Forschende finden Überreste der größten Meeresschildkröte Europas
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Die Illustration zeigt, wie die gigantische Meeresschildkröte Leviathanochely aenigmatica ausgesehen haben könnte.
© Quelle: ICRA_Arts
Barcelona. In europäischen Meeren tummelten sich vor rund 80 Millionen Jahren riesige Schildkröten. Das belegt das Fossil einer geschätzt rund 3,7 Meter langen Meeresschildkröte, das Wissenschaftler in Spanien gefunden haben. Es sei die bisher größte in Europa entdeckte Meeresschildkröte und eine der größten weltweit, schreiben die Forschenden im Fachmagazin „Scientific Reports“.
Bisher größte Exemplare stammen aus Nordamerika
Die bislang größten bekannten Meeresschildkröten lebten während der Kreidezeit in Nordamerika, etwa die der Gattung Archelon. Archelon ischyros erreichte eine Länge von 4,6 Metern und wog mehr als drei Tonnen. In Europa erreichten die größten Exemplare gerade mal eine Länge von etwa 1,5 Metern.
Die nun in den südlichen Pyrenäen neu entdeckte Art Leviathanochely aenigmatica könne mit den riesigen und tonnenschweren Meeresschildkröten Nordamerikas konkurrieren, schreibt das Team um Oscar Castillo-Visa von der Universität Autonoma de Barcelona.
Umweltfaktoren beeinflussen Körpergröße der Tiere
Die Überreste des Giganten wurden zwischen 2016 und 2021 ausgegraben. Erhalten ist ein Teil des Rückenpanzers sowie große Teile des Beckengürtels. Den Datierungen zufolge lebte das Tier vor etwa 83,6 bis 72,1 Millionen Jahren. Seine Körpergröße leiteten die Forschenden aus der Größe des Beckens ab. Die Breite des Beckens lag mit knapp 89 Zentimetern über der von Archelon (81 Zentimeter), die Länge lag nur 14 Prozent darunter.
Der Fund zeige, dass Gigantismus im Laufe der Zeit bei unterschiedlichen Arten unabhängig voneinander entstanden ist, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Welche evolutionären Prozesse genau die Entwicklung des Riesen begünstigt haben, sei unklar. Bei noch lebenden Meeresschildkröten stehe die Körpergröße in Zusammenhang mit mehreren Umweltfaktoren, etwa dem Jagddruck – also der Anwesenheit von potenziellen Fressfeinden – oder der Temperatur.
Auffällig an L. aenigmatica ist ein vom Becken abstehendes Stück Knochen, das von anderen Meeresschildkröten nicht bekannt sei. Es stehe vermutlich mit dem Atmungssystem in Verbindung.
RND/dpa