Keine Einigung im Streit zwischen den IT-Unternehmen Sycor und Arineo hat sich am Mittwoch abgezeichnet. Die am Göttinger Arbeitsgericht angesetzte Güteverhandlung lief ins Leere. Wie geht es nun weiter?
Göttingen. Die Fronten sind verhärtet, persönliche Emotionen im Spiel. Die Sycor-GmbH – eine Ottobock-IT-Ausgründung – hat die von ehemaligen Mitarbeitern gegründete Arineo GmbH wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens verklagt, fordert mehr als acht Millionen Euro Schadensersatz – Tendenz steigend. Zu keinem Ergebnis geführt hat am Mittwoch ein Gütetermin am Göttinger Arbeitsgericht. Richter Cornelius Kroeschell tendiert dazu, dass das Arbeitsgericht nicht zuständig sei. Vorrangig sei es um Handlungen ehemaliger Sycor-Führungskräfte gegangen, die erst nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses geschehen seien. Beide Parteien haben jetzt eine Frist bis 20. November, Stellung zum weiteren Vorgehen und einer möglichen Verweisung ans Landgericht zu beziehen.
Zuvor hatte Kroeschell als Einigungsansatz vorgeschlagen, die Kundenliste gemeinsam durchzugehen und in Absprache mit den Kunden abzustimmen. Die vom Richter skizzierte Geschichte hat alle Zutaten für einen Wirtschaftskrimi. Als Hans Georg Näder 2017 den Verkauf der 1998 unter dem Dach von Ottobock gegründeten Informationstechnologie-Firma Sycor anstrebte, äußerten auch deren Mitgründer Marko Weinrich und weitere Mitarbeiter Interesse, kamen aber nicht zum Zug. Ziel war ein mitarbeitergeführter Betrieb – eine employee owned company (EOC). Im November 2018 vollzog Näder dann eine Kehrtwende und die Verkaufsabsicht zurück. Nach zwischenzeitlichen Fusionsplänen für eine neue Holding mit Börsengang entschied die Näder Holding, Sycor doch in der Firmengruppe weiterzuentwickeln.