Abgasaffäre

Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass zahlreiche weitere Dieselkäufer einen Anspruch auf Entschädigung haben können: Auch die sogenannten Thermofenster können Autobauer teuer zu stehen kommen. Nun steht eine neue Klagewelle bevor, obgleich manch Autobauer noch auf weitere Gerichtsentscheidungen hofft.

„Ich habe die Vorwürfe insgesamt einzuräumen“: Der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler hat zugegeben, vorsätzlich Hunderttausende Kunden und Kundinnen betrogen zu haben. Es ist der Höhepunkt in der juristischen Aufarbeitung des VW‑Diesel­skandals. Doch Reue zeigte Stadler auch am 168. Prozesstag nicht.

Nachdem er die Betrugsvorwürfe jahrelang bestritten hatte, stimmte Stadler am Mittwoch einem Deal mit dem Landgericht München zu.

Selten kann man das Ringen um ein Urteil so hautnah verfolgen. Staatsanwälte wollen 2 Millionen Euro vom einstigen Audi-Chef für ein Geständnis um den Betrug im VW-Dieselskandal. Dem Gericht reichen 1,1 Millionen Euro – und der Topmanager braucht Bedenkzeit.

Es ist das erste Geständnis eines früheren Topmanagers aus dem VW-Konzern im Dieselabgasskandal. Ob es ihm den Gang ins Gefängnis erspart, ist unklar. Und der prominenteste unter den Angeklagten feilscht noch.

Im Mammutprozess um Abgasbetrug bei Audi dampft der Richter die Vorwürfe ein. Falls Rupert Stadler und zwei Mitangeklagte gestehen, winkt eine Strafe auf Bewährung.

Umweltforscher erinnern daran, dass mutmaßlich nahezu alle Autobauer bei der Abgasreinigung betrogen haben. Allein in Deutschland fahren noch mehr als sechs Millionen Diesel-Pkw auf den Straßen, die viel zu viel giftige Stickoxide in die Luft blasen.

Umweltforscher legen eine Datenauswertung vor, die zeigt, wie systematisch der Abgasbetrug in der Autobranche durchgezogen wurde. Behörden machten es den Konzernen mit laschen Überprüfungen einfach. Jetzt muss konsequent gehandelt werden, um Abschalteinrichtungen aus dem Verkehr zu ziehen, meint Frank-Thomas Wenzel.

Ein Urteil des EuGH macht es Besitzern von Dieselautos mit unzulässiger Abgastechnik leichter, die Hersteller zu verklagen. Der Deutsche Richterbund erwartet nun eine Klagewelle. Die Zivilgerichte gerieten dadurch an ihre Belastungs­grenze.

BMW, Mercedes-Benz und Audi sollen in Südkorea eine Millionen-Strafe zahlen: Die Wettbewerbsbehörde des Landes wirft den deutschen Autokonzernen vor, die Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen mit einer Software manipuliert zu haben. Mercedes-Benz Korea wies das zurück.

Der Umweltverband klagt wegen Softwareupdates, die die Betrugssoftware eigentlich beseitigen sollte: Nach Überzeugung der Expertinnen und Experten entsprechen die Fahrzeuge immer noch nicht den Vorschriften. Und Unterlagen von Bosch sollen beweisen, dass die Hersteller bereits 2006 Absprachen getroffen haben.

Der „Spiegel“ und der Bayerische Rundfunk berichten, dass ihnen bislang unveröffentlichte Dokumente zum Abgasskandal in der deutschen Autoindustrie vorliegen. Dabei handele es sich um geheime Unterlagen des Zulieferers Bosch. Die Deutsche Umwelthilfe fordert Konsequenzen.

Niemand hört mehr auf die Autobranche. Das ist verständlich, aber falsch. Der Wechsel zur E‑Mobilität braucht mehr politische als finanzielle Hilfe, meint Stefan Winter.

Der frühere Konzernchef Martin Winterkorn und drei weitere Ex-Topmanager zahlen wegen des Dieselskandals Rekord-Entschädigungen an Volkswagen. 2015 wurde der Skandal publik. Eine Chronologie.

Es war ein denkbar schwerer Gang für Martin Winterkorn, damals, im Januar 2017. Der Ex-VW-Chef musste vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Abgasaffäre Stellung nehmen. Hier die wichtigsten Aussagen.