Bundesweiter Warnstreik: Wie es am Tag danach weitergeht
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Das leere Bahngleis der U-Bahn-Haltestelle Bonn Hauptbahnhof – am Dienstag fahren hier wieder Bahnen.
© Quelle: IMAGO/Marc John
Nach dem großen Warnstreik ist der Betrieb bei der Deutschen Bahn am Dienstagmorgen nach Unternehmensangaben wieder planmäßig angelaufen. „Im Fernverkehr fallen in den Morgenstunden lediglich noch einzelne, wenige Fahrten aus“, teilte ein Konzernsprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Diese seien für Fahrgäste ersichtlich.
Im Schienengüterverkehr sei es DB Cargo gelungen, durch Steuerung von Transporten vor dem Streik der Eisenbahngewerkschaft EVG für eine „stabile betriebliche Ausgangslage“ zu sorgen, hieß es weiter. Schon seit Montagabend würden die ersten Güterzüge aus dem Rückstau in den Rangierbahnhöfen wieder angefahren.
Die Gewerkschaften Verdi und EVG hatten den Bus-, Bahn- und Flugverkehr in Deutschland am Montag weitgehend lahmgelegt. Mit dem großangelegten Warnstreiktag wollte Verdi den Druck auf die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes erhöhen. Die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen hatte am Montag in Potsdam begonnen.
Der Flughafenverband ADV geht ebenfalls davon aus, dass der Luftverkehr schnell planmäßig anlaufen kann. Es sei nicht der erste Warnstreik dieser Art, auch wenn das Ausmaß dieses Mal groß sei, sagte eine Verbandssprecherin. In früheren Warnstreiks habe das Hochfahren weitgehend reibungslos funktioniert. Der Flughafen Frankfurt rät Reisenden dennoch, frühzeitig den Status ihres Fluges zu überprüfen und genug Zeit einzuplanen. Aufgrund des Streiks sei es möglich, dass es am Dienstag zu längeren Wartezeiten komme.
Deutsche Bahn zieht Bilanz nach Großstreiktag – und äußert Kritik
Verdi sprach vom größten Streik seit 1992. Die Gewerkschaften wollten mit ihrem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen erhöhen.
© Quelle: Reuters
Keine Osterstreiks
Für die Tage bis und während Ostern will zumindest die EVG keine Warnstreiks im Bahnverkehr mehr ausrufen. „Da wir nicht die Reisenden bestreiken wollen, sondern die Arbeitgeber, können wir mitteilen, dass wir über Ostern nicht verhandeln werden und damit auch nicht streiken“, teilte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch mit.
So eindeutig äußerte sich Verdi nicht, doch auch dort ließen die Verantwortlichen durchklingen, dass bis und über Ostern bislang nichts geplant ist. „Wenn das mit den Verhandlungen überhaupt nicht funktioniert, können wir uns das noch mal vorstellen“, sagte eine Bezirkssprecherin in Berlin. „Vor Ostern ist allerdings nicht realistisch.“
So geht es im öffentlichen Dienst weiter
Mit den bundesweiten Warnstreiks erhöhten die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen in ihren jeweiligen Tarifverhandlungen. Seit Montag läuft die dritte Verhandlungsrunde von Verdi und dem Beamtenbund mit Bund und Kommunen im öffentlichen Dienst. Angesichts der verhärteten Fronten war es unklar, ob bei der auf drei Tage angesetzten Runde ein Durchbruch gelingt.
Der Chef des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, brachte ein Scheitern ins Spiel. Für den Fall, dass die Arbeitgebenden ihr Angebot nicht deutlich nachbesserten, sagte er: „Wir würden dann wahrscheinlich in die Schlichtung gehen. Sollte die wiederum zu keinem Ergebnis führen, dann wird es mal wieder sehr dunkel in Deutschland. Dann werden wir in einen flächendeckenden, unbefristeten Arbeitskampf einsteigen müssen.“
So geht es bei den Eisenbahnen weiter
Die EVG verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Eisenbahnunternehmen über mehr Geld für rund 230.000 Beschäftigte. Die erste Verhandlungsrunde ging in der vergangenen Woche zu Ende. Die zweite startet der EVG zufolge am Mittwoch. Dann werde wieder nach und nach mit sämtlichen Bahnunternehmen verhandelt. Die Gespräche mit der Deutschen Bahn als größtem Arbeitgeber sind in diesem Rahmen für Ende April angesetzt. Auch hier gehen die Vorstellungen weit auseinander.
Mit den Warnstreiks versuchen die Gewerkschaften, Streikbereitschaft und Stärke zu signalisieren. Den Verkehr in Deutschland legten sie weitgehend lahm. Ob sie eine Einigung mit den Arbeitgebenden erschwert haben, muss sich zeigen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte zumindest Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten. „Viele, auch im öffentlichen Dienst, leiden dieser Tage unter den hohen Energiepreisen, unter der hohen Inflation. Deswegen ist es auch unsere Aufgabe, gemeinsam einen guten Abschluss zu finden.“
Die Deutsche Bahn wiederum betont immer wieder ihr großes Unverständnis darüber, in der am Mittwoch beginnenden zweiten Tarifrunde erst so spät dranzukommen. „Es ist sehr befremdlich, dass man heute streikt und erst in fünf Wochen bereit ist, wieder mit uns zu verhandeln“, sagte ein Sprecher. EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch wies hingegen darauf hin, dass der Verhandlungszeitplan mit allen Beteiligten noch vor der ersten Runde abgestimmt worden sei.
RND/dpa