Blockchain: Moderne Schlüsseltechnologie bleibt von deutschen Firmen ungenutzt
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Der Begriff Blockchain mag bei den meisten nur Fragezeichen im Kopf hervorrufen. Dabei gilt sie als Schlüsseltechnologie: Das auf hoher Sicherheitsstufe operierende System zur Datenübertragung zwischen einer großen Zahl an Teilnehmenden kann viel Gutes bewirken.
© Quelle: imago images/Westend61
Berlin. Für die meisten ist die Blockchain-Technologie ein Buch mit sieben Siegeln. Als einziges Stichwort fällt meist die Kryptowährung Bitcoin, die auf dieser Technologie beruht. Aber das besonders sichere System zur Datenübertragung zwischen einer großen Zahl an Teilnehmenden kann viel bewirken. Siemens Energy bringt damit in der Allgäu-Gemeinde Wildpoldsried private Stromanbieter mit Solardächern und lokale Stromverbraucher zusammen, sodass wegen geringer Strecken kaum Übertragungsverluste anfallen.
In Italien haben sich rund 100jBanken vernetzt, um 1,2 Millionen Banktransaktionen binnen zwei bis drei Sekunden abzuwickeln, was ohne Blockchain mehrere Tage dauern würde. Der Logistiker Maersk weiß deshalb in Echtzeit, wo sich welches beförderte Gut weltweit gerade befindet. Allgemein sieht es bei dieser modernen Schlüsseltechnologie in Deutschland aber düster aus.
Nur 2 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen die Technologie
Das zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom, zu der 652 Firmen befragt wurden, um ein repräsentatives Bild zum Stand der Technologie in der deutschen Wirtschaft zu zeichnen. Mehrheitlich halten deutsche Manager demnach Blockchain zwar für zukunftsweisend. Aber nur 2 Prozent nutzen die Technologie bereits.
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Mehr als jedes zweite Unternehmen hierzulande hat sich damit noch nicht einmal theoretisch beschäftigt. Neun von zehn Firmen sehen sich selbstkritisch als Nachzügler und acht von zehn Firmen keine Einsatzmöglichkeit dafür im eigenen Betrieb.
Corona-Krise hat die Entwicklung offenbar gebremst
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder widerspricht. „Die Blockchain ist eine Basistechnologie, die Chancen für neue Produkte und neue Geschäftsmodelle in den unterschiedlichsten Branchen eröffnet“, sagt er.
Vor drei Jahren hat Bitkom die deutsche Wirtschaft schon einmal zur Verbreitung der Technologie gefragt. „Es hat sich wenig bewegt, wir haben Stagnation“, bedauert Rohleder. Was ihm Hoffnung macht, ist die Pandemie. Denn immerhin zwei von drei Unternehmen haben geantwortet, dass die Corona-Krise ihre Blockchain-Aktivitäten gebremst habe, weil sich andere Themen in den Vordergrund gedrängt haben.
Stimmt das, wäre die Zurückhaltung nicht von Dauer oder grundsätzlicher Natur. Andererseits räumen weit über 80 Prozent aller deutschen Unternehmen ein, dass es ihnen an Know-how oder Fachpersonal fehle, um die Blockchain-Technologie selbst voranzubringen. Das sind keine Hürden, die sich bei dieser komplexen Materie über Nacht beseitigen lassen.
Indien und USA vorneweg, Deutschland habe aber gute Voraussetzungen
Auch viele andere Teile der Welt stünden bei der Blockchain noch am Anfang, relativiert Rohleder hiesige Defizite. Es ist noch nichts verloren, soll das heißen. In vielen Bereichen hätten die USA und Indien die Nase vorn. Zumindest was die Anwendung der Technologie angeht, sieht er aber Chancen für die deutsche Wirtschaft.
„Hier gibt es noch keine Platzhirsche, der Markt kann noch erschlossen werden“, macht der Bitkom-Manager Hoffnung und appelliert auch an die Politik. Die müsse für die neue Technologie einen regulatorischen Rahmen schaffen und auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. So gebe es in Ämtern und Behörden viele Anwendungschancen.
Wenn Firmen erst einmal sähen, was möglich sei, würden sie selbst schnell aktiv werden, glaubt Rohleder. Die seit 2019 auf dem Papier bestehende Blockchain-Strategie der Bundesregierung müsse dazu schnell mit Leben gefüllt werden.