Magische Nächte in Europa
Auch als Eintracht Frankfurt seine Fans noch nicht mit berauschendem Fußball in Europas Stadien begeisterte, schuf das Publikum schon Festtagsstimmung. RND-Kolumnist Ronald Reng meint: Inzwischen haben es die Fans geschafft, die Spieler auf dem Platz zu infizieren.
Vor zehn Jahren schaute ich bei Eintracht Frankfurt oft lieber den Zuschauern als den Fußballern zu. Die Mannschaft bot bestenfalls Mittelmäßiges, doch das Publikum schuf dazu eine Festtagsatmosphäre. Das ist an vielen Orten so, wo die Tradition größer als die Gegenwart ist, etwa beim 1. FC Köln oder bei Dynamo Dresden. Bloß in Frankfurt trat nun der Fall ein, dass die Fans die Mannschaft auf ihr Niveau zogen. Die Leidenschaft des Publikums ist der Ursprung all der magischen Frankfurter Pokalnächte, die bis ins Europa-League-Finale führten.
Während die Anhänger in Köln oder Dresden eine großartige Kulisse bleiben, infizierte das Frankfurter Publikum die Spieler. Es gibt Profis bei der Eintracht, die können wenig Deutsch, aber fehlerfrei die Fanlieder singen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Eintracht die Kraft der Gefühle für ekstatische Siege nutzt. Ihr Vorstandsvorsitzender Axel Hellmann erkannte, dass die Fans der größte Wert des Klubs sind. Er förderte gezielt, dass deren Leidenschaft zum Grundgefühl des ganzen Klubs wurde.