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Worauf sollten wir uns einstellen?

Sechs Prognosen für unseren Sommerurlaub – und wie wir mit ihnen umgehen

Der Schatten eines Flugzeuges über Meer, Strand und Palmen.

Ab in den Flieger und ans Meer: Davon träumen 2023 viele Menschen.

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Die Deutschen sind urlaubsreif. Und sie haben nach drei Krisenjahren jede Menge Nachholbedarf: Jeder und jede Dritte verspürt ein stärkeres Urlaubsbedürfnis als im vergangenen Jahr.

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An diesem Montag beginnt in Berlin die weltweit größte Reisemesse ITB. Die Branche ist in guter Stimmung: „Wir sind optimistisch, was das Reisejahr 2023 betrifft. Unsere Erwartung ist, das Umsatzniveau des Vor-Corona-Rekordjahres 2019 zu knacken“, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

Alles gut also? Nicht so ganz. Die Inflation sorgt für schrumpfende Reisebudgets, gleichzeitig steigen die Preise für Flüge und Hotels, die Tourismusbranche leidet nach wie vor unter Personalmangel. Auf welche Entwicklungen und Probleme müssen sich Reisende 2023 einstellen – und wie können sie darauf reagieren? Ein Überblick.

1. Die Frühbucher grasen den Markt ab

Während der Corona-Krise haben die Deutschen deutlich kurzfristiger gebucht. Grund dafür waren die sich ständig ändernden Pandemieregeln. Doch diese Zeiten sind passé. „Die Frühbucher sind zurück“, sagt Fiebig. Seit Beginn des Geschäftsjahres im November 2022 lägen die Neubuchungseingänge fast kontinuierlich über denen von vor der Pandemie. „Die Reiseweltmeister sind zurück.“

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Der Urlaub für den Sommer 2023 wird wieder früh gebucht.

Der Urlaub für den Sommer 2023 wird wieder früh gebucht.

Das bestätigt Tui-Sprecher Aage Dünhaupt. Bei Deutschlands größtem Reiseveranstalter sind für den Sommer „viele interessante Reiseziele sehr gut gebucht beziehungsweise manche Zimmerkategorien nicht mehr verfügbar“. Auch Unterkünfte an der deutschen Küste seien im Sommer teilweise schon zu mehr als zwei Dritteln ausgebucht, heißt es vom Ferienhausportal Hometogo.

Was Reisende tun können

Wer die feste Absicht hat zu reisen, sollte nicht zu lange warten. Dann ist die Auswahl größer und die Preise sind oftmals niedriger. Veranstalter locken aktuell mit Frühbucherrabatten zwischen 30 und 50 Prozent. Denn je früher die Kapazitäten gebucht werden, desto größer ist die Planungssicherheit. Das gilt auch für Airlines und Hotels.

Auf viele Last-minute-Schnäppchen sollten Reisende 2023 nicht setzen, vor allem nicht an besonders beliebten Zielen. „Bedeutend günstiger wird es vermutlich – auch wegen der hohen Nachfrage – nicht mehr“, so Fiebig. Wer spontan bucht, muss auch in puncto Reiseziel und Unterkunft flexibel sein. „Die tollen Hotels an schönen Stränden werden dann schon lange weg sein“, prognostiziert Dünhaupt.

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2. An beliebten Urlaubszielen wird es voll

Strände, Buchten und Seen sind das Sehnsuchtsziel der Menschen: „Mehr als drei Viertel der Reisen im Sommer haben einen Bezug zum Wasser“, sagt Dünhaupt. Ostsee und Nordsee spielen dabei nach den Corona-Jahren wieder eine kleinere Rolle. 26 Prozent planen einen Urlaub in Deutschland, 2021 waren es noch 37 Prozent. Das geht aus der Reiseanalyse 2023 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor. Mehr als die Hälfte zieht es ins Ausland: 38 Prozent wollen ans Mittelmeer, 17 Prozent in eins der Nachbarländer, 6 Prozent wollen eine Fernreise machen.

