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„Keine Wahl" bei Stellenabbau

Musk verteidigt Massenentlassungen bei Twitter – und droht den Anzeigenkunden

Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX und neuer Twitter-Chef, spricht auf der Satellite-Konferenz und -Ausstellung in Washington (Archivbild).

Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX und neuer Twitter-Chef, spricht auf der Satellite-Konferenz und -Ausstellung in Washington (Archivbild).

San Francisco. Eine Woche nach Elon Musks Übernahme von Twitter haben am Freitag viele bisher Beschäftigte ihre Kündigung vorgefunden. Die genaue Zahl der Entlassungen war zunächst nicht bekannt. Einige Angestellte in San Francisco twitterten, sie hätten bereits keinen Zugang mehr zu ihren Arbeitskonten. Sie und andere schrieben in dem Kurzmitteilungsdienst unter dem Hashtag #OneTeam. In einer E‑Mail der Unternehmensleitung an die Belegschaft hieß es, ein Personalabbau sei „notwendig, um den Erfolg des Unternehmens zu sichern und vorwärtszugehen“.

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Musk selbst wollte am Freitag auf einer Konferenz in New York den Investor Ron Baron weder bestätigen noch korrigieren, der den Milliardär und Tesla-Chef fragte, wie viel Geld er einspare, nachdem er „halb Twitter gefeuert“ habe. Musk antwortete, Twitter habe es mit Kosten- und Einnahmeproblemen zu tun.

Twitter-Mitarbeitende werden per E‑Mail über ihre Jobzukunft informiert

3700 Twitter-Mitarbeitende – also gut die Hälfte der Belegschaft – könnte im Laufe des Freitags ihren Job verlieren.

Musk: „keine Wahl“ angesichts von täglichen Verlusten

Auf der Plattform selbst wurde der neue Twitter-Eigentümer dann etwas detaillierter in seinen Angaben. Das Unternehmen verliere 4 Millionen US-Dollar pro Tag, schrieb Musk dort. „Unglücklicherweise“ habe man bezüglich des Stellenabbaus deshalb „keine Wahl“. Jedem, dem gekündigt wurde, seien drei Monatsgehälter als Abfindung angeboten worden, „50 Prozent mehr als gesetzlich erforderlich“.

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Das Unternehmen hatte der Belegschaft zuvor per E‑Mail mitgeteilt, sie würden bis Donnerstag, 9 Uhr Pazifischer Sommerzeit – 17 Uhr MEZ –, informiert, ob sie gekündigt worden seien. Auch diese E‑Mail sagte nicht, wie viele der 7500 Beschäftigten entlassen würden.

Musk droht Anzeigenkunden

Techmilliardär Elon Musk hat gedroht, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr bei Twitter schalten, öffentlich bloßzustellen. Der neue Twitter-Besitzer reagierte mit seinem Tweet in der Nacht zu Samstag auf den Vorschlag eines rechten Lobbyisten, er solle diejenigen Werbekunden nennen, „damit wir sie mit einem Gegenboykott belegen können“. Musk schrieb in seiner Antwort: „Danke. Ein thermonukleares Benennen und Schämen ist exakt das, was passieren wird, wenn das nicht aufhört.“

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In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Volkswagen-Gruppe, der Pharmakonzern Pfizer und der Lebensmittelriese Mondelez angekündigt, Werbung bei Twitter aussetzen zu wollen. Dass Firmen sich darüber sorgen, dass ihre Anzeigen neben negativen Inhalten auftauchen könnten, ist kein neues Phänomen. Auch etwa Googles Videotochter Youtube hatte bereits damit zu kämpfen.

Bei der Konferenz in New York warf Musk Aktivisten vor, große Firmen dazu gedrängt zu haben, ihre Werbung auf Twitter zu stoppen. „Die Aktivistengruppe war erfolgreich im Verursachen eines massiven Einbruchs der Werbeeinkünfte von Twitter, und wir haben unser absolut Bestes getan, sie zu beschwichtigen, und nichts funktioniert“, sagte Musk.

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Diese „Beschwichtigungen“ wiederholte Musk später auf dem Kurznachrichtendienst: „Das starke Engagement von Twitter für die Moderation von Inhalten bleibt absolut unverändert.“ Tatsächlich habe man in der vergangenen Woche einen Rückgang von Hassrede auf der Plattform auf „unter“ die vor der Übernahme geltenden Normen bemerkt, so Musk – „gegensätzlich zu dem, was man vielleicht in der Presse liest“.

Twitter-Mitarbeiter macht Angaben zum Ausmaß des Stellenabbaus

Insbesondere angesichts der anstehenden Kongresswahlen in den USA hatte sich mit Blick auf Musks frühere Äußerungen über Twitter und die Meinungsfreiheit auf der Plattform Besorgnis ausgebreitet. Musk hatte mehrfach durchblicken lassen, dass Twitter seiner Ansicht nach die Meinungsfreiheit zu sehr einschränke. Weniger Moderation und damit einhergehend ein Anstieg an Hassrede wurden erwartet.

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Elon Musk verteidigt Massenentlassungen bei Twitter – und droht den Anzeigenkunden
Zukunftsmusik mit Tesla-Chef Elon Musk: Der US-amerikanische Hersteller arbeitet an einem Einstiegsmodell für 25.000 Dollar.

Tech-Milliardär Elon Musk hat gedroht, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr bei Twitter schalten, öffentlich bloßzustellen.

Diesen Sorgen trat Twitters Chef für Sicherheit und Integrität, Yoel Roth, in einigen Beiträgen entgegen. Man habe durch den Stellenabbau am Freitag 15 Prozent des Teams verloren, so Roth. Das stehe den gut 50 Prozent der unternehmensweiten Entlassungen entgegen, fügte er hinzu. Roth ist damit der erste Twitter-Mitarbeiter, der Angaben zum Ausmaß des Stellenabbaus macht. Medien hatten von rund 3700 betroffenen Jobs berichtet, was in etwa der Hälfte der Belegschaft entspreche.

Zudem habe man in der vergangenen Woche den Zugang zu bestimmten Werkzeugen für einige Teammitglieder beschränkt, was allerdings nicht die Moderation von Inhalten auf Twitter beeinflusst habe. „Da in den USA Abstimmungen stattfinden, haben unsere Bemühungen um Wahlintegrität – einschließlich schädlicher Fehlinformationen, die die Abstimmung unterdrücken können, und der Bekämpfung staatlich unterstützter Informationsoperationen – weiterhin höchste Priorität“, betonte Roth.

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Musk hatte vergangene Woche den Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar abgeschlossen und hat dafür unter anderem Schulden aufgenommen, die bedient werden müssen. Die Werbeeinnahmen bringen fast den gesamten Umsatz von Twitter ein, und ihr Rückgang ist damit besonders schmerzhaft.

RND/sic/AP/dpa

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