Die Schufa braucht Kontrolle
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Ein Antrag für eine Schufa-Auskunft liegt auf einem Tisch.
© Quelle: dpa
Hannover. Im öffentlichen Bewusstsein ist die Schufa eine Art Behörde: ein halbamtlicher Wächter über die Kreditwürdigkeit. In Sonntagsreden von Bankern und Händlern ist sie eher eine Selbsthilfeorganisation, die ehrbare Kaufleute vor notorischen Rechnungsprellern schützt. Aber jetzt zeigt das Interesse des schwedischen Finanzinvestors EQT: In Wahrheit ist die Schufa vor allem ein Wachstumsunternehmen an der Schlüsselstelle des Onlinekonsums – und damit eine Macht in der digitalen Welt.
Die Einwilligung für die Schufa-Auskunft haken wir im Internet mittlerweile mit geschlossenen Augen ab. Oder sie wurde irgendwann einmal pauschal erteilt. In Millisekunden steht dann fest, wie viel Vertrauensvorschuss ein Verkäufer geben kann, ohne uns je begegnet zu sein. Das sogenannte Scoring, das auch andere Unternehmen betreiben, ist die Grundvoraussetzung für Onlinegeschäfte jeder Art.
Diese Position will EQT offensichtlich anders ausreizen als bisher. Nur so ist der üppige Preis, den die Schweden angeblich zahlen würden, zu erklären. Damit in ein paar Jahren die gewünschte Rendite bleibt, müsste die Schufa wachsen und vor allem ihre Daten intensiver auswerten und aufbereiten als bisher – sie müsste diesen Schatz in aller Konsequenz ausbeuten. Selbst unter vergleichsweise strikten europäischen Datenschutzvorschriften weckt diese Vorstellung Unbehagen.
Allerdings haben sich die aktuellen Schufa-Eigentümer – Banken und Händler – selbst nicht mit Ruhm bekleckert. Datenschützern liefert das Unternehmen oft genug Anlass zur Kritik, ohne dass geschäftlich alle Entwicklungschancen genutzt worden wären. EQT könnte durchaus beides besser machen.
Dafür braucht aber der Scoring-Sektor insgesamt klarere gesetzlich Regeln und mehr Transparenz. Die Datensammler haben zu viel Einfluss auf unser Leben, um Blackbox zu sein – unabhängig vom Eigentümer. Die Frage ist, ob die Schufa dann noch so viel Geld wert wäre.