Begleitetes Fahren als Erfolgsmodell: Führerschein mit 16 soll bald möglich sein

Den Führerschein für Pkw soll es nach dem Willen der Bundesregierung schon bald ab 16 Jahren geben (Symbolbild).

Den Führerschein für Pkw soll es nach dem Willen der Bundesregierung schon bald ab 16 Jahren geben (Symbolbild).

Wie ist das so, wenn sich Tochter oder Sohn mit jungen 16 Jahren ans Steuer setzen und ins Abenteuer Straßenverkehr stürzen? „Papa oder Mama passen schon auf, dass ihre Sprösslinge das Auto gut behandeln und niemandem etwas passiert“, sagt Rainer Zeltweger vom Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen. Die neue Ampel-Regierung will schon für 16-Jährige den Erwerb des Führerscheins auf Grün schalten, um Jugendliche frühzeitig für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.

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Damit bekommt das Thema „Begleitetes Fahren“ neuen Schwung, das sich in den vergangenen Jahren klammheimlich zu einem Erfolgsmodel gemausert hat: Begleitetes Fahren – bislang war es ab 17 möglich – hat tatsächlich die Unfallzahlen gesenkt: Laut einer Studie der ADAC-Unfallforschung verursachen 18- bis 24-Jährige zwar mehr Unfälle als andere Altersgruppen, doch ist die Zahl der verunglückten jungen Autofahrer seit 2007 um 28 Prozent zurückgegangen. „Deshalb ist das Vorhaben begrüßenswert“, sagt Zeltwanger.

Manch ein Fahrlehrer betrachtet die Pläne der neuen Bundesregierung mit gemischten Gefühlen. Was allerdings weniger mit der Unfallstatistik zu tun hat: „Pubertierende Jugendliche im Klassenraum sind manchmal eine Herausforderung“, umschreibt Zeltwanger die Sorgen einiger seiner Kollegen. Der 65-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, wie Niedersachsen als erstes Bundesland Jugendliche ab 17 in Begleitung eines Erwachsenen offiziell ans Steuer gelassen hat: „Damals gab es einen Aufschrei, alle haben die Risiken gesehen und wie gefährlich es werden könnte, doch dann sind die Unfallzahlen zurückgegangen.“

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Auch der ADAC als mächtigste Interessenvertretung deutscher Autofahrer befürwortet die Herabsetzung des Alters beim begleiteten Fahren von 17 auf 16 Jahre. Gerhard Hillebrand, Verkehrspräsident des Clubs, sagt: „Mit dieser Maßnahme kann der Lernzeitraum verdoppelt und das Unfallrisiko der Fahranfängerinnen und Fahranfänger dank der größeren Fahrpraxis weiter reduziert werden.“

„Begleitetes Fahren verringert das Unfallrisiko von Fahranfängern“

Seine Meinung kann mit Zahlen unterfüttert werden: Durchschnittlich sind Fahranfänger mit einer erwachsenen Begleitung rund 1400 Kilometer auf den Straßen unterwegs, bevor sie allein in den Straßenverkehr entlassen werden. Zum Vergleich: Volljährige Fahranfängerinnen und Fahranfänger legen während ihrer Fahrstunden etwa 500 Kilometer zurück. Keine Frage also, wer mehr Erfahrungen im Verkehr gesammelt hat. „Diese Fahrpraxis verringert das Unfallrisiko von Fahranfängern“, sagt auch Ullrich Chiellino, der beim ADAC das Ressort Verkehrspolitik leitet.

Dass junge Autofahrer häufiger in Unfälle verwickelt sind, hat laut Unfallforschung vor allem zwei Ursachen: Mangelnde Routine und altersbedingter Leichtsinn. Und genau hier werden die Begleitpersonen wichtig: „Sie achten darauf, dass es die jungen Menschen mit dem Gaspedal nicht zu sehr übertreiben und sich an die Regeln halten“, sagt Zeltwanger. 30 Prozent weniger Unfälle, 20 Prozent weniger Verkehrsverstöße, 50 Prozent weniger Alkoholfahrten als andere Fahranfänger sprechen für sich. Wobei auch Begleitpersonen Grenzen gesetzt sind: Sie dürfen beispielsweise niemals aktiv, sondern nur verbal in das Fahrgeschehen eingreifen. Dem Fahranfänger hinter dem Steuer vom Beifahrersitz aus ins Lenkrad zu greifen ist tabu.

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Sollte es trotz aller Vorsicht doch mal scheppern, gilt grundsätzlich die gemeinsame Haftung von Fahrer, Halter und der Haftpflichtversicherung des Fahrzeugs. Anders als in der Fahrschule, ist die begleitende Person nicht der Fahrzeugführer und haftet dementsprechend nicht bei einem Unfall. Fahrzeugführer ist nur der minderjährige Fahrer, da er ja die Fahrprüfung bestanden hat.

Auf dem Land ist der Führerschein essenziell

Der Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen hat eine Entwicklung beobachtet, die von vielen Experten immer wieder bestätigt wird: Zum einen gibt es ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land, zum anderen nimmt das Interesse jungen Menschen am Thema Führerschein generell ab. Zeltwanger: „Für junge Menschen auf dem Land, wo vielleicht drei-, viermal am Tag ein Bus fährt, bedeutet der Führerschein, dass sie mobil sein können. Im Gegensatz dazu ist die Möglichkeit Auto zu fahren, für ihre Altersgenossen in der Stadt nicht so wichtig. Auch, wenn das durch die Pandemie momentan vielleicht etwas anders aussieht.“ Das ändere sich erst, wenn im Berufsleben ein Führerschein erforderlich werde.

Wer darf überhaupt minderjährige Führerscheinneulinge begleiten? Hier gibt es feste Vorschriften: Begleitpersonen müssen mindestens 30 Jahre alt sein und seit fünf Jahren ohne Unterbrechung einen Führerschein der Klasse B oder 3 besitzen, wenn sie sich als Begleitperson bei der zuständigen Führerscheinstelle eintragen lassen. Die Zahl möglicher Begleitpersonen ist im Übrigen unbegrenzt. Was die eigene Bilanz als Autofahrer betrifft, sollte die Weste möglichst weiß sein: Lediglich 1 Punkt darf in der Flensburger Verkehrssünderkartei eingetragen sein.

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