Überblick in Grafiken

Was die Inflation in die Höhe treibt

Fossile Energien sind die Treiber der Inflation in Deutschland. Allein die Kraftstoffe für das Auto trugen 17 Prozent zur Inflationsrate im Januar bei.

Fossile Energien sind die Treiber der Inflation in Deutschland. Allein die Kraftstoffe für das Auto trugen 17 Prozent zur Inflationsrate im Januar bei.

Die Inflationsrate betrug im Januar 2022 in Deutschland 4,9 Prozent, meldet das Statistische Bundesamt. Damit fällt die Teuerung im ersten Monat des Jahres nur leicht geringer aus als im Vormonat Dezember.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eigentlich hatten die Ökonomen mit einer stärker fallenden Inflationsrate gerechnet. Dahinter steckte die Überlegung, dass im Dezember 2021 noch ein Sondereffekt die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat verstärkt hatte: die temporäre Mehrwertsteuersenkung zwischen Juli und Dezember 2020. Durch diesen politischen Eingriff waren die Preise erst gesunken und dann wieder gestiegen. Seit Januar 2022 spielt dieser Effekt keine Rolle mehr, trotzdem steigen die Preise weiter.

Höchste Steigerung seit Nachwendezeit

Somit liegt die Inflationsrate in Deutschland nun schon seit einem halben Jahr in einem Bereich, in dem sie sich zuletzt Anfang der 1990er-Jahre in der Zeit nach der Wiedervereinigung bewegt hat.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Grundlage für die Berechnung der Inflationsrate ist ein statistischer Warenkorb mit den wichtigsten Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Aus den Preisen dieser Produkte ermittelt das Statische Bundesamt den sogenannten Verbraucherpreisindex, dessen monatliche Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmonats als Inflationsrate bezeichnet wird.

Preise für Heizöl steigen um 37 Prozent

Im deutschen Warenkorb bildet die Nettokaltmiete den mit Abstand größten Ausgabenblock. Zuletzt ist dieser um 1,5 Prozent gestiegen. Die fossilen Energieträger haben zwar jeweils einen weit geringeren Anteil an den gesamten Konsumausgaben, haben aber dennoch weit mehr zur Inflation beigetragen als die Mieten. So stieg Flüssiggas im Dezember um 45 Prozent, Heizöl um 37 Prozent, Dieselkraftstoffe um 28 Prozent und Benzin um 23 Prozent. Auch der Preis von Lebensmitteln ist gestiegen: zum Beispiel Butter um 19 Prozent, tiefgefrorenes Obst um 16 Prozent und Eier um 14 Prozent.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Bei kleineren Ausgaben etwa für Butter und Eier fallen steigende Preise im Budget des Durchschnittsbürgers weniger stark auf als größere Ausgaben etwa für das Tanken und Heizen. Allein die Kraftstoffe für das Auto haben deshalb mehr als 17 Prozent der aktuellen Teuerung verursacht. Weitere 10 Prozent entfallen auf Gas und etwa 8 Prozent auf Heizöl.

Wie stark jede und jeder Einzelne von der Teuerung betroffen ist, hängt natürlich vom individuellen Konsumverhalten ab. Wer kein Auto fährt, ist immun gegen steigende Benzinpreise, und Eigentümer einer selbst bewohnten Immobilie sorgen sich naturgemäß weniger um die Mietentwicklung. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat errechnet, dass Ältere häufig eine höhere Inflationsrate haben als Jüngere, weil diese mehr elektronische Geräte kaufen, deren Preise im Verhältnis zur Qualität kontinuierlich sinken.

Reiseausgaben fielen weniger ins Gewicht

Bei der Interpretation der aktuellen Inflationsrate ist außerdem zu beachten, dass die Bürger ihr Geld in der Pandemie anders ausgeben als in normalen Zeiten. Beispielsweise sind derzeit Pauschalreisen weit weniger gefragt. Die Preissteigerungen von immerhin 9 Prozent in diesem Bereich werden zwar von den Statistikern erfasst, spielen aber in der Realität eine untergeordnete Rolle.

Nur alle fünf Jahre werden die Produkte und Dienstleistungen im Warenkorb des Statistischen Bundesamts neu gewichtet. Vorübergehende Schwankungen im Konsum spiegeln sich deshalb in den amtlichen Zahlen nicht wider.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Teuerung in der EU verfehlt die Ziele

Doch selbst wenn die tatsächliche Inflation derzeit etwas geringer ausfallen sollte als die auf dem Papier, bewegt sich die Teuerung doch eindeutig außerhalb des Bereichs, den die Europäische Union sich selbst zum Ziel gesetzt hat. Die Europäische Zentralbank strebt eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent an.

Diese Zielmarke wird bereits seit Mai 2021 mit wachsendem Abstand überschritten. Der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI betrug im Dezember einen Rekordwert seit Bestehen der Eurozone von 5,3 Prozent und sank um Januar leicht auf 5,1 Prozent. Der harmonisierte Wert für Deutschland, der sich leicht von der nationalen Rate unterscheidet, betrug im Januar 5,1 Prozent. Einige Länder Osteuropas liegen deutlich darüber. Niedrigere Werte haben zum Beispiel Frankreich und Schweden.

Ob die Europäische Zentralbank EZB angesichts der Teuerungsrate fern der 2-Prozent-Marke ihre lockere Geldpolitik strafft, wird sich frühestens im März zeigen. Dann legt die EZB ihre nächste Inflationsprognose vor. Im RND-Interview sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde: „Unser Auftrag ist Preisstabilität. Ist die in Gefahr, werden wir handeln.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zweifel an amtlichen Zahlen in der Türkei

Andere Staaten sind noch deutlich stärker betroffen als die EU‑Länder: In der Türkei erreichte die Inflation nach offiziellen Berechnungen im Januar 48,7 Prozent. Doch viele Türkinnen und Türken misstrauen den offiziellen Daten. Die gefühlte Inflation ist noch viel höher. Wegen des Verfalls der Lira schlagen die steigenden Gaspreise in der Türkei besonders stark zu Buche.

In den USA sind höhere Zinsen zu erwarten

Auch die USA haben mit hoher Inflation zu kämpfen. Die Fed ist anders als die EZB nicht nur dem Ziel der Preisstabilität, sondern auch dem der Vollbeschäftigung verpflichtet. Angesichts der anhaltenden Teuerung und der guten Arbeitsmarktlage hat die US‑Notenbank Federal Reserve (Fed) eine baldige Erhöhung des Leitzinses signalisiert.

Mehr aus Wirtschaft regional

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken