Britische Studie: Sind E‑Autos schon heute günstiger?
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Elektroautos sind laut einer britischen Studie schon heute häufig eine wirtschaftlich günstigere Alternative als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
© Quelle: imago images/Christian Ohde
Elektroautos sind schon heute häufig eine wirtschaftlich günstigere Alternative als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Selbst für Menschen mit geringerem Einkommen und Haushalten, die sich keinen Neuwagen leisten können, kann sich die Anschaffung eines Elektroautos lohnen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Verbraucherzentrale Bundesverband bei der britischen Energieberatung Element Energy in Auftrag gegeben hat.
Die Studie hat die Gesamthaltungskosten der verschiedenen Antriebsstränge – vom Benziner und Diesel über die verschiedenen Hybride bis zu reinelektrischen Fahrzeugen und Wasserstoffautos – für den Lebenszyklus von Modellen berechnet, die als Neuwagen zwischen 2020 und 2030 in Deutschland verkauft wurden und es noch werden. Berücksichtigt wurden sowohl der Erst-, Zweit- als auch Drittbesitz. Für die Analyse wurden Daten wie Wertverlust, Kraftstoff- und Strompreise, Haltedauer, Jahresfahrleistungen, Kaufanreize für E-Autos, Versicherungen und steuerliche Vergünstigungen erfasst.
Lässt man einmal die bekannten Probleme und Nachteile von batterieelektrischen Autos wie Reichweitenschwankungen, lückenhafte Ladeinfrastruktur oder unübersichtliche Bezahlsysteme beiseite, erweisen sich Elektroautos unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als interessante Investition: „In Deutschland sind E-Autos, unter Berücksichtigung von Kaufanreizen und Steuervorteilen, bereits heute der günstigste Antrieb“, heißt in der Zusammenfassung der Studie. Dies gelte für die Kosten über den gesamten Lebenszyklus (TCO=Total Cost of Ownership) für heute neu gekaufte Klein- und Mittelklassewagen. Große E-Autos würden von 2025 an zum günstigsten Antrieb unter Berücksichtigung der Lebenszeit-TCO. Die Nutzungszeit wird mit 16 Jahren angenommen und unterteilt in vier Jahre Erstbesitz, fünf Jahre Zweit- und sieben Jahre Drittbesitz.
Elektrokleinwagen ohne Kaufförderung erst ab 2025 günstiger
Und da die Energieberater mit tatsächlichen Zahlen gearbeitet haben, wird die Studie konkret: „Die geringeren TCO von E-Autos bieten insbesondere Verbraucherinnen und Verbrauchern mit niedrigeren Einkommen Vorteile. Ein E-Fahrzeug der Mittelklasse, das heute neu gekauft wird, spart den Zweit- und Drittbesitzern im Vergleich zu einem Benziner insgesamt fast 12.100 Euro.“ Strengere CO₂-Flottengrenzwerte, die Autohersteller dazu zwängen, mehr E-Autos auf den Markt zu bringen, würden das Angebot von gebrauchten E-Autos weiter verbessern, was ebenfalls weniger einkommensstarken Kundenkreisen zugutekäme.
Zu einem überraschenden Ergebnis kommen die Verfasser, was die finanziellen Anreize für den Kauf eines Elektroautos angeht (6000 Euro Umweltbonus plus 3000 Euro Innovationsprämie): „Ohne die Kaufförderung werden Elektrokleinwagen erst ab 2025 günstiger als Benziner. Ein E-Auto der Mittelklasse wäre jedoch auch ohne Unterstützung durch den Umweltbonus bereits heute günstiger.“ Daraus ergibt sich der Schluss, dass die Kaufförderung zwar aktuell die Verbreitung von kleinen E-Autos unterstützt, doch auf Dauer kontraproduktiv ist, weil die finanziellen Mittel an anderer Stelle, speziell für die Dekarbonisierung, in den kommenden Jahren besser eingesetzt werden könnten.
Studie: über Einsparungspotenzial aufklären
Weiter wurde für die Studie unter anderem die Wirtschaftlichkeit eines Elektroautos speziell für Pendler und Pendlerinnen untersucht: Sie sind mit einer Jahreslaufleistung ihrer Autos von durchschnittlich 25.000 Kilometern eine der wichtigsten Zielgruppen, wenn es um die Vorteile eines E-Autos im vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren geht. Das Ergebnis: Ein Referenzelektroauto, in diesem Fall ein Tesla Model 3, das 2020 als Neuwagen gekauft wurde, fährt für Erstkäufer und -käuferinnen in vier Jahren im Vergleich zu einem Benziner der oberen Mittelklasse einen Preisvorteil von 16.700 Euro heraus. Im Vergleich zu einem Diesel würde der Tesla immer noch 12.800 Euro günstiger kommen. Diese Zielgruppe würde von den Gesamthaltungskosten am meisten profitieren, auch weil sie hohe CO₂-Emissionen aufweist.
Obwohl Deutschland in Sachen E-Mobilität in Europa eine Spitzenstellung einnimmt, herrscht offenbar in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor die Ansicht, dass die hohen Anschaffungskosten gegen den Kauf eines E-Autos sprechen. Deshalb kommt die Studie zu dem Schluss, dass es wichtig sei, über das tatsächliche Einsparungspotenzial, das diese Fahrzeuge bereits heute bieten, aufzuklären und jetzt schnell eine verbraucherfreundliche Umgebung wie beispielsweise eine gut funktionierende öffentliche Ladeinfrastruktur zu schaffen.