Allianz-Umbau: „Es gibt keinen einzigen Mitarbeiter, der durch diesen Schritt jetzt seinen Job verliert“

Die Allianz Deutschland AG zählt derzeit rund 13.000 Vollzeitstellen. Weil viele in Teilzeit arbeiten, geht es um insgesamt 16.000 Mitarbeiter.

Die Allianz Deutschland AG zählt derzeit rund 13.000 Vollzeitstellen. Weil viele in Teilzeit arbeiten, geht es um insgesamt 16.000 Mitarbeiter.

München. Es ist so etwas wie der logische Schlusspunkt einer Entwicklung. Der Assekuranzriese Allianz legt mit seiner Deutschland AG am wichtigen Heimatmarkt angeblich stellenneutral eine komplette Konzernebene still. „Es gibt keinen einzigen Mitarbeiter, der durch diesen Schritt jetzt seinen Job verliert“, versichert Konzernchef Oliver Bäte. Selbstverständlich ist das schon angesichts der betroffenen Dimensionen nicht.

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Die Allianz Deutschland AG zählt derzeit rund 13.000 Vollzeitstellen. Weil viele in Teilzeit arbeiten, geht es um insgesamt 16.000 Mitarbeiter. Die sollen vor allem auf vier hierzulande operative Gesellschaften verteilt werden. Auch der bisherige Tätigkeitsort bleibe unverändert, heißt es.

2005 wurde die Deutschland-Holding gegründet, um zentral entscheiden zu können. Der seit sechs Jahren amtierende Konzernchef Oliver Bäte hat eine andere Strategie im Sinn. Hauptsächlich spielen sich die jetzt geplanten Veränderungen innerhalb der Münchner Allianz-Standorte ab. Eine vierstellige Zahl von Stellen wird aber demnächst zur Allianz-Lebensversicherung nach Stuttgart wandern. Umziehen muss deshalb aber wohl niemand. „Arbeitsvertragsinhalte und der bisherige Tätigkeitsort bleiben unverändert“, stellt die Allianz klar.

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Konzernchef sorgte für massive Digitalisierung

Überraschend kommt die Abschaffung der Deutschland-Holding nicht. Bäte digitalisiert und vereinfacht den lange verschachtelten und schwer beweglichen Konzern seit einiger Zeit massiv. Treiber sind potenzielle neue Konkurrenten wie Amazon oder bestehende aus der eigenen Branche, die wie Huk Coburg früher als die Allianz auf Onlinegeschäfte ohne teuren Vertrieb gesetzt haben.

Als Reaktion hat Bäte schon vorigen Herbst den Kundenservice der Deutschland-Holding größtenteils den operativen Gesellschaften zugeschlagen. Das sind neben der Allianz Leben in Stuttgart die Allianz-Versicherung mit ihren Sachpolicen und die Krankenversicherung sowie die Beratungs- und Vertriebs-AG. Zu diesen vier Einheiten soll nun der Großteil der 16.000 Holding-Jobs bis Anfang 2022 wandern.

Entwicklungszeit für Policen verkürzen

Die Abschaffung der Deutschland-Holding ist insofern ein konsequenter Schritt. Ziel des Ganzen ist es, die Entwicklungszeit für neue Policen durch Dezentralisierung zu verkürzen. Zum anderen schwebt Bäte eine Art Plattformstrategie zur Kostensenkung vor. Die wird konzernintern durch sogenannte Produktentwicklungsfabriken erreicht, deren Ergebnisse dann über Ländergrenzen hinweg verkauft werden sollen.

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Ein erstes Beispiel dafür gibt es bereits. Das ist der Onlineversicherer Allianz Direct, der identische Kfz-Policen in Deutschland, Italien, Spanien und den Niederlanden an den Mann und die Frau bringen soll und bereits ohne Umweg über eine Zwischenholding an den Mutterkonzern Allianz SE angehängt ist. So ähnlich soll das künftig überall laufen.

Deutschland soll Policen EU-weit verkaufen

„Eine Marke, eine Botschaft, eine Kundenerfahrung“ lautet das Motto. Freuen können sich diejenigen, die Produkte auch für andere Länder entwickeln. Für Policen, die EU-weit verkauft werden sollen, geschieht das in Deutschland. Bei dieser Internationalisierung nähmen die deutschen Gesellschaften eine wichtige Rolle ein, betont die Allianz. „Die Allianz-Lebensversicherung hat eine sehr gute Expertise in der Entwicklung von Versicherungsprodukten und in der Finanz-IT für Lebens- und Krankenversicherer“, nennt Bäte ein Beispiel. Das nimmt Druck von heimischen Standorten.

Ersetzen Algorithmen bald Arbeitsstellen?

„Gefahr für Arbeitsplätze entsteht dann aber vor allem bei Auslandsgesellschaften“, stellt ein Vertreter des Arbeitnehmerlagers klar. Wenn Entwicklung in Deutschland konzentriert wird, ist sie in Spanien oder Italien hinfällig. Dortige Jobs werden obsolet.

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Aber ganz sicher sind auch deutsche Allianz-Jobs nicht, fürchtet der Insider und verweist auf jüngste Äußerungen Bätes. Der hatte von anspruchsvollen Sparplänen im Zuge der Digitalisierung gesprochen, die menschliche Arbeit vielfach durch Algorithmen und künstliche Intelligenz ersetzt. Ziel sei es zwar, den Personalstand stabil zu halten, das könne aber nur gelingen, wenn die Allianz zugleich profitabel wachse.

2021 plant die Allianz mit weiterem Gewinnrückgang

Im Corona-Jahr 2020 ist das nur sehr bedingt gelungen. Die Umsätze im Deutschland-Geschäft gaben um 3 Prozent auf 41 Milliarden Euro nach, die Gewinne sogar um 15 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Dennoch ist die Zahl der hierzulande beschäftigten Allianzer sogar um 350 auf 26.768 Stellen gewachsen. Sie beinhaltet jene rund 13.000 Vollzeitjobs der Deutschland-Holding und etwa noch einmal so viele, die heute schon bei den in Deutschland operierenden Gesellschaften arbeiten. 2021 plant die Allianz mit einem weiteren Gewinnrückgang.

Arbeitnehmervertreter wollen nicht ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass es auch in Deutschland weiterhin ohne Personalabbau abgeht. Wahrscheinlicher sei ein sozialverträgliches Abschmelzen in den nächsten Jahren, schätzt ein Insider. Kurzfristigen Stellenabbau durch das Aus für die Deutschland-Holding befürchtet aber auch er nicht.

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