E-Paper
Warenhausriese in Schieflage

Galeria Karstadt Kaufhof: Gläubiger stimmen Rettungsplan zu

Die Filiale des Galeria Kaufhof in Leipzig.

Die Filiale des Galeria Kaufhof in Leipzig.

Artikel anhören • 4 Minuten

Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat dem Insolvenzplan zur Rettung der letzten großen deutschen Warenhauskette zugestimmt. Das teilte das Unternehmen am Montag mit.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Die große Zustimmung der Gläubiger zeigt das Vertrauen in das neue Warenhauskonzept“, sagte Galeria-Generalbevollmächtigter Arndt Geiwitz in einer Mitteilung. Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft würden GKK „beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur“ geben. „Entscheidend ist, dass es gleichermaßen zügig wie konsequent durch das Management und den Eigentümer umgesetzt wird“, so Geiwitz.

Sachwalter Frank Kebekus sagte, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte. Dann wäre nach seinen Worten die Schließung aller Filialen und die Kündigung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unvermeidlich gewesen.

Galeria testet neues Konzept bereits

Prägend werde laut Galeria nun die „Fokussierung auf chancenreiche Standorte und sinnvolle Flächen“ sein, sowie ein schneller Umbau aller Filialen in drei Jahren. Außerdem will das Unternehmen auf Investitionen und Digitalisierung setzen und peilt eine „größere Lokalisierung mit mehr Verantwortung in den Regionen“ an.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Vertrauen der Gläubiger in das neue Konzept sei gerechtfertigt, teilte Galeria mit. „Schon jetzt zeigen sich in den Pilotfilialen erste Erfolge.“ Dort sei investiert und das neue Verständnis vom Warenhaus der Zukunft in die Praxis umgesetzt worden.

Amtsgericht Essen muss Insolvenzplan noch zustimmen

Formell muss der Insolvenzplan jetzt noch durch das Amtsgericht Essen bestätigt werden. Das Insolvenzverfahren soll nach Unternehmensangaben noch im Laufe des ersten Halbjahres 2023 beendet werden.

Unbezahlbar

Unser Newsletter begleitet Sie mit wertvollen Tipps und Hintergründen durch Energiekrise und Inflation – immer mittwochs.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für die Gläubiger bedeutet der Schritt allerdings den Verzicht auf einen Großteil des Geldes, das ihnen der Warenhauskonzern noch schuldet. Insgesamt müssen die Lieferanten, Vermieter und sonstigen Gläubiger Medienberichten zufolge auf mehr als eine Milliarde Euro verzichten. Für mehr als 4000 der zuletzt noch rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet die geplante Schließung von 47 Filialen den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Der Stellenabbau trifft nicht nur die Schließungsfilialen, sondern auch die Konzernzentrale in Essen und die verbleibenden Warenhäuser. Denn viele von ihnen sollen verkleinert werden. Am Rande des Gläubigertreffens demonstrierten rund 20 Galeria-Betriebsräte aus ganz Deutschland gegen weitere Opfer der Beschäftigten.

47 Galeria-Filialen sollen geschlossen werden

Die Warenhauskette hatte im vergangenen Herbst Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Derzeit betreibt GKK 129 Filialen. Im Zuge des Rettungsplans sollten 52 davon geschlossen werden, wenig später wurde die Zahl aber etwas nach unten korrigiert: Fünf Filialen konnten nach Zugeständnissen der Vermieter vor dem Aus gerettet werden.

Was machen die Galeria Babys von 2001 in Leipzig heute? Helene Cluny Wawerka (21) berichtet.

Leipziger Kinder nach Kaufhaus benannt: Wie lebt es sich mit dem Vornamen „Galeria“?

Galeria Kaufhof eröffnete am 20. September 2001 seine Filiale in Leipzig. Alle Leipzigerinnen, die an diesem Tag Mutter wurden, erhielten einen Gutschein. Wer sein Kind dann auch noch nach dem Kaufhaus benannte, konnte richtig Geld kassieren und sich einen Ausbildungs­platz reservieren.

Im Vorfeld der Versammlung hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an die Verantwortlichen appelliert und auf eine Zukunft für Warenhaus und Beschäftigte gepocht. „Es gibt viel Potenzial. Die neue Leitung muss dies nutzen, auch und vor allem im Sinne der Beschäftigten“, sagte Stefanie Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe um Menschen, Existenzen und Arbeitsplätze. „Galeria und der Eigentümer tragen für sie soziale Verantwortung.“

Verdi fordert Zukunft für Warenhäuser und Beschäftigte

Alles, was das Management bisher gemacht habe, sei das Predigen von Schließungen und Entlassungen, sagte sie in einer Mitteilung. „Wir werden mit den aktiven Beschäftigten weiter um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Kurz nach Verkündung der Schließungsliste seien noch Filialen vor dem Aus gerettet worden, sagte Nutzenberger, die im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständig ist. Sie bezieht sich dabei auf die Warenhäuser in Leipzig, Erlangen, Bayreuth, Oldenburg und Rostock.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Nach Zugeständnissen der Vermieter sollen diese Filialen – anders als zuvor angekündigt – erhalten bleiben. Es gebe Unterstützung und Solidarität für die Menschen bei Galeria, Kommunalpolitiker würden sich weiter um die Standorte und den Erhalt von Arbeitsplätzen bemühen, so die Gewerkschafterin. Das zeige, dass es bei und für Galeria viel Potenzial gebe, das bislang noch nicht genutzt werde. Die neue Leitung müsse das aufgreifen, um ein „digital-stationäres Warenhaus der Zukunft“ aufzubauen. Auch die Ideen und Vorschläge der Beschäftigten müssten aufgegriffen werden, forderte sie.

mit dpa

Mehr aus Wirtschaft

 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken