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Experten fürchten: Flugverkehr könnte sich erst 2029 normalisieren

Geparkte Maschinen auf der Landebahn in Frankfurt am Main während des Groundings im Frühjahr.

Geparkte Maschinen auf der Landebahn in Frankfurt am Main während des Groundings im Frühjahr.

Brüssel. Fast eine Million Passagierflüge sind wegen der Corona-Krise seit dem 1. März ausgefallen. Das bedeutet im Jahresvergleich einen Passagierrückgang um 83 Prozent, wie die europäische Luftsicherheitsorganisation Eurocontrol jetzt berichtete. Nach einer leichten Erholung im Sommer gehe aktuell die Zahl der Flüge wieder zurück, wie Eurocontrol-Generaldirektor Eamonn Brennan erklärte.

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Unter den zehn größten deutschen Flughäfen musste Berlin-Tegel mit minus 83 Prozent den prozentual höchsten Rückgang der Flugbewegungen hinnehmen. Am besten schlugen sich noch die Frachtdrehkreuze Köln/Bonn (minus 47 Prozent) und Leipzig/Halle (minus 13 Prozent). Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt waren 62 Prozent weniger Flugzeuge unterwegs.

Lufthansa verzeichnet 68 Prozent weniger Flüge

Bei den Airlines blieb zwar die Lufthansa in der vergangenen Woche mit durchschnittlich 383 Starts und Landungen am Tag der mit Abstand größte Anbieter. Das war aber ein Rückgang von 68 Prozent im Vergleich zur gleichen Kalenderwoche 2019. Noch größere Rückgänge gab es bei der Lufthansa-Touristiktochter Eurowings (minus 80 Prozent) und Ryanair (minus 77 Prozent).

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Und die Prognose für die nächsten Jahre sieht Brennan zufolge nicht besser aus: „Selbst im positivsten Szenario erwarten wir keine Erholung auf das Niveau von 2019 vor 2024. Es besteht aber eine sehr reale Aussicht, dass diese Erholung noch länger dauern könnte, vielleicht bis 2029.“ Dies sei „ein katastrophales Bild für die Luftfahrt“, so der Generaldirektor. Schätzungen der Air Transport Action Group zufolge sind rund 4,8 Millionen Arbeitsplätze in der Luftfahrtbranche gefährdet.

Die Eurocontrol-Prognose basiert auf drei Szenarien: Das erste nimmt an, dass Reisenden bis zum Sommer 2021 in großem Umfang ein Corona-Impfstoff zur Verfügung gestellt wird oder die Pandemie endet. In diesem Fall kehre der Luftverkehr bis 2024 auf das Niveau von 2019 zurück. Dies ist die gleiche Perspektive, mit der auch der Airline-Dachverband IATA arbeitet. Szenario 2 von Eurocontrol beruht auf der Annahme, dass der Impfstoff Reisenden bis zum Sommer 2022 in großem Umfang zur Verfügung steht, dann würde der Luftverkehr erst 2026 auf das Niveau von 2019 zurückkehren. Im dritten und pessimistischsten Fall bliebe das Passagiervertrauen weiterhin gering und der Impfstoff wäre nicht wirksam, das hätte eine Erholung erst bis 2029 zur Folge.

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Das Fazit von Eurocontrol: Die Prognose zeige, wie sehr die Entwicklung des Luftverkehrssektors von einem schnell wirksamen Impfstoff und dem Vertrauen in der Öffentlichkeit abhänge.

Viele Airlines setzen auf Corona-Tests für Passagiere

Für die Luftfahrtbranche ist die Nachricht über den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer daher Grund zur Hoffnung. Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech hatte am Montag mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat laut Studie einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 biete. „Seit langer Zeit ist die Erfolgsmeldung von Biontech zum Impfstofftest ein erstes positives Signal – nicht nur für unsere Industrie“, sagte Austrian-Airlines-Chef Alexis von Hoensbroech dem Luftfahrtmagazin „Aerotelegraph“.

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Weil es aber von der Zulassung bis zur flächendeckenden Akzeptanz und Verfügbarkeit noch ein langer Weg sei, treibe man weiterhin eigene Lösungen voran – Hoensbroech verwies hier auf das Schnelltestprojekt der Fluggesellschaft. Damit wolle man Reisefreiheit und Gesundheitsschutz vereinen, bis eine umfassende Impflösung etabliert wurde. Mehrere Airlines bieten ihren Kunden inzwischen Corona-Tests vor dem Flug an, Deutschlands größte Airline Lufthansa hat auf der Strecke München-Hamburg mit dem angekündigten Probelauf mit Corona-Schnelltests für alle Passagiere begonnen.

mit dpa

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