Goji, Acai, Chia, Moringa: Verbraucherzentrale warnt vor Schadstoffen in Superfoods
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OJ7F5ODZQRA4PHA34CA7ZJW2ZU.jpg)
Chiasamen, getrocknete Gojibeeren und Granatapfelkerne gelten als Superfood.
© Quelle: dpa
Hannover. Superfoods wie Acaí, Goji, Chia und Moringa werden oft eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt. Doch wissenschaftliche Belege dafür fehlen, wie die Verbraucherzentrale Niedersachsen berichtet.
Stattdessen seien die exotischen Lebensmittel häufig mit Pestiziden, Schwermetallen oder Bakterien belastet. Außerdem könnten sie Allergien oder Wechselwirkungen mit Medikamenten auslösen. Besonders problematisch sind demnach Superfoods, die als Nahrungsergänzungsmittel in Pulver- oder Kapselform angeboten werden, weil sie zu einer erhöhten Aufnahme unerwünschter Stoffe führen können.
Dazu kommt, dass Superfoods meist einen langen Transportweg hinter sich haben, was zu einer schlechten CO₂-Bilanz führt. Die Verbraucherschützer raten deshalb, auf heimische Alternativen zu setzen. Wir haben uns vier Superfoods genauer angeschaut.
Goji-Beere
Die Goji-Beere ist eine asiatische Frucht, die bei uns meist in getrockneter Form, als Pulver, Kapsel oder auch als Konfitüre angeboten wird. Die Beere wird für ihren hohen Vitamin-C-Gehalt gefeiert und soll angeblich das Herz-Kreislauf-System sowie das Immunsystem stärken. Auch Schäden durch freie Radikale soll sie neutralisieren.
Aber: Für all diese Werbeversprechen konnte die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bisher keine Nachweise finden. Deshalb sind jegliche gesundheitsbezogenen Aussagen auf der Verpackung von Goji-Beeren auch verboten.
Hinzu kommt, dass die Beeren, die häufig aus China stammen, in vielen Fällen mit Schadstoffen belastet sind. „Bei Goji-Beeren wurden zum Teil eine Vielzahl verschiedener Pestizide nachgewiesen, vereinzelt sogar Pflanzenschutzmittel, die in Europa nicht zugelassen sind”, sagt Sandra Panzer-Ludvig, Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Auf Goji-Beeren verzichten sollten in jedem Fall Menschen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Denn laut Verbraucherzentrale können Goji-Beeren den Abbau dieser Medikamente im Körper blockieren, so dass es zu einer gefährlichen Wirkstoffanreicherung und verstärkter Blutungsneigung kommen kann.
Alternativen: Heimische Beeren wie Schwarze Johannisbeeren oder Sanddornbeeren enthalten nicht nur mehr Vitamin C, sie sind auch deutlich günstiger als Goji-Beeren.
Acai-Beere
Auch die Acai-Beere, die aus Südamerika stammt, wird als Superfood gepriesen – vor allem wegen ihres hohen Gehalts an sekundären Pflanzenstoffen. Diese wirken antioxidativ und sollen den Körper vor freien Radikalen schützen.
Das Problem: Acai-Produkte können laut Verbraucherzentrale einen stark erhöhten Wert an Mineralölkohlenwasserstoffen aufweisen. Grund dafür könnten etwa dieselbetriebene Anlagen sein, in denen die Acai-Beeren in den Ursprungsländern getrocknet werden. „Mineralölrückstände schädigen die Leber”, erklärt Sandra Panzer-Ludvig.
Alternativen: Heimische dunkle Beeren wie Brom-, Holunder- oder Heidelbeeren, sowie Pflaumen und Rotkohl enthalten zum Teil sogar mehr sekundäre Pflanzenstoffe als die Acai.
Chia-Samen
Die mexikanischen Chia-Samen sollen angeblich die Verdauung fördern, den Blutzucker regulieren und Gelenkschmerzen sowie Sodbrennen lindern. All diese Werbeaussagen sind in der EU jedoch aus Mangel an Nachweisen nicht gestattet. Erlaubt ist nur, mit dem hohen Ballaststoffgehalt der Samen zu werben. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. „Gerade bei nicht vorgequellten Chia-Samen ist es wichtig, dass man ausreichend trinkt”, sagt Panzer-Ludvig, sonst könne es zu gefährlichen Verstopfungen kommen.
Weil Langzeituntersuchungen zu Chia-Samen bisher fehlen, empfiehlt die EU eine maximale tägliche Aufnahme von 15 Gramm.
Wie die Verbraucherzentrale berichtet, wurden im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF zuletzt mehrfach mit krebserregenden Schimmelpilzgiften (Aflatoxin) belastete Chia-Samen gemeldet. Außerdem können die Samen allergische Reaktionen auslösen. Chia gehört zu den Lippenblütler-Pflanzen wie auch Minze, Thymian, Rosmarin oder Salbei. Wer auf eine dieser Pflanzen oder auch auf Senf reagiert, sollte laut Verbraucherzentrale vorsichtig sein.
Alternativen: Regional angebaute Leinsamen haben einen ebenso hohen Gehalt an Protein, Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen. Sie sind außerdem wesentlich günstiger.
Moringapulver
Moringablätter werden traditionell in Asien und Afrika für die Ernährung genutzt. Nach Deutschland kommen sie meist in getrockneter Form als Pulver oder Kapsel. „Der Moringabaum ist in Asien und Afrika eine wertvolle Pflanze, um die Nährstoffversorgung zu decken”, sagt Ernährungsexpertin Panzer-Ludvig. „Aber in Deutschland haben wir ein ganz anderes Versorgungsangebot. Wer sich gesund ernährt, hat von Moringa keinen Mehrwert.”
Die Expertin verweist außerdem auf die hohe Pestizidbelastung. So hat das Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart in den Jahren 2016, 2017 und 2018 Moringablattpulver untersucht. Jedes mal wiesen mehr als die Hälfte der Proben einen Perchloratgehalt auf, der den zulässigen Höchstwert überstieg.
Alternativen: Der Nährstoffmix von Grünkohl, Spinat und Feldsalat ist dem der Moringa-Pflanze sehr ähnlich.