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Erster Schritt in eine Post-iPhone-Ära?

Das Mixed-Reality-Headset: Wie Apple in eine neue Dimension vordringen will

Die VR-Brille von Apple soll sportlicher aussehen als die bisherigen Modelle und virtuelle Reisen um die Welt massentauglich machen.

Die VR-Brille von Apple soll sportlicher aussehen als die bisherigen Modelle und virtuelle Reisen um die Welt massentauglich machen.

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Frankfurt am Main. Eins ist schon mal sicher: Das virale Marketing für die Entwicklerkonferenz WWDC von Apple funktioniert vorzüglich. Denn in Blogs und auf den Webseiten der Techfans wird aufgeregt diskutiert: Wird es wirklich am 5. Juni vorgestellt, das seit Jahren erwartete Mixed-Reality-Headset? Einiges spricht dafür. Es könnte der erste Schritt in eine Post-iPhone-Ära sein und zugleich die gesamte Technologiebranche durcheinanderwirbeln.

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Laut Mark Gurman vom Finanzdienst Bloomberg deuten zahlreiche Zeichen darauf hin, dass Apple Chef Tim Cook die WWDC-Konferenz zum Anlass für das Debüt ausgewählt hat. Schließlich habe eine Top-Managerin das Treffen Anfang Juni im Hauptquartier des Konzerns in Cupertino (Kalifornien) als das bisher „größte und aufregendste“ seiner Art beschrieben.

Bekanntes Design

Zudem weist Gurmann, der als bestens informiert in puncto Apple gilt, auf eine Grafik hin, mit der für die WWDC geworben wird. Sie zeigt auf den ersten Blick einen Regenbogen, der aber auch als Silhouette eines gebogenen Brillengestells herhalten kann. Gemeint sind Sport-Sonnenbrillen, die zum Skifahren und Radfahren genutzt werden. Dass VR/AR-Augengläser diese Form haben werden, ist für viele Experten unbestritten. So kann nämlich das gesamte Blickfeld des Nutzers abgedeckt werden, ohne eine schweres, backsteinartiges Gerät auf den Kopf setzen zu müssen – wie es bei den aktuellen Modellen der Fall ist, die der Facebook-Konzern Meta offeriert.

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Die weiteren, bislang bekannten spärlichen Hinweise zum Design lassen erahnen, dass das Headset aus Aluminium und Glas besteht und sich am Stil der Air-Pod-Max-Kopfhörer orientiert. Das Internet-Magazin Macworld berichtet, das Gerät sei mit zahlreichen Kameras und extrem hochauflösenden Displays (8K) ausgestattet.

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Gurman betont, dass die Leute von Apple die Möglichkeit des Umschaltens von VR auf AR als Highlight betrachten: Also den Wechsel von einer komplett virtuellen Ansicht auf eine Perspektive, die die reale Umwelt einbezieht, und zwar indem Kameras bewegte Bilder der Umgebung auf die Gläser projizieren. Eine digitale Krone an der Brille soll das Umschalten bewerkstelligen. Solch eine Krone wird bereits bei der Apple Watch eingesetzt, die 2015 eingeführt wurde und der bislang letzte Vorstoß von Apple in eine neue Gerätekategorie war.

Steuerung mit den Augen und den Fingern

Das Aktivieren von Apps soll mit einem „Augen-Hand-Tracking-System“ geschehen: Der Nutzer fixiert eine Anwendung und mit dem Zusammendrücken von Zeigefinger und Daumen wird das Programm gestartet. Der Vorteil: Controller für die Hände, die bei Geräten von Meta notwendig sind, werden überflüssig.

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Wozu das Ganze? Es soll Meetings mit neuen Qualitäten in virtuellen Konferenzräumen ermöglichen. Eine Variante bei Zwiegesprächen könnte sein, dass der Nutzer sich selbst und sein Gegenüber als lebensnahe Avatare sieht, die sich in einem virtuellen Raum befinden.

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Natürlich soll das Headset auch dazu dienen, Filme anzuschauen und vor allem Spiele zu spielen. Offenbar ist man in Cupertino bereits damit beschäftigt, Material aus dem Streaming-Angebot Apple TV+ fürs Headset umzumodeln. Auch mit Walt Disney und anderen Medienkonzernen soll es Verhandlungen über die Produktion von bewegten Bildern geben. Und der Computerriese will laut Gurman Entwickler dazu ermuntern, Spiele und Apps speziell für das neue Gerät zu programmieren, das den Namen Reality Pro tragen soll und für das ein neues Betriebssystem (xrOS) geschrieben wurde – ähnlich lief es seinerzeit beim iPhone.

