannt als Corinna zu Sayn-Wittgenstein, verklagte ihn indessen in London wegen Zufügung „großer psychischer Schmerzen“, weil er ihr nach dem Ende ihrer Beziehung spanische Agenten auf den Hals gesetzt haben soll. Sie war bei der umstrittenen Elefantenjagd in Botswana dabei und soll ebenfalls von Zahlungen aus Saudi-Arabien profitiert haben.

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Ähnliche Herausforderungen für Charles?

Die linksgerichtete Partei Unidas Podemos, Teil der Koalitionsregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez, forderte unlängst, das Porträt von Juan Carlos aus der Bildergalerie des Parlaments zu entfernen. Parteisprecher Pablo Echenique bezeichnete den Ex-König als Kriminellen, der Geld vom Volk gestohlen habe. Nicht alle Spanier wollen diesem harschen Urteil zustimmen. Viele halten es Juan Carlos weiterhin zugute, dass er das Land nach dem Tod des langjährigen Diktators Francisco Franco erfolgreich zur Demokratie führte und sich 1981 auch einem Putschversuch des Militärs entgegenstellte.

Doch zumindest bei den jüngeren Spaniern können diese Errungenschaften der Vergangenheit die Skepsis gegenüber ihrem Königshaus nicht mehr wettmachen. Und ganz ähnlich sei die Situation auch in Großbritannien, sagt der britische Schriftsteller William Chislett, der als Spanien-Experte 1977 ein langes Interview mit Juan Carlos führte.

Für König Charles kommt erschwerend hinzu, dass er wohl immer im Schatten seiner verstorbenen Mutter stehen wird. Denn diese habe die Messlatte sehr, sehr hoch gehängt, meint der spanische Journalist de Cózar: „Königin Elizabeth war die Chefin aller Königlichen in Europa. Sie hat Standards gesetzt, an die kaum jemand herankommen kann.“

RND/AP

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