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Milliardenstrafe für Versicherungsriesen

Ende mit Schrecken für Allianz in den USA

Eine Tochterfirma der Allianz in den USA musste schweren Betrug eingestehen.

Eine Tochterfirma der Allianz in den USA musste schweren Betrug eingestehen.

München. Es waren wieder einmal einige wenige Personen. So steht es in der Mitteilung des Versicherungsriesen Allianz zu einer Einigung mit US-Behörden, die es in sich hat. Zusammengefasst kostet sie den Dax-Konzern finanziell 5,6 Milliarden Euro, kaum abschätzbare Geschäftsmöglichkeiten am weltgrößten Finanzmarkt USA und viel Ansehen. „Ich bin ziemlich sprachlos“, sagt Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Allianz habe immer den Nimbus hochgehalten, für ihre Kunden sicher anzulegen und nun das. Es geht um Milliardenverluste für US-Anleger durch jahrelangen, schweren Betrug, den die US-Börsenaufsicht SEC und das US-Justizministerium aufgedeckt haben.

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Erkennbar wurde der Skandal Anfang 2020, als die Pandemie schwere Schockwellen auch auf den Finanzmärkten ausgelöst hatte. In den USA war die dortige Allianz-Tochter AGI damals mit einem Anlagevehikel namens Structured Alpha aktiv, in deren Fonds über 100 institutionelle Anleger zur Altersvorsorge von Lehrern oder U-Bahnfahrern in der Spitze elf Milliarden Dollar angelegt hatten. Das wurde als besonders sicher beworben, war aber nach SEC-Erkenntnissen von Anfang an hoch riskant.

Um das zu verschleiern haben AGI-Manager Risikoberechnungen krass geschönt und auf dem Papier dann eingetretene Wertverluste systematisch nach unten manipuliert, konnten US-Behörden aufdecken. Dann wurden die Lügen von der Realität eingeholt. Einige der AGI-Fonds mussten abgewickelt werden. Drei ehemalige AGI-Manager, darunter Investment-Chef Greg Tournant, den die Allianz Ende 2021 entlassen hatte, werden von der US-Justiz der Verschwörung, des Wertpapier- und Anlagebetrugs sowie der Behinderung der Justiz beschuldigt. Tournant hat sich den Behörden gestellt, die AGI US ein Schuldeingeständnis abgelegt.

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Die Münchner Allianz-Zentrale will lange nichts mitbekommen haben. Das US-Justizministeriums bestätige, dass keinerlei Hinweise auf Kenntnis von oder Beteiligung an dem Fehlverhalten seitens des Allianz-Mutterkonzerns mit Chef Oliver Bäte an der Spitze gefunden wurden, betonen die Münchner. Aktionärsschützerin Bergdolt hält das für glaubwürdig, aber auch für einen Fall krassen Kontrollversagens. Woher sollen Kunden, die der Allianz viel Geld anvertrauen, nun wissen, ob so etwas wie in den USA nicht auch anderswo im Allianz-Reich schlummert, fragt wohl nicht nur sie sich.

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Milliarden Euro und US-Lizenz sind futsch

US-Behörden sind nicht zimperlich, wenn es um betrügerische Konzerne geht, so auch in diesem Fall. Sie haben Schadenersatz für US-Anleger und Strafen in Höhe von insgesamt 5,6 Milliarden Euro festgelegt, die die Allianz vorausahnend bereits komplett in ihrer Bilanz zurückgestellt hat. Dazu kommt, dass der AGI in den USA für zehn Jahre die Lizenz zur Ausgabe von Investment- und Rentenfonds entzogen wurde. Ihr bestehendes verwaltetes Vermögen im Volumen von 120 Milliarden Dollar muss auf die US-Investmentfirma Voya Financial in New York übertragen werden, die ihr Geschäftsvolumen damit auf einen Schlag verdoppelt. An Voya darf Allianz sich mit maximal einem Viertel beteiligen, hat also nicht mehr das Sagen über das Geschäft.

Der Wert der übertragenen Geschäfte ist zudem größer als der Wertanteil an Voya, räumt man bei der Allianz ein. Beziffern mag man den Wertverlust nicht. Zumindest die beiden anderen großen Allianz-Geschäfte in den USA mit dem Vermögensverwalter Pimco und Allianz Leben USA seien aber nicht von Geschäftseinschränkungen betroffen, betont der Konzern. Dafür habe die SEC eine Ausnahmegenehmigung zugesagt.

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Das ist eine ziemlich vernichtende Bilanz für einen Betrugsfall, den Bäte anfangs nicht wahrhaben wollte. Schadenersatzforderungen von US-Anlegern wurden lange als unbegründet zurückgewiesen, was erst anders wurde, als US-Behörden zu ermitteln begannen. Jetzt erklärt die Allianz alles für ausgestanden. Das sehen nicht alle so. „Es ist ein Imageschaden entstanden“, findet Bergdolt. Geld sei ein scheues Reh. Kunden könnten es sich nun zweimal überlegen, es der Allianz zur Altersvorsorge anzuvertrauen. In der Münchner Konzernzentrale will man diese Gefahr zumindest offiziell nicht sehen.

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