Eon-Aufsichtsratschef: Erst Privathaushalten den Gashahn zudrehen, dann der Industrie
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Ein Gaszähler in einem privaten Haushalt.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp
Im Falle eines russischen Gaslieferstopps für Deutschland, fordert der Aufsichtsratsvorsitzende des Energieversorgers Eon, Karl-Ludwig Kley, zuerst die Versorgung privater Haushalte einzustellen und erst danach die Industrie von der Versorgung abzuklemmen, das berichtet der „Spiegel“.
Die Politik solle „sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet und dann bei der Industrie“, sagte Kley während eines Interviews mit dem „Manager Magazin“. Die deutsche Wirtschaft und folglich auch das Einkommen der Bevölkerung sei abhängig von der Arbeitsfähigkeit der Industrie, argumentiert der 70-jährige Manager.
Im Falle eines Gasmangels sieht der bestehende Notfallplan vor, dass die Bundesnetzagentur nach und nach die Versorgung verschiedener Industriebetriebe einstellt. Erst im Anschluss würde Privathaushalten der Hahn zugedreht werden. Die Frage, ob die Prioritätsumkehr dazu führen könne, dass Menschen im Winter frieren müssen, beantwortet Kley eindeutig: „Im schlimmsten Fall, ja.“
Kley: Wir brauchen Handel
Kley sprach sich gegenüber dem Wirtschaftsmagazin zudem dafür aus, das exportgetriebene Geschäftsmodell Deutschlands nicht zu verändern: „Autarkie für Deutschland ist unrealistisch. Wir brauchen Handel mit China und wir werden Handel mit China haben.“ Trotzdem glaubt der Aufsichtsratschef nicht an das Modell „Wandel durch Handel“. Deutsche Unternehmen sollen zwar ihre ethischen Wertvorstellungen im Ausland einhalten, aber „unsere Handelsaktivitäten sollten wir nicht moralisch aufladen“, erklärt er gegenüber dem „Manager Magazin“.
Putin warnt den Westen vor Eingreifen in der Ukraine
Jedes Land, das in der Ukraine eingreifen wolle, werde umgehend eine Antwort erhalten, sagte der russische Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg.
© Quelle: Reuters
Kley: Nord Stream 2 war ein Fehler
Eon war zu Beginn ebenfalls an der Pipeline Nord Stream 2 beteiligt. Mittlerweile, gesteht Kley, empfindet er das als Fehler. „Wir alle waren zu naiv. Und es war ja auch bequem, naiv zu sein“, erklärt er. Nichtsdestotrotz werde Deutschland noch sehr lange abhängig von Gas sein, glaubt der Manager, auch mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien.
Das Interview mit dem „Manager Magazin“ gab Karl-Ludwig Kley vor der Ankündigung Russlands, Polen und Bulgarien nicht mehr mit Gas zu beliefern.
RND/ab