Spielwaren: Zu Weihnachten drohen Lücken unterm Baum

Wo Elektronik mitspielt, kann es in diesem Jahr besonders eng werden.

Wo Elektronik mitspielt, kann es in diesem Jahr besonders eng werden.

München. An der Nachfrage liegt es nicht. Spielwaren sind schon immer begehrte Weihnachtsgeschenke gewesen und derzeit mehr denn je. „In der Pandemie sind wir unter den Gewinnern“, sagt Ulrich Brobeil. Schon im Corona-Jahr 2020 ist der Spielzeugumsatz in Deutschland um fast ein Zehntel auf 3,7 Milliarden Euro gewachsen, und die ersten zehn Monate dieses Jahres haben ein weiteres Plus von gut 5 Prozent gebracht, wie der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DVSI) in Nürnberg erklärt.

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Es fehlt an Containern für den Transport

Sorgen bereitet aber nicht nur ihm, sondern der ganzen Branche die Angebotsseite. „Die erhöhte Nachfrage trifft auf krisenbedingte Knappheit“, bedauert der Verbandschef. Denn weltweit werden vier von fünf Spielzeugen in China gefertigt. Und die stecken derzeit oft in verstopften Häfen fest, oder es fehlen Container zum Transport.

Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr einiges frühzeitig vergriffen sein wird.

Ulrich Brobeil,

Deutscher Verband der Spielwarenindustrie

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„Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr einiges frühzeitig vergriffen sein wird“, sagt Brobeil. Denn es gibt mehr als Transportprobleme. Beim Elektrospielzeug schlägt zusätzlich der Chipmangel durch, unter dem auch Autohersteller und andere Branchen leiden.

„Autorennbahnen, ferngesteuerte Drohnen und anderes elektronisches Spielzeug könnten in den nächsten Wochen knapp werden“, sagt Uwe Weiler, der bei der größten deutschen Spielwarengruppe Simba Dickie in Fürth für das operative Geschäft zuständig ist und täglich mit Nachschubproblemen zu tun hat.

Etwa 60 Prozent ihrer Ware beziehen die Franken aus China und anderen Ländern in Fernost. Gleichzeitig würden in Europa aber auch die Kapazitäten bei Speditionen knapp, weil Lkw-Fahrer fehlen, warnt Weiler. Das macht sich in einer Branche, die nicht gleichmäßig über das ganze Jahr hinweg verkauft, in Spitzenzeiten besonders unangenehm bemerkbar. Die Hälfte aller Spielwaren werden in den sechs Wochen vor Weihnachten gekauft.

„Es ist derzeit ganz bestimmt im Vorteil, wer in Europa produziert“, sagt Weiler. In seinem Konzern sind das unter anderem der Modelleisenbahnbauer Märklin und Big mit seinen Bobbycars. Auch die Konkurrenten Playmobil und Ravensburger stellen ihre Plastikfiguren und Gesellschaftsspiele zum großen Teil hierzulande her.

Modellbahnen gehören immer noch zu den Rennern im Weihnachtsgeschäft.

Modellbahnen gehören immer noch zu den Rennern im Weihnachtsgeschäft.

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Aber auch das ist keine Garantie für reibungslose Produktion. Nicht nur Chips seien aktuell knapp und teuer, sondern auch Papier und Kunststoffgranulat, sagt Joachim Stempfle, Marktforscher bei der auf Spielwaren spezialisierten npd-Gruppe in Nürnberg: „Einige Artikel werden fehlen.“ Welche das genau sein werden, wisse derzeit aber niemand.

Ob Ware aus Fernost nur verzögert oder gar nicht mehr rechtzeitig vor Weihnachten im Handel anlandet, sei ungewiss. Wenn aber speziell bei Elektrospielzeug auch nur ein kleines Bauteil fehle, könne das schon für eine Lücke im Regal sorgen. Zudem sei unwägbar, wohin die knappen Container mit Spielwaren aus Asien gehen – nach Europa oder in den größeren Markt USA.

Mit Besserung ist vorerst nicht zu rechnen

„Vor allem Wunschspielzeug sollte man dieses Jahr nicht in letzter Minute einkaufen“, rät auch Steffen Kahnt als Geschäftsführer des Handelsverbands Spielwaren. Bei jedem Händler, den er kennt, sei aktuell schon etwas im Rückstand, und mit Besserung in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Dabei habe der Handel nach dem Rekordjahr 2020 und absehbar zunehmender Nachfrage kräftig und frühzeitig vorbestellt. „Aber die Frage ist, welcher Container noch rechtzeitig vor Weihnachten entladen wird“, warnt auch Kahnt.

Grundsätzlich herrscht kein Mangel

Grundsätzlich herrsche kein Mangel an Ware. „Alle Kinder bekommen Spielwaren“, versichert Kahnt. „Wir bieten in unserer Branche eine große Vielfalt“, betont auch Brobeil. Aber beide Manager räumen ein, dass es dieses Jahr offen wie nie sei, ob unter dem Weihnachtsbaum landet, was auf dem Wunschzettel steht.

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Enge Transportkapazitäten haben zudem die Frachtkosten aus Fernost vervielfacht, was sich in höheren Preisen für Spielzeug niederschlägt. „5 bis 10 Prozent Verteuerung haben wir bereits“, schätzt Weiler für das Weihnachtsgeschäft im Branchenschnitt. Weitere Aufschläge im nächsten seien absehbar.

Die ersten Preiserhöhungen sind im Handel angekommen.

Steffen Kahnt,

Handelsverband Spielwaren

„Die ersten Preiserhöhungen sind im Handel angekommen“, bestätigt Kahnt. Allein schon deshalb könnte der Branchenumsatz 2021 auf Rekordhöhe steigen. Mit einem Umsatzminus im Gesamtjahr rechnet Kahnt jedenfalls nicht. Kollege Weiler klingt skeptischer. „Jeder kann froh sein, wenn er sein Vorjahresergebnis erreicht“, schätzt er.

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