Porträt: Mohamed Abdalla führt Sinem-Supermarkt in Göttingen
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Ordert sein Frischobst auf dem Großmarkt in Hannover: Mohamed Abdalla, Inhaber des Sinem-Supermarktes in Grone.
© Quelle: Hinzmann
Göttingen. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Mohamed Abdalla. Der 28-Jährige ist Inhaber vom Sinem-Supermarkt in der Rudolf Winkel-Straße. Bulgur, Halva oder Lammfleisch kann man hier kaufen, arabische, türkische, persische Produkte und vieles mehr.
Der Markt bietet eine Vielfalt an Lebensmitteln, die man in einem deutschen Supermarkt so nicht bekommt. So treffen dort Kunden aus verschiedenen Ländern aufeinander. Mehr als 6000 Artikel führt Abdallas Markt. Viele werden hier in allen erdenklichen Verpackungsgrößen angeboten – Jogurt oder Reis zum Beispiel, für die Klein- oder Großfamilie oder sogar für ein Restaurant.
Vielen ist Mohamed Abdalla unter Ahmet Bulut bekannt. Seinen neuen Namen hat er mit einer neuen Staatsangehörigkeit bekommen: Er ist Syrer. Die Familie lebte im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien und war in ihrer Heimat staatenlos.
Mittlerweile eigenständig
Um diesen Zustand zu beenden, hat Abdalla die syrische Staatsangehörigkeit angenommen und damit auch den neuen Namen. Seit 1994 lebt Abdalla in Deutschland. Als Asylbewerber sind seine Eltern mit den Kindern hergekommen, zunächst in den Kreis Lippe.
Mit Gründung des Göttinger Sinem-Supermarkts vor fünf Jahren ist die Familie an die Leine gekommen. Zuerst wurde der Markt in Grone eingerichtet als Filiale der Sinem-Kette, die 1987 in Herford an den Start gegangen war. Vor drei Jahren zog der Göttinger Markt in eine ehemalige Aldi-Filiale in der Rudolf-Winkel-Straße 13 um.
Mittlerweile ist der Göttinger Markt eigenständig. Abdalla hat ihn von seinem Vater übernommen und ist nun Chef von elf Mitarbeitern. Mit im Geschäft sind seine zwei jüngeren Brüder. Auch seine Mutter hilft mit, wenn es eng wird.
Wichtig zur Kontaktpflege
Obst und Gemüse kauft Abdalla drei Mal pro Woche im Großmarkt in Hannover. Das Gemüse müsse er ansehen, erklärt er. Um 1 Uhr in der Nacht fährt er los, um 2 Uhr haben die Großkunden Zutritt, um die Ware auszusuchen. Zwischen 8 und 9 Uhr wird sie geliefert. Schon vorher, gegen 6 Uhr, ist Abdalla zu Hause, um zwei bis drei Stunden zu schlafen.
Dann beginne für ihn „der Kampf im Laden“. Da, wo viel zu tun ist, packt der Chef mit an. Große Bestellungen liefert er selbst aus. Das sei wichtig zur Kontaktpflege, erklärt er.
Überall sitzen die Lieferanten – in Hamburg, Gronau oder Köln. Alle acht Wochen lässt Abdalla sich dort sehen, um neue Produkte zu sichten und im persönlichen Kontakt zu bleiben.
Montag Familientag
Alle zwei Tage muss er zur Schlachterei nach Seesen, um die Rinder nach muslimischem Glaubensgrundsatz „halal“ (dann gilt es als erlaubt) zu schlachten. Als Geheimtipp gilt der Markt auch wegen des Lammfleischs. Außerdem wird Geflügel verkauft, Schweinefleisch nicht.
Wenn es zwischendurch einmal ruhiger ist, gönnt Abdalla sich eine Auszeit – mit seiner Frau und den zwei Kindern (2 und 6). Dreisprachig wachsen die Kinder auf: Sie lernen neben Deutsch auch Kurdisch und Arabisch.
Mit ihnen verbringt er den freien Sonntag. Künftig soll auch der Montag Familientag werden, verrät er. Vielleicht bleibt dann mehr Zeit für sein Hobby: Motorradfahren.
Von Ute Lawrenz
GT/ET