Dass es eine enge Verzahnung mit anderen Apple-Geräten geben dürfte, ist selbstverständlich. So könnte Reality Pro wie ein externer Bildschirm eines Mac-Computers genutzt werden, ohne auf die Nutzung von Tastatur und Maus verzichten zu müssen. Über einen Preis von 3000 Dollar wird spekuliert und eine damit verbundene langsame Markteinführung – so wie einst bei der Apple Watch. Zuerst würden Profis und Nerds damit hantieren, was die Gelegenheit gibt, das Gerät so zu optimieren, dass es für den Massenmarkt tauglich wird.

Das Metaverse braucht Headsets

Gut möglich, dass Apple mit dem Headset gerade rechtzeitig kommt. Brillen, die virtuelle Realität (VR) und eine Verschmelzung von realer und digitaler Welt (AR) auf der Rückseite der Gläser zeigen, sind der wichtigste Schritt für sogenannte Metaverse-Anwendungen. Rajesh Kandaswamy von Marktforschungsfirma Gartner geht davon aus, dass bis 2027 vier von zehn großen Unternehmen weltweit, die neuen Möglichkeiten von VR und AR nutzen, um Events in virtuellen Räumen zu veranstalten, Verkaufsgespräche zu führen und Produkte zu präsentieren. Diverse Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 hier ein neues Geschäftsfeld mit einem Volumen von 100 Milliarden Dollar jährlich entstehen kann.

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Andreas Jahnke von der Unternehmensberatung Accenture sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), dass die Tourismusbranche zu den prädestinierten Nutzern zu zählen ist. „Wir sehen darin eine gute Möglichkeit, weitere Inspirationen für Reisende zu schaffen – schaut man sich beispielsweise den Grand Canyon in VR an, kann das einen sehr guten ersten Eindruck zu einem potenziellen Reiseziel vermitteln.“ Mit Hilfe von AR kann es Kunden zudem ermöglicht werden, einen Sitz im Flugzeug zu wählen oder ein Hotelzimmer bereits vor der Buchung zu erlebbarer zu machen.

Reisen sind bereits jetzt mit VR-Brillen möglich. Im Metaverse sollen Erlebnisse durch Projektionen und zahlreichen Gadgets mit der Realität verschmelzen.

Tourismus im Metaversum: Reisen wir bald alle virtuell?

Im Metaversum sollen Realität und virtuelle Welten miteinander verschmelzen. Das Reisen könnte dadurch ungeahnte Dimensionen annehmen: Zeitreisen, virtuelle Städtetrips und digitale Dschungelexpeditionen wären möglich. Tourismusexperte Armin Brysch gibt im RND-Interview einen Ausblick auf die Auswirkungen des Metaverse auf den Tourismus.

Idealerweise erweitere man diesen Service, sodass Kunden direkt Tickets innerhalb dieses Erlebnisses buchen können. Außerdem könnten Urlaubserlebnisse vor Ort angereichert werden. Möglichkeiten gebe es zur Genüge: So gebe es bereits virtuelle Expedition in die Antarktis. Oder eine Erkundungstour durch die japanische Stadt Kyoto. „Und stellen Sie sich nur einmal vor, wie beruhigend es wäre, wenn Sie Ihre Route durch die Londoner U-Bahn, die Pariser Metro oder ein anderes großes Verkehrssystem vor – oder sogar während – Ihrer Reise mit VR oder AR visualisieren könnten“, so Jahnke.

Virtualisierung als Geschäftsmodell

Auch Virtual-Reality-Rundgänge durch eine ganze Flugzeugflotte seien möglich. Dies hilft nicht nur den Kunden, sondern habe auch den zusätzlichen Vorteil, dass sich das Reinigungspersonal vor Arbeitsbeginn mit den einzelnen Kabinen vertraut machen kann. Eine andere Möglichkeit bietet sich für Hotels; diese könnten ihren Geschäftskunden virtuelle Rundgänge durch Tagungs- und Konferenzräume anbieten, um deren Eignung vor einer Veranstaltung zu prüfen.

Auch jenseits der Touristik sammeln viele Unternehmen und Branchen bereits erste positive Erfahrungen in virtuellen Räumen und im Metaverse – von Mode und Kosmetik, über Gastronomie bis hin zu Musik oder auch Immobilien. „Das Metaverse sollte als eine wirkliche Ergänzung des eigenen Geschäftsmodells betrachtet werden“, sagte der Accenture-Experte. Insbesondere für Industrie und Unternehmen: Die Besichtigung eines Lagerhauses oder die Kontrolle einer Fertigungsanlage, aber auch die virtuelle Durchführung von Einarbeitung und Weiterbildung seien denkbar und könnten Menschen über Kontinente hinweg zusammenbringen.

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