Die Top-3-Ziele sind laut DRV die Türkei, Spanien und Griechenland. Besonders angesagt sind die griechischen Inseln Kreta, Rhodos, Kos, Santorin und Mykonos. „In manchen Orten sind bereits jetzt 50 Prozent der Kapazitäten gebucht“, so Dünhaupt. Was Reisende tun können: Wer keine Lust auf Trubel hat, sollte abseits der Klassiker schauen. Wie wäre es mit Menorca statt Mallorca, Slowenien statt Spanien, Albanien statt Griechenland oder Montenegro statt Kroatien?

3. Urlaub wird teurer

Ob Flug, Ferienhaus, Hotel oder Restaurant: Der Sommerurlaub dürfte in diesem Jahr deutlich teurer werden. Schuld sind die Inflation, Personalmangel und geringere Kapazitäten.

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In Deutschland wollen zwei Drittel der Vermieter von Ferienunterkünften die Preise für 2023 erhöhen. Das Buchungsportal Holidaycheck berichtete kürzlich von Preissteigerungen in den allermeisten Urlaubsländern – die Lieblingsinsel der Deutschen bildet da keine Ausnahme. „Der Mallorca-Urlaub wird dieses Jahr 33 Prozent teurer sein als im Vorjahr“, zitiert die „Mallorca Zeitung“ Juan Ferrer, Chef der Qualitätsoffensive Palma Beach an der Playa de Palma. Das betreffe auch das Einkaufen, durch die Insellage seien die Preise auf Mallorca noch stärker als auf dem Festland angehoben worden.

Tui-Sprecher Dünhaupt weist jedoch darauf hin, dass die Preise von Pauschalreisen deutlich weniger als die allgemeine Inflation stiegen. „Das hat den Hauptgrund, dass wir große Flug- und Hotelkapazitäten bereits im vergangenen Sommer eingekauft haben. Auch Kerosin ist wieder etwas günstiger geworden.“

Inflation in Deutschland sorgt wieder für Anstieg der Preise

Nach einer Abschwächung im Dezember hat die Inflation in Deutschland zu Beginn des Jahres wieder an Tempo gewonnen.

Was Reisende tun können:

Vergleichen und flexibel sein. Es hilft, An- und Abreisedaten zu variieren. Wer nicht an die Ferienzeiten gebunden ist, sollte außerhalb der Hochsaison nach Angeboten schauen. Die Flugpreise variieren von Airport zu Airport – vor allem, wenn in einem Bundesland gerade Ferien sind, im Nachbarland aber nicht. Auch ein Blick ins grenznahe Ausland kann lohnen. Bei vielen Pauschalreisen ist das Zug-zum-Flug-Ticket inkludiert, dann entstehen auch keine zusätzlichen Kosten für die Anfahrt.

Wer nach Hotels oder Ferienhäusern sucht, sollte nicht nur auf die erste Strandlage oder das beliebte Stadtviertel setzen – und auch andere Reiseländer in Betracht ziehen. Laut dem Vergleichsportal Check 24 sind die Türkei, Bulgarien und Tunesien günstige Ziele für den Sommer.

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Die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt, und die Preissensibilität steigt erkennbar.

Norbert Fiebig,

Präsident des Deutschen Reiseverbandes

4. Budgetunsicherheit wächst

Der Urlaub wird teurer – gleichzeitig spüren die Deutschen die Auswirkungen der Inflation im eigenen Portemonnaie. Das Zutrauen, genug Geld für Urlaubsreisen 2023 zu haben, ist deutlich niedriger als in den Vorjahren, heißt es in der FUR-Reiseanalyse.

29 Prozent der Menschen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer persönlichen wirtschaftlichen Lage. Damit liegt der Anteil deutlich höher als im Vorjahr mit 18 Prozent. Und fast jeder vierte Befragte (23 Prozent) gab sogar an, sich gar keinen Urlaub leisten zu können. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als vor drei Jahren.

