Hafenwirtschaft und Bürgermeister erbost

Mindestens ein Jahr lang: Warum auf der Elbe ab sofort nur geringere Tiefgänge zulässig sind

Ein Containerfrachter fährt im strahlenden Sonnenschein bei niedrigem Wasserstand die Elbe entlang. (Archivfoto)

Ein Containerfrachter fährt im strahlenden Sonnenschein bei niedrigem Wasserstand die Elbe entlang. (Archivfoto)

Hamburg. Wegen der immensen Schlickmengen ist die schiffbare Wassertiefe der Tideelbe zwischen Hamburg und der Nordsee seit Donnerstag um einen Meter reduziert. Die wegen Problemen bei der Elbvertiefung erlassene Einschränkung gilt vorerst bis zum 30. November 2023, wie die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt der Bundes Anfang November entschieden hatte. Große Containerschiffe haben damit weniger Spielraum für den Warentransport über die Elbe, was sowohl die Hafenwirtschaft als auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher erbost. Der SPD-Politiker hat deshalb dem für das Ausbaggern der Wasserstraße zuständigen Bund schwere Vorwürfe gemacht und einen nationalen Hafengipfel gefordert.

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Der Präsident der Generaldirektion, Hans-Heinrich Witte, hatte die Einschränkungen damit begründet, dass es im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwa dreimal so viele Sturmfluten und einen äußerst geringen Wasserabfluss gegeben habe. „Insgesamt wird dadurch zusätzliches Sediment in die Elbe eingetragen.“ Für die erst Ende Januar vom Bund für abgeschlossen erklärte Elbvertiefung bedeutet dies nun nur noch Verbesserungen im Tiefgang von 20 bis 90 Zentimetern. Ursprünglich sollte mit der mehr als 800 Millionen Euro teuren Elbvertiefung der zulässige Tiefgang für Frachter auf 14,50 Meter bei Flut und auf 13,50 Meter tideunabhängig erhöht werden.

Kritik am Bund

Wegen des Streits um die Elbvertiefung fordert Hamburg vom Bund die Einberufung eines nationalen Hafengipfels. Dabei solle mit den anderen norddeutschen Bundesländern über die Zukunft der Seehäfen gesprochen werden, schrieben Bürgermeister Tschentscher und Handelskammerpräses Norbert Aust an Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Zugleich kritisierten sie den Bund. „Leider müssen wir darauf Hinweisen, dass die Funktionsfähigkeit des Hafens bzw. seine seewärtige Erreichbarkeit derzeit nicht durch geopolitische systemische Rivalen, sondern durch unzureichendes Sedimentmanagement akut beeinträchtigt wird.“

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Inzwischen ist nach Angaben der Hamburger Senatskanzlei für kommende Woche ein erstes Arbeitsgespräch auf Senats- beziehungsweise Staatskanzleiebene vereinbart worden. Das Treffen sei für Freitag, 9. Dezember, im Hamburger Rathaus einberaumt worden. Weitere Gespräche - auch zwischen den Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein - sollen folgen. Diese hatte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) angeregt und sie werden auch von seinem schleswig-holsteinischen Kollegen Daniel Günther (CDU) befürwortet.

„Im Gegensatz zu früher ist das Nordseewasser deutlich klarer“

Die im Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe zusammengeschlossenen Umweltverbände BUND, Nabu und WWF haben bereits angemahnt, an dem Hafengipfel mitreden zu dürfen. Denn aus deren Sicht zeigt die aktuelle Lage, dass die Elbvertiefung nicht nur gescheitert, sondern sogar überflüssig gewesen sei. Tatsächlich haben Reedereien wie Hapag-Lloyd, CMA CGM oder Ocean Network Express (ONE) bereits erklärt, bislang mit Tiefgangsbeschränkungen gut klarzukommen.

Ebenfalls am Hafengipfel beteiligt sein wollen die Küstenfischer in Schleswig-Holstein. Sie fordern ein Verklappen des Elbschlicks an Land oder auf hohe See. Die Elbvertiefung wirke sich seit Jahren auf die Wasserqualität in der Nordsee aus. „Im Gegensatz zu früher ist das Nordseewasser deutlich klarer.“ Was sich im ersten Moment positiv anhöre sei eine drastische Veränderung. „Durch die fehlende Trübung sind Krabben für ihre Fressfeinde Wittlinge deutlich leichter auszumachen.“

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RND/dpa

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