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Vermögensbarometer der Sparkassen

Inflation und Energiekrise die größten Sorgen der Deutschen – hohe Sparbereitschaft

Ein Sparschwein steht auf einem Tisch neben Eurobanknoten.

Ein Sparschwein steht auf einem Tisch neben Eurobanknoten.

Die vergangenen Monate haben einen drastischen Stimmungswandel in Deutschland gebracht. Im jährlichen Vermögensbarometer der Sparkassen dominieren 2022 Sorgen, Skepsis und Einschränkungen. „Auskommen mit dem Einkommen – das ist für die deutliche Mehrheit der deutschen Privathaushalte das Motto der nächsten drei Jahre“, sagte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSBV) bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Mehr als 4800 Menschen wurden im Sommer befragt, eine Aktualisierungsrunde folgte Anfang Oktober.

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Schon in der ersten Runde zeichnete sich das Thema des Jahres ab: 90 Prozent der Menschen treibt die Inflation um. In der Nachfrage vor rund drei Wochen sagte knapp die Hälfte eine Inflation von mehr als 10 Prozent für nächstes Jahr voraus. Sie rangiert bei 75 Prozent der Befragten an der Spitze der größten Sorgen – gleichauf mit ihrem wichtigsten Treiber, dem Rohstoffmangel und steigenden Energiepreisen. Knapp dahinter folgt Russlands Krieg gegen die Ukraine. Der Klimawandel wird durch die aktuellen Krisen überlagert, beschäftigt mit 57 Prozent aber nach wie vor die Mehrheit.

27 Prozent sparen zur Sicherheit mehr

Die Konsequenz ist Konsumverzicht: Die Mehrheit der Befragten hat sich in den vergangenen zwölf Monaten eingeschränkt, seit dem Sommer ist der Anteil von 57 auf 64 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag er bei knapp 50 Prozent. Knapp die Hälfte plant, sich darüber hinaus weiter einzuschränken. Bei Haushalten mit niedrigem Einkommen ist der Anteil noch deutlich höher. „Der Druck kommt auch in der Mittelschicht an, die bisher vergleichsweise gut über die Runden gekommen ist und nicht von staatlichen Transferleistungen abhängig war“, berichtete Schleweis.

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Zum Teil werden die Ausgaben aber offenbar nicht aus Not, sondern aus Vorsicht zurückgefahren: Laut der Umfrage ändert gerade rund die Hälfte der Menschen ihr Sparverhalten – mehrheitlich, um das Polster aufzustocken. Von allen Befragten gaben 27 Prozent an, mehr zu sparen, 18 Prozent legen jetzt weniger zur Seite, und 9 Prozent wählen andere Anlageprodukte.

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„Die Zinsen werden schnell und sprunghaft steigen.“

Die Umfrage aus Anlass des Weltspartags zeige die aktuellen Herausforderungen, sagte Schleweis. Hohe Energiepreise, die Neuordnung globaler Wirtschaftsbeziehungen und geopolitische Konflikte zwingen nach seiner Einschätzung zu grundlegenden Veränderungen. „Diese Anpassungsphase wird mit zwischenzeitlichen Wohlstandsverlusten einhergehen. Darauf müssen sich alle Verbraucher und Sparerinnen einstellen.“

Die hohe Inflation verlange ein „entschlossenes Gegensteuern“ der EZB, sagte der Sparkassenpräsident. „Die Zinsen werden schnell und sprunghaft steigen.“ Am Donnerstag wird der EZB-Rat tagen und die Leitzinsen erhöhen. Erwartet wird ein Schritt um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte. Schleweis, schon lange ein Kritiker der EZB-Politik, hält das für viel zu spät: „Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass mit der expansiven Geldpolitik, sprich der Geldschwemme, erhebliche Schäden einhergehen.“

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Andreas Raab Bewohner einer ProPotsdam Wohnung in der Waldstadt. Seine Heizung geht auch Ende Oktober noch nicht.

Alleinerziehender Vater aus Potsdam verzweifelt – nur zwölf Grad im Kinderzimmer

Die Heizung eines Mieters aus Potsdam will einfach nicht anspringen. Der Grund: Der Oktober war bislang zu warm. Der Vermieter handelt wochenlang nicht, obwohl der alleinerziehende Vater und sein Sohn in der Wohnung frieren und krank werden.

„Normale Spareinlagen tendenziell wieder attraktiver“

Mit der Zinswende würden „normale Spareinlagen tendenziell wieder attraktiver“, sagte Schleweis. Bisher wurden höhere Sparzinsen allerdings vor allem von Sparkassen-Konkurrenten angekündigt. Einen Ausgleich für die Inflation können auch sie nicht bieten. „Bei 10 Prozent Inflation liegt der reale Zinssatz deutlich im Minus. Das ist schlechter als in früheren Negativzinszeiten.“ Langfristiges Wertpapiersparen sei weiter das Mittel der Wahl.

Zudem fordert der Sparkassenpräsident eine wirksamere Eigenheimförderung. Wegen steigender Kosten und hoher Grunderwerbsteuern sei der Erwerb von Wohneigentum für viele in weite Ferne gerückt. „Seit September sehen wir nun aber einen deutlichen Einbruch in den Immobilienfinanzierungen“, sagte Schleweis. Er fordert Hilfen, die das Eigenkapital stärken: „Senkungen oder gar Abschaffungen der Grunderwerbsteuer wären dafür ein sehr wichtiger Schritt.“

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