Kaufhauskonzern macht 52 Standorte dicht

Kahlschlag bei Galeria Karstadt Kaufhof: Was wird aus den Beschäftigten?

Die Angst um ihren Arbeitsplatz begleitet Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof bereits länger.

Die Angst um ihren Arbeitsplatz begleitet Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof bereits länger.

Berlin. Die Ankündigung des Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, 52 seiner 129 Kaufhäuser zu schließen und 4300 Stellen zu streichen, schlägt hohe Wellen. Bürgermeister sorgen sich um die Zukunft ihrer Innenstädte, Sozialpolitiker und Gewerkschafter um die der von Jobverlusten betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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„Es ist eine Tragödie für die Beschäftigten und Innenstädte, wenn 52 Filialen vor dem Aus stehen“, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Der Wirtschafts­minister muss sich endlich einschalten und Anwalt der Beschäftigten werden“, forderte Bartsch. Zudem brauche es eine Debatte über eine öffentliche Auffang­gesellschaft von Bund und Ländern.

Wirtschaftsminister Habeck bedauert Schließung von Galeria-Warenhäusern
1031. Sitzung des Bundesrats, Pressestatement von Robert Habeck 1031. Sitzung des Bundesrats, Pressestatement von Robert Habeck, Vizekanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Berlin Berlin GER *** 1031 Session of the Bundesrat, Press Statement by Robert Habeck 1031 Session of the Bundesrat, Press Statement by Robert Habeck, Vice Chancellor, Federal Minister for Economic Affairs and Climate Protection Berlin Berlin GER

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die angekündigte Schließung von mehr als 50 Warenhäusern des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof bedauert.

Katja Mast, Parlaments­geschäftsführerin der SPD im Bundestag, sprach am Montag von einem „schweren Schlag“ für die Beschäftigten. „Jede Stelle, die wegfällt, ist eine zu viel“, sagte sie dem RND. Vor allem werde es Frauen treffen. „Frauen, die teilweise Jahrzehntelang für die letzte große Warenhaus­kette in Deutschland gearbeitet haben“, so die SPD-Politikerin weiter. „Ich erwarte, dass jetzt alles dafür getan wird, den Betroffenen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen.“

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Die Bundesagentur für Arbeit verwies auf den Sozialplan, den das Unternehmen zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat erarbeitet habe. Ziel sei es, den betroffenen Beschäftigten den Eintritt in eine Transfergesellschaft anzubieten, sagte ein Sprecher dem RND. Unabhängig davon werde die Arbeitsagentur zeitnah in Kontakt mit allen betroffenen Häusern treten und den Beschäftigten ihre Unterstützung anbieten. Man werde mit den Beschäftigten über mögliche Qualifizierungsbedarfe sprechen und parallel mit Vermittlungsaktivitäten beginnen. Die Arbeitsagentur sei bereits mit potenziellen und interessierten Arbeitgebern im Gespräch. „Grundsätzlich stehen die Chancen für die Beschäftigten auf einen neuen Arbeitsplatz aktuell gut – im Einzelhandel ebenso wie in anderen Berufen“, betonte der Sprecher.

Wieviel Schuld tragen die „Kaufhauskönige“?

Unterdessen wird die Frage immer lauter gestellt, welche Verantwortung Galeria-Eigner René Benko für die abermalige Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens trägt. „Benko hat versagt“, sagte Linken-Fraktionschef Bartsch. „Vom vermeintlichen Warenhaus­retter zum Filialschließer und Rausschmeißer. Zweifel sind angebracht, ob es Benko jemals um Galeria ging und nicht immer zuerst um sein Immobilien­geschäft“, so der Linken-Politiker. Bartsch forderte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, Konsequenzen zu ziehen. „Die bisherige Strategie, sich erpressen zu lassen und Benko immer mehr Steuergeld zu überweisen, darf nicht fortgesetzt werden“, betonte er.

Auch SPD-Politikerin Mast forderte, den Eigentümer in die Verantwortung zu nehmen. Benko sei nun gefragt, seine Beschäftigten zu begleiten und bei den verbliebenen Kaufhäusern an einem „echten Zukunfts­konzept“ zu arbeiten und zu investieren, sagte Mast. „Ein einfaches ‚Weiter so‘ wird nicht reichen.“

Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Montag mitgeteilt, im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens unwirtschaftliche Standorte abwickeln zu wollen. Die Schließung soll in zwei Wellen bis Ende Januar kommenden Jahres erfolgen. Am Dienstag sagte ein Unternehmenssprecher, bei einzelnen Filialen könne man noch umdenken – vorausgesetzt es gebe weitere Zugeständnisse von Vermietern oder Kommunen. „Sollten sich an der aktuellen Fortführungsperspektive der Filialen signifikante Änderungen ergeben, kann es durchaus zu einer Neubewertung kommen“, so der Sprecher wörtlich.

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Ende März wird es spannend

Ähnliche Rettungsaktionen hatte es auch im ersten Insolvenzverfahren im Jahr 2020 gegeben. Beobachter vermuten, dass Galeria Karstadt Kaufhof einige Filialen nur deshalb auf die nun veröffentlichte Schließungsliste gesetzt hat, um Zugeständnisse der Eigentürmer der Geschäftsimmobilien bei der Miete zu erreichen.

Auch soll die Übernahme einzelner Warenhausstandorte durch andere Händler weiter im Raum stehen. Gespräche mit Interessenten sollen laufen, eine Einigung gab es bislang allerdings nicht. Der Galeria-Konzern will die verbleibenden 77 Filialen nach eigener Ankündigung in den kommenden drei Jahren umfassend modernisieren und sich vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohnaccessoires konzentrieren. Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.


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