Meine fünf Gründe: Warum Elektroautos ihre Fahrerinnen und Fahrer verändern
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/CBS3X7F5CJCZHDAFHOOJKFJISM.jpeg)
Einkaufen und währenddessen das E-Auto wieder aufladen. Fünf Gründe, warum Elektrofahrzeuge ihre Fahrer und Fahrerinnen verändern.
© Quelle: Carsten Koall/dpa
1. Elektrisch fahren macht süchtig
Und zwar nicht in dem Sinne, dass man unbedingt mehr und mehr elektrisch fahren will, sondern es erzeugt klassisches Suchtverhalten. Der Tagesablauf eines Drogenabhängigen wird bekanntlich vom ewigen Rhythmus „Drogen konsumieren, Drogen organisieren, Drogen konsumieren“ geprägt. Die Suche nach dem Stoff bestimmt das Leben des Süchtigen. Genau so ergeht es dem E-Fahrer auf längeren Strecken. Schon vor der Abfahrt kreisen die Gedanken um die richtige Ladestrategie: Wie weit reicht die Batterieladung bei welchem Tempo? Wann lade ich optimalerweise wie lange zwischen, um mein Ziel sicher zu erreichen? Habe ich am Ziel ebenfalls eine Lademöglichkeit, um auch wieder zurückzukommen?
Unterwegs wird es dann noch schlimmer. Permanent überprüft das besorgte Auge die Reichweitenanzeige, nur um sie mit der Anzeige für die restliche Entfernung zum Ziel abzugleichen. Geht meine Ladestrategie auf? Hat der Gegenwind zu viel Reichweite gekostet? Ist die angepeilte Ladestation auch frei? Mit anderen Worten: Die permanente Suche nach dem Stoff bestimmt das Leben des E-Fahrers. Einen Unterschied zur Drogensucht gibt es allerdings: Während der Junkie tiefer und tiefer in die Abhängigkeit rutscht, wird die Stromsucht sukzessive besser. Mit jeder überstandenen Langstreckenfahrt wird E-Fahrer ruhiger und ruhiger: Ist ja noch immer gut gegangen.
2. Elektrisch fahren macht sozialer
Der Grund ist einfach: Als Fahrer eines Elektroautos lernt man jede Menge Menschen kennen. Quasi an jeder Station mit mehreren Ladepunkten kommen die E-Fahrer miteinander ins Gespräch. Was sollen sie auch machen während der rund 30 Minuten Ladezeit auf abgelegenen Parkplätzen und in öden Gewerbegebieten? Sowie ein weiteres E-Auto andockt, gehen die Gespräche los: „Wieviel verbraucht Ihrer denn so?“ „Wie schnell lädt er?“ „Welche Anbieter nutzen Sie und was bezahlen Sie für den Strom?“ E-Fahrer sind neugierig, haben endlos viel zu erzählen und freuen sich, wenn sie auf Gleichgesinnte treffen. Höhepunkte der Geselligkeit bilden die sogenannten Reisewochenenden in der Urlaubssaison. Wenn sie als Nummer drei in der Warteschlange vor der Ladesäule stehen, können sie sicher sein, viele nette fremde Menschen kennen zu lernen und mit ihnen Stunden beim fröhlichen Plaudern zu verbringen.
3. Elektrisch Fahren mach dick
Auch das hängt mit dem stundenlangen Warten an Ladestationen zusammen. Dummerweise befinden sich diese entlang der Bundesfernstraßen in der Regel in unmittelbarer Nähe zu Betrieben der sogenannten Systemgastronomie. Ein bekannter Bulettenbrater hat sogar begonnen, gezielt direkt vor seinen Gaststätten Schnelladesäulen zu errichten. Durchaus schlau, denn mit was überbrückt man die Ladezeit, wenn nicht mit Essen? Muss ja eh irgendwann sein. Und zack, schon steckt man mitten in der Welt der Fette, Cholesterine und Geschmacksverstärker. Mahlzeit.
4. Elektrisch fahren ruiniert die Frisur
Eine der größten Diskriminierungen gegenüber E-Auto-Fahrern betrifft die Positionierung der Ladesäulen. Falls sie den E-Fahrer nicht vor einem Schnellrestaurant in die Falle locken, stehen sie in der Regel auf den aller hintersten und verwahrlosesten Plätzen auf Autobahnparkplätzen und Gewerbegebieten. Und was sie alle eint: Sie sind niemals überdacht. Während konventionelle Tankstellen in Deutschland flächendeckend von architektonisch mehr oder minder gelungenen Dachkonstruktionen geschützt werden, stehen E-Autofahrer grundsätzlich im Freien und ruinieren sich bei Regen die Frisur. Auf den vergangenen rund 15.000 km, die der Autor rein elektrisch unterwegs war, traf er auf nicht eine überdachte Ladestation. Nicht eine einzige. E-Auto-Fahrer werden in dieser Hinsicht einfach im Regen stehen gelassen.
5. E-Auto-Fahren macht gelassen
Sie ahnen es schon: Neben dem Fahren bestimmt das Warten das Leben des Elektromobilisten. Immer ein gutes Buch im Handschuhfach oder eine aufs Tablet runter geladene Folge von „The Crown“ unterbrechen jede Tour auf entspannte Art und Weise. Dabei beruhigt schon das Fahren selbst ganz außerordentlich. Um sich die Reichweite nicht gänzlich zu versauen, ist maximal Tempo 130 km/h Pflicht. Wer den Gasfuß nicht zügeln kann, hängt permanent an Ladesäulen und verflucht seine eigene Ungeduld. Ganz klar: Wer schneller ankommen will, muss langsamer fahren. Eine fast schon buddhistische Weisheit. Ommm….