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Primark will nachhaltig werden

Eine Primark-Filiale in Gelsenkirchen.

Eine Primark-Filiale in Gelsenkirchen.

Essen. Primark steht für Billigware, das würde die irische Modekette nicht einmal selbst bestreiten. „Als Primark vor 50 Jahren gegründet wurde, hatten wir die Vision, Mode für alle erschwinglich zu machen“, sagt Christiane Wiggers-Voellm, verantwortlich für die deutschsprachigen Märkte. Die Strategie hat das 1969 gegründete Unternehmen zu einem Konzern mit knapp 400 Läden in Europa und den USA gemacht.

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Die Kehrseite des Erfolgsrezepts: Für Kritiker ist der Discounter der Inbegriff von Fast Fashion mit schlechten Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen in der Produktion. Das soll nun Primark Cares ändern: Mit dem Riesenprojekt will die Marke nachhaltig werden – aber für alle erschwinglich bleiben, wie Wiggers-Voellm im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagt.

Primark will von Massenware Abschied nehmen

Es klingt nach der Quadratur des Kreises. „Wir glauben, dass es nicht teurer sein darf und auch nicht teurer sein muss, nachhaltig zu produzieren.“ Primark will auch nicht von der Massenware Abschied nehmen. „Ich glaube, dass Nachhaltigkeit und Menge gar nicht direkt in Verbindung stehen“, sagt Wiggers-Voellm. Das Ziel des vorerst auf neun Jahre angelegten Programms: „Unser Fokus liegt darauf, unsere Produkte nachhaltiger zu produzieren, mehr für den Schutz unseres Planeten zu tun und das Leben der Menschen zu verbessern, die unsere Produkte herstellen.“

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Kritikerinnen und Kritiker loben zumindest die Absicht. Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen würden auch von Kundinnen und Kunden immer mehr gefordert, sagt Isabell Ullrich, Koordinatorin der Kampagne für saubere Kleidung Deutschland: „Es ist ein gutes Zeichen, dass auch Primark auf den Zug aufspringen muss.“ Allerdings bleiben Ullrich viele der Ankündigungen zu vage. „Wir sind nach wie vor skeptisch, denn es fehlt die konkrete Überprüfbarkeit.“

Modekette will nachhaltiger werden

Primark verspricht die Verwendung nachhaltiger erzeugter Baumwolle, längere Lebensdauer der Produkte und deren volle Recyclingfähigkeit bis zum Jahr 2027. Bis ins Design sollen die Veränderungen reichen: Aufwendiger Druck oder Pailletten etwa erschweren das Recycling. „Bis 2030 werden alle unsere Kleidungsstücke aus recycelten oder nachhaltiger beschafften Materialien bestehen“, sagt Wiggers-Voellm.

Über die Einhaltung der Standards bei den zahlreichen Lieferanten wachen eigene Kontrolleure, aber auch bei verschiedenen Brancheninitiativen ist das Unternehmen Mitglied. Das neue Lieferkettengesetz begrüße Primark ausdrücklich, aber lieber hätte man es international: „Wir halten ein Lieferkettengesetz auf EU-Ebene für den nächsten logischen Schritt.“ Das deutsche Siegel „Grüner Knopf“ dagegen sei für eine internationale Kette wenig geeignet.

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Eine weitere Großbaustelle der Branche sind die Arbeitsbedingungen bei ihren meist asiatischen Lieferanten. Der Einsturz des Rana-Plaza-Komplexes in Bangladesch, bei dem 2013 über 1000 Menschen starben, warf ein Schlaglicht auf die Zustände.

„Das war ein Schock und macht heute noch betreten“, sagt Wiggers-Voellm. Viel habe sich seitdem getan, aber nun sollen die Fabrikbesitzerinnen und -besitzer auch höhere Löhne zahlen. Der lokale Mindestlohn soll zum „existenzsichernden Lohn“ aufgestockt werden. Auch für Tarifverträge in den Fabriken setze sich der Großkunde Primark ein.

Ob die Fabrikbesitzerinnen und -besitzer mitziehen, muss sich allerdings noch zeigen. „Wir wissen, dass wir mehr tun müssen, um die Löhne für die Arbeiter in unserer Lieferkette zu verbessern“, sagt die Managerin. Für die Preise soll all das aber keine Folgen haben.

Auch hier ist Isabell Ullrich skeptisch. Die Initiative ACT für bessere Löhne, wo auch Primark Mitglied ist, habe noch keinen einzigen Abschluss erzielt. Aber Nachhaltigkeit koste Geld – bei konstanten Preisen werde irgendjemand verzichten müssen. Ohnehin bleibe das Konzept der schnell verbrauchten Fast Fashion fragwürdig. „Niemand in unserer Gesellschaft braucht T-Shirts für zwei Euro.“

Wiggers-Voellm sieht dagegen keinen Anlass zum Strategiewechsel. „Der Rückschluss ist falsch, dass die Menschen in der Fabrik besser leben, wenn T-Shirts teurer sind“, sagt sie. In den Fabriken würden für andere Firmen T-Shirts genäht, „die im Laden ein Vielfaches von unseren kosten – der Lohn ist aber derselbe“.

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