Tui-Chef Friedrich Joussen geht Knall auf Fall. Er hatte vor allem die Aktionäre im Blick. Mitarbeiter, Reisebüros und Kunden standen bei ihm nicht im Fokus, meint Jens Heitmann.
Hannover. Bei der Tui haben nur wenige geglaubt, dass sie Michael Frenzel noch einmal vermissen würden. Als die scheinbar unendliche Regentschaft des Vorstandschefs 2013 doch noch zu Ende ging, überwog die Erleichterung – in der Belegschaft wie bei den Aktionären: Mit seinen zwei Holdinggesellschaften in London und Hannover wirkte der Reisekonzern manövrierunfähig und galt als abhängig von der Gnade seines russischen Großaktionärs. Als Nachfolger Friedrich Joussen damit begann, sich betont unprätentiös im Ruhrpott-Slang durch den Konzern zu kumpeln, wirkte das wie ein Aufbruch zu neuen Ufern.
Die Erfolge für die Anteilseigner ließen nicht lange auf sich warten: Nur einen Monat nach seinem Amtsantritt halbierte Joussen die Belegschaft in der Konzern-Zentrale, legte nach 100 Tagen das erste Sparprogramm auf und ließ die Übernahme der britischen Tochter Tui Travel folgen – auf Hauptversammlungen wurde er dafür als „Friedrich der Große“ gefeiert. Die Beschäftigten hingegen erfuhren einen ruppigeren Umgangsstil als unter seinem Vorgänger, der im Zweifel lieber die Aktionäre enttäuschte, als Großkonflikte im Konzern zu riskieren. Unter Joussen zählte nur die Rendite.