Smartphone-Reparatur: Apple prescht vor, was machen andere Hersteller?
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Die Reparatur eines Smartphones ist oft teuer.
© Quelle: Florian Schuh/dpa-tmn
Bisher sind Smartphonereparaturen oft teuer und aufwendig. Vor allem kaputte Displays gehen ins Geld: Wenn das Modell schon etwas älter ist, reicht der Preis für eine Reparatur oft an den Neupreis heran oder liegt sogar höher. Für viele lohnt sich das nicht: Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom haben sich 52 Prozent der Befragten, die schon mal einen Schaden am Handy hatten, anschließend einfach ein Neues gekauft.
Für die Umweltbilanz ist das eine Katastrophe. Denn während Smartphones die Umwelt im täglichen Gebrauch nur wenig belasten, ist die CO₂-Bilanz der Herstellung und Entsorgung miserabel. Laut dem Europäischen Umweltbüro könnten bis 2030 zwei Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden, wenn alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger ihr Smartphone nur ein Jahr länger nutzen würden als bisher. Das entspricht dem CO₂-Ausstoß, den eine Million Autos jährlich verursachen.
Doch es kommt Bewegung in das sogenannte Recht auf Reparatur, was der Verbraucherschutz und die Politik seit Längerem fordern. Zuletzt hat Apple angekündigt, bald Ersatzteile für jedermann verfügbar zu machen.
Was plant Apple?
Ab Anfang 2022 können Apple-Kundinnen und ‑Kunden die wichtigsten Ersatzteile der iPhones 12 und 13 in einem Onlineshop erwerben. Das hat der US-Technologiekonzern am Mittwoch angekündigt. Dort soll es auch Spezialwerkzeug und Reparaturanleitungen geben, sodass jeder sein iPhone künftig selbst reparieren kann. Apple empfiehlt das aber nur „technikversierten Personen, die über das Wissen und die Erfahrung zur Reparatur von elektronischen Geräten verfügen“.
Im Laufe des Jahres soll der Service dann auch auf andere Apple-Geräte und weitere Länder ausgeweitet werden. Wann deutsche Kundinnen und Kunden die Apple-Originalteile kaufen können, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, wie viel sie kosten sollen.
Welche Hersteller bieten noch Ersatzteile für ihre Smartphones an?
Bekanntestes Beispiel ist die niederländische Firma Fairphone. Das Unternehmen baut seine Smartphones so, dass sie sich einfach reparieren lassen – und bietet die passenden Ersatzteile im Onlineshop an. Das neueste Modell, das Fairphone 4, kostet um die 580 Euro, der passende Akku rund 30 und das Display rund 80 Euro. Die Teile sind nicht verklebt und lassen sich mit einem handelsüblichen Schraubenzieher austauschen.
Bisher ist Fairphone aber noch ein kleiner Player am Markt. Zwar konnte die Firma ihren Absatz im vergangenen Jahr um 74 Prozent auf knapp 95.000 Geräte steigern. Im Vergleich mit den Platzhirschen Xiaomi (12,7 Millionen verkaufte Geräte 2020 EU-weit), Samsung (zwölf Millionen) und Apple (9,6 Millionen) sind die Zahlen aber noch verschwindend gering.
Xiaomi und Samsung bieten noch keine Originalersatzteile für Endverbraucherinnen und Endverbraucher an. Samsung hat allerdings ein Handy im Angebot, bei dem sich zumindest der Akku austauschen lässt: das Outdoorgerät Galaxy Xcover. Das neueste Modell kostet rund 260 Euro, der Originalakku ist für rund 30 Euro zu haben. Auch der Hersteller Motorola bietet Smartphones mit Wechselakku an.
Viele reparieren ihr Handy auf eigene Faust. Ist das sinnvoll?
Im Internet kann man sich für jedes Handymodell schon Ersatzteile bestellen – die dann allerdings nicht direkt vom Hersteller kommen. Online gibt es auch Anleitungen und Videos, die erklären, wie Laien die Teile am besten wechseln. Allerdings ist die Reparatur bei vielen Modellen kompliziert, oft muss erst der Kleber aufwendig abgelöst werden, für die Schrauben braucht man Spezialwerkzeug. Falls dabei etwas schiefgeht, haftet der Verbraucher oder die Verbraucherin. Die Reparatur erfolgt auf eigene Verantwortung.
Welche Möglichkeiten einer professionellen Reparatur gibt es?
Die Hersteller reparieren ihre Smartphones selbst, Apple hat dafür deutschlandweit 16 Applestores, Samsung unterhält derzeit neun eigene sogenannte Customer-Service-Plazas, sie befinden sich zum Beispiel in Berlin, Frankfurt und Köln. Außerdem bietet Samsung Onlinereparaturen zum Festpreis an, Kundinnen und Kunden können ihr kaputtes Handy direkt an Samsung schicken.
Dazu kommen Tausende zertifizierte Werkstätten vor Ort und Onlineanbieter, die ebenfalls Zugriff auf die Originalteile der Hersteller haben. Stiftung Warentest hat im April 2020 zehn Reparaturdienste getestet, darunter vier Onlineservices, vier Vor-Ort-Werkstätten und die Dienste der Handyhersteller Samsung und Apple. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass etliche Handys beschädigt zurückkamen, viele Anbieter brauchten sehr lange und waren teuer.
Testsieger wurde der Onlinedienst My Phone Repair (Note 1,8), die Reparatur dauerte aber lange und war nicht besonders günstig. Samsung selbst reparierte das kaputte Handy im Test am günstigsten – und erreichte mit der Note 2,4 das zweitbeste Ergebnis.