Wir brauchen eine Kita-Offensive
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RND-Kolumnistin Wiebke Ankersen plädiert für eine nationale Kita-Offensive, die ihren Namen verdient (Symbolbild).
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa
Erzieherinnen und Erzieher in deutschen Kitas sind schlecht bezahlt, arbeiten ständig am Limit, werden krank, reduzieren die Arbeitszeit oder kündigen. 2023 fehlen laut Bertelsmann Stiftung 384.000 Kita-Plätze, um den tatsächlich von Eltern angemeldeten Bedarf zu erfüllen.
Wie kann das sein? Das Land, das den Kindergarten erfunden hat, ist nicht in der Lage, Plätze in ausreichender Qualität und Quantität zur Verfügung zu stellen? Seit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz 1996 ist das in keinem einzigen Jahr gelungen.
Wo bleibt der nationale Aufschrei?
Es leiden: das verbliebene Kita-Personal, die Kinder, die arbeitenden Eltern. Insbesondere Frauen reduzieren ungewollt ihre Arbeitszeit, weil es nicht genügend oder zu schlechte Betreuung gibt. Wo ist der nationale Aufschrei? Der Runde Tisch? Der offene Brief der Unternehmensverbände?
Die Kita-Frage ist nicht irgendein Nebenschauplatz, sie ist zentral für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Hier werden die Grundlagen für erfolgreiche Bildungsbiografien gelegt. Hier werden die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen.
Wie Schweden dem Fachkräftemangel begegnete
Beim großen Fachkräftemangel in den 1960er-Jahren wurden in Schweden die Frauen, die gut ausgebildet zu Hause ihre Kinder betreuten, auf den Arbeitsmarkt geholt. Die Grundvoraussetzung dafür waren massive Investitionen in den quantitativen Ausbau und die pädagogischen Konzepte der Kitas, die heute auf hohem Niveau arbeiten.
Kita-Personal fordert Krisengipfel von der Bundesregierung
Eine erste Grundschule in Deutschland wird nur noch vier Tage die Woche öffnen. Auch Kindergärten sind überlastet.
© Quelle: dpa
Erst wenn die Arbeitskonzepte und Einkommensbedingungen stimmen, werden sich mehr für diesen Beruf entscheiden. Es gibt ja nicht zu wenige Menschen in diesem Land, die in den Kitas arbeiten könnten. Es gibt zu wenige, die den Job zu den herrschenden Bedingungen machen wollen.
Am Ende ist es eine Frage der Ressourcenverteilung. Die Koalition muss dringend eine kraftvolle Strategie vorlegen, wir brauchen endlich eine nationale Kita-Offensive, die den Namen verdient!
Dr. Wiebke Ankersen führt gemeinsam mit Christian Berg die gemeinnützige deutsch-schwedische Allbright-Stiftung, die sich für einen Kulturwandel in den Unternehmen und mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. Im Wechsel mit anderen Autorinnen schreibt sie die RND-Kolumne „Chefinnensache“ über Gleichstellung, Diversität und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge finden Sie hier.