Vom Pandemieboom in die Krise

Meta, Amazon und Co.: Runde zwei im Jobabbau

Logos für Apps der US-Internetkonzerne Google (von links nach rechts), Amazon und Facebook sind auf dem Display eines iPhone zu sehen.

Logos für Apps der US-Internetkonzerne Google (von links nach rechts), Amazon und Facebook sind auf dem Display eines iPhone zu sehen.

Frankfurt am Main. Jetzt rollt sie – die zweite Welle der Massenentlassungen bei den US-Hightech-Riesen. Den Anfang hat der Facebook-Konzern Meta gemacht, jetzt kommt Amazon hinzu. Expertinnen und Experten erwarten, dass weitere Unternehmen demnächst folgen. Allerdings gibt es auch wachsende Kritik an den Stellenstreichungen.

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Bei Amazon sollen weitere 9000 Mitarbeitende in den nächsten Monaten ihren Job verlieren. Nach einer Runde mit Stellenstreichungen im vorigen Spätherbst soll die Belegschaft damit insgesamt um 27.000 Frauen und Männer verkleinert werden. Die einigermaßen dürre Begründung des Konzernschefs Andy Jassy: „In Anbetracht der unsicheren Wirtschaftslage und der Ungewissheit, die für die nahe Zukunft besteht, haben wir uns entschieden, unsere Kosten und unseren Personalbestand zu straffen.“

Geld ausgeben wie die Rockstars der 80er-Jahre

So oder so ähnlich hören sich die Argumente fast aller Hightechmanager seit einigen Monaten an. Der Finanzdienst Bloomberg hat errechnet, dass bereits im Januar im US-Tech-Sektor 67.000 Stellen gestrichen wurden. Damit dürfte sich ein Trend massiv verstärken. Im gesamten vorigen Jahr waren nach den Daten der Beratungsfirma Challenger, Gray & Christmas nämlich nur knapp 100.000 Arbeitsplätze weggefallen. Der renommierte Analyst Dan Ives rechnet damit, dass in der Branche in diesem Jahr weitere 5 bis 10 Prozent der Jobs verschwinden. Für ihn ist das die Gegenreaktion auf eine heftige Aufstockung des Personals während der Pandemie, als Digitales und Computer einen Boom erlebten. Viele Unternehmen hätten in dieser Zeit das Geld ausgegeben „wie die Rockstars der 1980er-Jahre“.

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Meta-Chef Mark Zuckerberg hat 2023 nun zum Jahr der Effizienz erklärt. Er erläuterte den Beschäftigten aber auch, dass die Phase der Entlassungen und Umstrukturierungen „viele Jahre“ anhalten könne. Er kündigte zugleich an, dass zusätzlich 10.000 Jobs gestrichen und 5000 offene Stellen nicht wieder besetzt würden – nachdem bereits im November 11.000 Arbeitsplätze weggefallen waren. Vor allem die Bereiche Marketing und Kommunikation soll es nun treffen.

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Meta kämpft gegen den Bedeutungsverlust

Meta hat derzeit besonders schwer zu kämpfen. Viele werbetreibende Unternehmen sind sehr knauserig beim Schalten von Reklame auf Facebook – wegen einer eingetrübten Kauflaune. Hinzu kommt, dass der chinesische Konkurrent Tiktok immer mehr Nutzerinnen und Nutzer – vor allem junge Leute – zu sich herüberzieht. Und die zielgerichtete Werbung, die Facebook einst groß machte, funktioniert längst nicht mehr so gut wie früher, da Apple auf seinen iPhones den Schutz der Privatsphäre ausgebaut hat.

Diesem schleichenden Bedeutungsschwund will Zuckerberg mit dem Metaverse, einer komplett virtualisierten Welt, ein neues Konzept entgegensetzen. Doch davon ist bislang nicht viel zu sehen. Aber die dafür zuständige Sparte (Reality Labs) macht gigantische Verluste: Im vorigen Jahr waren es fast 14 Milliarden Dollar – Tendenz steigend. Das alles hat Anlegerinnen und Anleger verunsichert, deshalb wächst der Druck auf das Management, Kosten zu drücken.

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Es trifft auch Twitch und Amazons Cashcow AWS

Meta liegt in der Rangliste der Stellenstreichungen im Verhältnis zur Gesamtbelegschaft mit fast 25 Prozent weit oben. Noch heftiger fällt der relative Jobabbau unter den Hightechgrößen nur bei Twitter aus, wo der neue Eigner Elon Musk gut die Hälfte der Beschäftigten nach Hause geschickt hat.

Dagegen nimmt sich das, was bei Amazon geschieht, beinahe bescheiden aus. Die 27.000 Stellen stehen für rund 9 Prozent der früheren Mitarbeitenden. Jassy will nun in der Personalabteilung mit deutlich weniger Leuten auskommen. Auch die Abteilung, die für Werbung zuständig ist, soll es treffen sowie den Livestreaming-Dienst Twitch. Und die Cloudsparte AWS muss künftig mit einer kleineren Mannschaft werkeln. Das ist bemerkenswert, weil AWS zur Perle des Konzerns geworden ist, der den größten Teil der Gewinne einfährt. Doch auch die Nachfrage nach Rechenleistung auf Anfrage hat offenbar deutlich nachgelassen – Amazon hat bereits angekündigt, dass der Betriebsgewinn in diesem Quartal weiter einbrechen wird.

Amazon kündigt Abbau von 9000 Stellen an

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Kritik an Amazon-Chef Jassy

Dass nun nach der ersten Welle noch einmal ein Jobabbau nachgeschoben werde, habe schlicht damit zu tun, dass manche Teams im Spätherbst mit ihren Analysen noch nicht fertig gewesen seien, so Jassy. Die Athena Coalition, eine US-Arbeits- und Aktivisten-Organisation, kritisiert sein Vorgehen heftig: „Keine der Entlassungen muss passieren.“ Der Amazon-Chef entscheide sich dafür, um den Gewinn zu steigen. Dahinter steckt die Vermutung, dass der Druck von Investoren wächst, schlanker und effizienter zu werden, um hohe Dividenden zu garantieren.

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Das dürfte auch bei den aktuellen Anstrengungen von Apple eine Rolle spielen. Das Unternehmen versucht gerade, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Kosten zu drücken. Neue Projekte – wie der Home-Pod mit Bildschirm – werden gestoppt, es gibt keine Neueinstellungen, Reisebudgets werden gekappt und Beschäftigte sind aufgefordert, an fünf Tagen in der Woche im Büro zu erscheinen – wohl zur Steigerung ihrer Produktivität.

Das alles, um eins zu vermeiden: Stellenstreichungen. Das hat mit der Sonderstellung des Konzerns zu tun. Er ist erheblich profitabler als andere Techfirmen, die Aktie hat in diesem Jahr kräftig zugelegt. Insider wie Mark Gurman von Bloomberg gehen davon aus, dass die Manager mit ihrer Strategie den Eindruck strategischer Fehler vermeiden und Apple als einen Hort der Stabilität darstellen wollen. Und auch angesichts von Liquiditätsreserven von 165 Milliarden Dollar wäre es schwer, Entlassungen der Öffentlichkeit zu vermitteln.


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