Xavier Naidoo: Entsetzen über mutmaßlich fremdenfeindliches Video – RTL fordert Erklärung
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Xavier Naidoo.
© Quelle: dpa
“Ihr seid verloren. Ihr macht nicht mal den Mund für euch auf. So nehmen Tragödien ihren Lauf”: Mit diesen Worten beginnt ein Video des Sängers Xavier Naidoo, das seit Dienstagabend in sozialen Medien vielfach geteilt und scharf kritisiert wird. Recht unverhohlen rappt der 49-Jährige darin über eine angeblich durch Flüchtlinge ausgehende Gefahr für Deutschland. Wann der 55 Sekunden lange Clip aufgenommen wurde, ist unklar. Sein Haussender RTL, für den er in der Jury von “Deutschland sucht den Superstar” sitzt, fordert aber bereits eine Erklärung des Söhne-Mannheims-Star auf Twitter.
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Unter anderem singt Naidoo in dem Video: “Ich hab fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt.” Naidoo greift damit eine häufig von Rechten verbreitete Behauptung auf, jeden Tag würde ein Geflüchteter in Deutschland einen Menschen töten. Darauf, dass das falsch ist, weist im Zusammenhang mit dem Naidoo-Video unter anderem der Journalist Felix Huesmann hin.
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Weiter sagt Naidoo in dem Video unter anderem: “Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden. Sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden. Und ihr steht seelenruhig nebendran. Schaut euch das Schauspiel an, das euch alle beenden kann. Weit und breit ist hier kein Mann, der dieses Land noch retten kann. Hauptsache es ist politisch korrekt – auch wenn ihr daran verreckt.”
Laut “t-online” wurde das Video zusammen mit zwei anderen am Montag in einer Telegram-Gruppe hochgeladen. In den beiden anderen Clips nimmt Naidoo direkt Bezug auf den Tod von Daniel H. in Chemnitz, der von einem 24-jährigen Syrer mit einem Messer getötet wurde. Unter anderem kritisiert der Sänger die Bewegung “Wir sind mehr”: “Doch in Wahrheit seid ihr einfach nur peinlich, und deutschland-feindlich, denn ihr seid leer”, singt Naidoo.
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“Keine Bühne für Rassisten”
Auf Twitter üben viele scharfe Kritik an den mutmaßlichen Aussagen Xavier Naidoos. Der Journalist und Redaktionsleiter der ARD-Sendung “Monitor”, Georg Restle, schreibt: “Keine Bühne für Rassisten und geistige Brandstifter. Erst recht nicht nach Hanau, Halle, Kassel! @RTLde #Naidoo”.
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Der deutsch-türkischer Autor Oğuz Yılmaz schreibt: “Dieses Video macht mich einfach so fucking wütend. Nicht unbedingt das, was er sagt, weil das nicht wirklich neu ist. Sondern weil #Naidoo das einfach machen kann und keine Konsequenzen befürchten muss. Weil es halt seine ‘Meinung’ ist.”
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Am Mittwochvormittag äußert sich auch Naidoos Sender RTL in einem Tweet und schreibt: “1. Wir distanzieren uns von jeglicher Form von Rassismus 2. Auch wir sind irritiert von dem aufgetauchten Video 3. Wir erwarten klare Antworten von Xavier”. Auf dpa-Anfrage fügte RTL noch hinzu: „RTL distanziert sich ganz klar von Rassismus in jeglicher Form. Wir klären mit Xavier, was es damit auf sich hat“ - man werde sich so bald wie möglich äußern. Naidoo sitzt derzeit mit Dieter Bohlen in der Jury der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). An diesem Samstag geht die Show in die Live-Phase. Ob Naidoo dann noch Juror ist, sagte RTL am Mittwoch zunächst nicht.
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Naidoo veröffentlichte am Mittwochnachmittag ein Statement auf seinem Instagramkanal. Darin heißt es: “Xavier hat ganz entschieden Vorwürfe wegen eines in den Sozialen Medien zirkulierenden Videos mit einem Text aus dem Jahre 2018 zurückgewiesen. Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit sind ihm völlig fremd, auch wenn er sich zuweilen emotional künstlerisch äußert.”
Dann wird der Künstler selbst zitiert mit den Worten: “Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander. Das bedeutet für mich aber auch, dass alle in der Verantwortung sind, wachsam gegenüber Angriffen auf ein friedliches Miteinander zu sein, egal aus welcher politischen Richtung und ungeachtet der Herkunft. Unsere Demokratie muss wehrhaft sein, um auch weiterhin ein Leben in Frieden und Eintracht führen zu können. Ich gehe nicht zuletzt als Christ fest davon aus, dass der weit überwiegende Anteil der Menschheit dies auch will.
Tragische Gewalttaten wie etwa in Chemnitz, Halle, Hanau und andernorts gilt es zu verhindern, es kann auch nicht sein, dass etwa jüdische Schulkinder verstärkt Angst vor antisemitischen Übergriffen haben müssen. Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschland und hat sich natürlich an Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers gehalten. Diese Selbstverständlichkeit sollte für alle gelten - auch wenn nur ein sehr kleiner Teil dies missverstanden hat. Aber gerade dieser kleine Teil belastet alle anderen, die hierdurch in “Sippenhaft” genommen und durch eine erschreckende Zunahme an Gewaltakten in Gefahr gebracht werden.”
Xavier Naidoo stand immer wieder in der Kritik
Naidoo wurde in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Gedankengut zu bedienen. Ins politische Abseits hatte sich der Sänger auch mit einem Auftritt am Tag der Deutschen Einheit 2014 gebracht. Vor dem Bundeskanzleramt trat Naidoo am Rande einer Demonstration von Reichsbürgern auf, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. Wenig später zog der Norddeutsche Rundfunk die Nominierung Naidoos für den Eurovision Song Contest (ESC) nach öffentlichen Protesten zurück. Vor zwei Jahren geriet Naidoo wegen des Lieds “Marionetten” ins Abseits. Er selbst rechtfertigte den Text als “zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen”.
Der Text des Xavier Naidoo-Videos im Wortlaut
“Ihr seid verloren. Ihr macht nicht mal den Mund für euch auf. So nehmen Tragödien ihren Lauf. Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden. Sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden. Und ihr steht seelenruhig nebendran. Schaut euch das Schauspiel an, das euch alle beenden kann. Weit und breit ist hier kein Mann, der dieses Land noch retten kann. Hauptsache es ist politisch korrekt – auch wenn ihr daran verreckt. Und nochmal: Ich hab fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt. Dann muss ich harte Worte wählen, denn keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt’s mit mir zu tun! Lass uns das beenden – und zwar nun. Ihr seid verloren.”
Mit dpa