E-Paper
TV, Radio und Streamingdienste

Zwischen 6 und 23 Uhr: Breites Bündnis will Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel

Mediziner und Verbraucherschützer fordern umfassende Beschränkungen bei der Werbung für ungesunde Kinder-Lebensmittel.

Ein breites Bündnis aus Verbraucherschützern, Krankenkassen und Kinderschutzorganisationen fordert, Werbung für ungesunde Lebensmittel einzudämmen.

Berlin. Werbung für ungesunde Lebensmittel könnte bald ins Nachtprogramm verschwinden. Zumindest wenn es nach einem breiten Bündnis aus Verbraucherschützern, Ernährungs- und Kinderschutzorganisationen sowie den größten deutschen Krankenkassen geht. In einem Appell, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt, wenden sich die 40 Organisationen nun an die Ampelkoalition.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Werbung beeinflusse „nachweislich die Präferenzen und das Essverhalten“ junger Menschen, heißt es in dem Brief. Dabei sind laut der Verbraucherorganisation Foodwatch aktuell etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen. Krankheiten wie Diabetes, Gelenkprobleme oder Bluthochdruck könnten die Folge sein. Um Kinder und Jugendliche vor Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz zu schützen, müsse es Beschränkungen geben.

AOK, Techniker-Krankenkasse und Kinderhilfswerk haben unterzeichnet

Die seien ein „wichtiger Schritt“, um Familien dabei zu unterstützen, Kindern eine gesunde Ernährungsweise beizubringen. Zu den Unterzeichnern zählen die Deutsche Diabetes Gesellschaft, der Bundeselternrat, das Deutsche Kinderhilfswerk, Foodwatch, die Verbraucherzentrale, der WWF sowie die AOK und die Techniker-Krankenkasse. Eine Forderung darin: Werbung für ungesunde Nahrung zwischen 6 und 23 Uhr sowohl im Fernsehen, als auch im Radio und auf Streamingdiensten zu untersagen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Bündnis hat dabei prominente Unterstützung. Der britische Starkoch Jamie Oliver hat den Appell ebenfalls unterzeichnet und verweist darauf, dass in Großbritannien bereits ein weitreichendes Gesetz erkämpft worden sei, um Kinder und Jugendliche vor „perfiden Marketingtricks“ zu schützen. Tag für Tag bombardiere die Lebensmittelindustrie Kinder mit Werbung für Zuckerbomben und fettigen Snacks. Werbebeschränkungen seien ein „zentraler Baustein zum Schutz der Kindergesundheit“, heißt es. Ab 2024 soll es in Großbritannien eine umfassende Werbebeschränkung geben, für die sich Oliver stark gemacht hatte. In Spanien sind ähnliche Schritte geplant.

Ampelkoalition will Werbung für Kinder eindämmen

Auch in Deutschland will die Ampelregierung die Reklame zumindest eindämmen. Laut dem Koalitionsvertrag soll es „an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt“ bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben. Das zuständige Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft arbeitet derzeit an einem Entwurf, um das Vorhaben in ein Gesetz zu gießen.

Hauptstadt-Radar

Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Den Unterzeichnenden des Appells geht das jedoch nicht weit genug. Diese „Werbebeschränkung light“, die lediglich klassische Kindersendungen adressiere, würde „ihr Ziel verfehlen“, heißt es. Das Bündnis pocht deshalb auf eine „umfassende Regelung“ in dem neuen Gesetz und macht Druck auf die Ampel. Der Brief wurde an die Spitzen von SPD, FDP und den Grünen geschickt. Dabei geht es dem Bündnis nicht nur um die Reklame im Fernsehen. Die Organisationen schlagen eine 100-Meter-Bannmeile für entsprechende Plakate im Umkreis von Kitas, Schulen und Spielplätzen vor. Auch die sozialen Netzwerke sehen sie in der Pflicht: Influencerinnen und Influencer sollten ausschließlich Werbung für gesunde Lebensmittel machen dürfen. „Als Grundlage, welche Lebensmittel als ungesund gelten, müssten die Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dienen“, heißt es.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Unterzeichnende: Kinder essen zu viele Süßigkeiten

Kinder würden mehr als doppelt so viele Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse essen wie empfohlen, warnen die Unterzeichnenden. Laut einer Studie der Universität Hamburg schaue jedes Kind zwischen drei und 13 Jahren pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel. 92 Prozent der gesamten Werbung, die Kinder wahrnehmen, vermarkte Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten.

Der Ärztemangel in MV wird aus Sicht von Experten weiter zunehmen. Forderung: Politik soll mehr Medizinstudenten zulassen und die Bedingungen für Ärzte verbessern.

Hunderte Ärzte fehlen in Mecklenburg-Vorpommern – und es dürfte noch schlimmer werden

Ärztekammer und Ärzteverband Marburger Bund fordern mehr Initiative der Politik, um Ärztinnen und Ärzte in Mecklenburg-Vorpommern auszubilden und zu halten. Statistiken sagen düstere Zeiten in Praxen und Kliniken voraus, wenn sich nichts ändert. Trotzdem stellt die Landesregierung jetzt ein Stipendienprogramm ein, das junge Landärztinnen und -ärzte anlocken sollte.

Erst vor wenigen Tagen hatte eine neue Studie erschreckende Zahlen geliefert. Laut einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse KKH sei die Zahl krankhaft übergewichtiger Kinder stark angestiegen. Bundesweit hätten im vergangenen Jahr 11.500 KKH-Versicherte bis 18 Jahre die Diagnose Adipositas erhalten, teilte die Versicherung am Donnerstag in Hannover mit. Das seien 34 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die Corona-Situation habe das Problem noch einmal verschärft.

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken