Geheimsache Krankenkassenbeiträge: Wenn Millionen Versicherte nicht mal das Porto wert sind
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Die Zusatzbeiträge vieler Krankenkassen werden steigen.
© Quelle: Alexander Heinl/dpa-tmn
Wer die Preise erhöht, muss seine Kunden informieren. Die haben ein Sonderkündigungsrecht. Manche Stromdiscounter verstecken die Info gern in seitenlangen Werbebriefen. Deshalb hat der Gesetzgeber verfügt, dass sie Kunden schriftlich „auf verständliche Weise unterrichten“ müssen – sonst ist die Erhöhung unwirksam.
Da verwundert es, was der Bundestag vor eineinhalb Wochen mit den Stimmen der Ampelkoalition beschlossen hat: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen über höhere Preise von Januar bis Juni ausdrücklich nicht per Brief informieren.
Begründung des Gesundheitsministeriums: „Aufgrund der Finanzsituation [wird] ein Großteil der Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen müssen, so dass durch das Anschreiben einer Vielzahl von Mitgliedern nennenswerte Zusatzkosten entstehen würden.“
Von 50 bis 100 Millionen Euro ist die Rede. Klingt viel, aber es gibt ja 57 Millionen zahlende Mitglieder, die jetzt das Porto nicht mehr wert sind. Die Ampel rechtfertigt sich damit, dass ja weiter die Infopflicht gelte: auf der Website und in den Mitgliederzeitschriften. Na dann viel Spaß beim Suchen!
Klar, die Kassen haben Finanznöte, der Bund muss seinen Zuschuss von 14,5 auf 16,5 Milliarden Euro erhöhen – und auch Versicherte müssen tiefer in die Tasche greifen. Um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte sollen die Zusatzbeiträge steigen. Das kostet einen typischen Angestellten 60 Euro mehr im Jahr.
Allerdings wirtschaften die Kassen unterschiedlich gut – und verlangen unterschiedliche Zusatzbeiträge. Deshalb können Versicherte bis zu 200 Euro beim Wechsel sparen.
Erst vor zwei Jahren machte es der Gesetzgeber deutlich leichter, die Kasse zu wechseln. Jetzt, wo es drauf ankommt, werden die Versicherten nicht richtig informiert. Der Verdacht liegt nahe, die Ampel will gar nicht Porto sparen. Sie fürchtet den Aufwand, wenn viele wechseln.
Mein Tipp: Schauen Sie Mitte Januar auf den Finanztip-Ratgeber Krankenkassen. Da erfahren Sie, welche Kassen gut und günstig sind – und ob sich der Wechsel lohnt.
Matthias Urbach ist Vizechefredakteur des Geldratgebers „Finanztip“, der zur gleichnamigen Stiftung gehört. Er erklärt in der RND-Kolumne „Der Haushälter“ jeden Dienstag, worauf Verbraucherinnen und Verbraucher in Gelddingen achten sollten. Weitere Tipps gibt Urbach im wöchentlichen Verbraucher-Newsletter. Alle bisherigen Kolumnenbeiträge finden Sie hier.