Besonders stark belastet seien die Haushalte mit geringeren und mittleren Einkommen, so DRV-Präsident Fiebig. „Die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt, und die Preissensibilität steigt hier erkennbar.“

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Was Reisende tun können:

„Um bei der Reisebuchung Geld zu sparen, bietet sich die Beratung im Reisebüro an. Die Profis dort kennen Tricks und Kniffe, um möglichst preiswert in den Urlaub zu kommen“, sagt Fiebig.

All-inclusive-Angebote bringen Budgetsicherheit – gerade für Familien mit Kindern ein Vorteil. Denn dann fallen keine Zusatzkosten wie für das Essen im Restaurant an. „Aktuell sind mehr als die Hälfte der Buchungen All-inclusive-Angebote“, teilt Tui-Sprecher Dünhaupt mit. Vor allem in der Türkei, Ägypten oder Tunesien seien solche Komplettpakete sehr gefragt.

Aktuell sind in der Branche die Personalengpässe europaweit noch nicht vollständig überwunden.

Lufthansa-Sprecher

5. Probleme im Flugverkehr möglich

Den Personalmangel im Luftverkehr bekamen Reisende bereits 2022 zu spüren: Flugausfälle, lange Wartezeiten und zurückgelassene Koffer waren die Folge. Entspannung scheint derzeit nicht in Sicht. „Aktuell sind in der Branche die Personalengpässe europaweit noch nicht vollständig überwunden“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Die Airline streicht aus diesem Grund bereits jetzt ihren Sommerflugplan zusammen.

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Auch an den Flughäfen läuft noch nicht alles glatt: „Die Flugzeugabfertigung bleibt wegen begrenzter Personalressourcen weiterhin herausfordernd“, sagt Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Die Dienstleister hätten in den vergangenen Monaten ihre Anstrengungen zwar verstärkt, qualifiziertes Personal für die Bodenabfertigung zu gewinnen, doch dieses sei nicht ausreichend verfügbar – „trotz erheblich gestiegener Löhne“, so von Randow.

Was Reisende tun können:

Rechtzeitig am Flughafen sein und vor allem zum Ferienstart mehr Zeit einplanen. Von Randow rät außerdem dazu, sich online einzuchecken und das Gepäck an Self-Check-in-Automaten abzugeben. Die Möglichkeiten seien deutlich ausgebaut worden. Außerdem können Reisende an immer mehr Flughäfen Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle buchen – zum Beispiel in Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf und Köln/Bonn. Das Angebot ist kostenlos und soll helfen, schneller durch den Securitycheck zu gelangen.

6. Nachhaltigkeit spielt nur eine kleine Rolle beim Buchen

Die Reisebranche will nachhaltiger werden. Sie setzt dabei auch viel auf die Eigeninitiative von Urlauberinnen und Urlaubern. So hat die Lufthansa einen neuen Ökotarif eingeführt. Mit ihm sollen Reisende gegen Aufpreis für einen 100-prozentigen Ausgleich der CO₂-Emissionen ihres Fluges sorgen können.

Doch laut einer aktuellen Studie des ADAC zum Reiseverhalten stehen Kriterien wie CO₂-Fußabdruck, faire Arbeitsbedingungen am Urlaubsort, ökonomische Nachhaltigkeit oder nachhaltige Lebensmittel in der Unterkunft ganz am Ende der Prioritätenliste bei der Buchungsentscheidung. Nur 5 bis 10 Prozent der Befragten seien bereit, einen „moderaten Aufpreis“ zu zahlen.

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Was Reisende tun können:

Zug statt Flugzeug – das spart viel an CO₂-Emissionen ein. Länder wie Italien, Polen, Frankreich oder Österreich lassen sich gut per Bahn erreichen. Unterkünfte, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, erkennen Reisende an offiziellen Labels. In Europa gelten das Ecolabel oder das Europäische Umweltzeichen. International können Reisende auch auf das Tourcert-Label (CSR) oder auf Green Globe achten.

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