Trotz Angriffskrieg: Diese deutschen Marken gibt es weiter in Russland
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Moskau: Supermarkt im Aviapark-Einkaufszentrum in Moskau. Während Russland Teile der Ukraine in Schutt und Asche legt und Millionen Menschen in die Flucht treibt, ist in Moskau von Krieg nicht viel zu spüren. Doch die wirtschaftlichen Probleme belasten Russland immer stärker.
© Quelle: dpa
Ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine finden sich noch immer deutsche Marken in russischen Geschäften. Zwar gelten durch die von der EU beschlossenen Wirtschaftssanktionen Einfuhr- und Ausfuhrbeschränkungen, sodass viele Konzerne Produktion, Verkauf und Handel eingestellt haben, doch Lebensmittel, Medikamente sowie „Gegenstände des alltäglichen Bedarfs“ sind davon ausgeschlossen. Dazu zählen auch Schokolade oder Hautcreme. Welche Unternehmen ihre Produkte noch immer in Russland vertreiben.
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Während sich McDonald’s, Coca-Cola oder Starbucks aus Russland zurückgezogen haben, machen dort deutsche Marken wie Ritter Sport, Nivea oder Hochland weiterhin Geschäfte. Wie die Nachrichtenseite „Business-Insider“ berichtet, generieren einige der Lebensmittelproduzenten und Konsumgüterkonzerne große Teile ihres Umsatzes in Russland. Zudem gaben die Unternehmen als Begründung für ihren Verbleib an dem Standort an, die Belegschaft vor Ort nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen zu wollen. Andere fürchten um den Bestand ihrer Marke.
Immerhin: Fast alle Unternehmen haben nach eigenen Angaben ihre Werbekampagnen sowie Investitionen in Russland eingestellt und versprachen, ihre Gewinne zu spenden. Doch Verkauf und Produktion gehen zum Teil weiter.
Nivea-Creme und Ritter Sport gibt es weiterhin
So sind die Nivea-Creme sowie die Hautpflegeprodukte von Eucerin des Hamburger Konzerns Beiersdorf weiterhin in Russland erhältlich. Wie das Unternehmen mitteilte, habe man damit „erheblich reduziert auf Produkte zur elementaren Haut- und Körperpflege“. Beiersdorf verkauft dafür nicht mehr den Klebestreifen Tesa sowie La Prairie, eine der teuersten Cremes der Welt, in Russland. „Wir halten die Sanktionen in vollem Umfang ein“, erklärte das Unternehmen. Man verfüge über die geeigneten Arbeitsmethoden, um die Geschäfte in Russland im Rahmen der Sanktionen und trotz des sehr schwierigen Umfelds zu führen.
Auch Schokolade von Ritter Sport findet sich weiterhin in den russischen Supermarktregalen. Die Marke traf unlängst ein Shitstorm in den sozialen Medien, bei dem mit „Quadratisch, Praktisch, Blut“ eine sarkastische Abwandlung des Marketingclaims verbreitet wurde. Trotzdem hält Ritter Sport weiterhin an den Lieferungen fest. Man habe vor Ort eine Vertriebsgesellschaft mit rund hundert Mitarbeitern, begründete das Unternehmen das Fortbestehen der Geschäfte. Zudem wolle man die Kakaobauern schützen, die von Ritter Sport abhängig seien. Nach Angaben des Unternehmens würden allerdings die Gewinne in Höhe von 1,5 Millionen Euro gespendet.
Käsehersteller Hochland ist Marktführer in Russland
Der Käsehersteller Hochland produziert ebenfalls noch immer in den russischen Werken. Das Unternehmen ist Marktführer in Russland und generiert dort ein Viertel seines Jahresumsatzes. Gegenüber der Tageszeitung „Handelsblatt“ sagte Hochland-Chef Peter Stahl: „Aus unserer verantwortungsethischen Sicht hat der Verbleib eines deutschen Nahrungsmittelunternehmens in Russland aber keinerlei Einfluss auf den Kriegsverlauf oder Putins Entscheidungen.“ Die Aufgabe der Werke würde die russische Bevölkerung nicht gegen Putin aufbringen. Nach eigenen Angaben hat aber auch Hochland Werbung und Investitionen gestoppt.
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Was alles unter die Beschreibung „alltägliche Güter“ und Produkte zur Grundversorgung fällt, ist aktuell Gegenstand der Debatte. Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen kritisieren die Konzerne für ihr Engagement in Russland und erzeugen Handlungsdruck. Ein Team der Yale School auf Management erstellte etwa eine Liste, die Unternehmen in Bezug auf ihr Engagement in Russland benotet. Wie das Magazin „Wirtschaftswoche“ erklärt, fühlten sich einige der dort aufgeführten Unternehmen jedoch unfair behandelt und bemängelten, dass die Forscher und Forscherinnen nie Kontakt zu ihnen aufgenommen hätten.
Viele deutsche Unternehmen zogen sich zurück
In einigen Fällen zeigte das Anprangern allerdings Wirkung: Nach heftiger Kritik von Aktivisten, Politikern und Konsumenten nahm etwa das Schweizer Unternehmen Nestlé die meisten Produkte in Russland aus den Regalen. Vor verschiedenen Medien rechtfertigte sich Nestlé damit, dass die verbleibenden Geschäfte sicherstellen würden, „die Menschen vor Ort mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen“.
Nach anfänglichem Zögern haben zudem die meisten Marken in der Automobilbranche wie Mercedes-Benz, Volkswagen oder BMW ihre Geschäfte in Russland fast vollständig eingestellt. Auch der Schuhhersteller Deichmann oder der Haushaltsgerätehersteller Miele haben sich zurückgezogen.
Die Baumarktkette Obi hat laut der „Wirtschaftswoche“ ihre Märkte schon zu Beginn des russischen Angriffskrieges an das öffentliche Management abgegeben. Allerdings wird demnach der Markenname entgegen der Abmachung weiterhin verwendet. Nun kämpft das Unternehmen um seine Rechte an der Marke.
RND/ar