Ab wann gehen Igel in den Winterschlaf?
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Wenn im Herbst das Laub fällt, ist es für Igel höchste Zeit, ein Winterquartier zu suchen. Während des Winterschlafs drosseln die Tiere ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und zehren von den in den Sommermonaten angesammelten Fettpolstern.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand dpa/lby
Hannover. Einige Tiere halten Winterschlaf, auch Hibernation genannt, um so der Futterknappheit in der kalten Jahreszeit zu entkommen. Auch Igel gehören zu den sogenannten homiothermen (gleichwarmen) Tieren, die im Winter ihre Körpertemperatur herabsenken und die Stoffwechselaktivität reduzieren. Dafür müssen sie bereits im Herbst an Gewicht zulegen, denn für die Dauer des Winters verkriecht sich der Igel in ein gegen die Witterung gut geschütztes Nest. Das verlässt er vom späten Herbst an bis zum Frühling, wenn die Temperaturen wieder steigen, im Normalfall nicht mehr.
Doch immer wieder kommt es vor, dass einzelne Tiere ihren Winterschlaf nicht rechtzeitig antreten oder unterbrechen müssen, weil sie bereits im Herbst mit Futterproblemen zu kämpfen hatten. Damit Sie sich richtig verhalten, wenn Ihnen jetzt ein Igel begegnet, lohnt es sich, über die Verhaltensweise der Tiere Bescheid zu wissen.
Ab wann gehen Igel in den Winterschlaf?
Der Winterschlaf dauert beim Igel bis zu fünf Monate, in der Regel beginnend im späten Herbst, von November bis März. Klimatische Verhältnisse können die Dauer beeinflussen; mitunter können die Tiere auch schon im Oktober in den Winterschlaf gehen. Außerdem fallen Weibchen und Jungtiere in der Regel später als ausgewachsene Männchen in ihren Winterschlaf. Durch die Jungenaufzucht benötigen die Weibchen mehr Zeit, um genügend Fettreserven anzufressen. Auch Jungtiere müssen erst ein Mindestgewicht von 500 Gramm erreichen, um in den Winterschlaf gehen zu können.
Was passiert mit Igeln während des Winterschlafs?
Während des Winterschlafs sinkt die Körpertemperatur des Igels und passt sich der Umgebungstemperatur an. Erst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schaltet sich die Wärmeregulierung an, um den Igel vor dem Erfrieren zu schützen. Die Minimaltemperatur beträgt etwa 5 Grad Celsius. Darüber hinaus verlangsamt sich der Herzschlag der Tiere auf circa zwei bis zwölf Schläge pro Minute. Auch die Atemfrequenz nimmt mit etwa 13 Atemzügen pro Minute deutlich ab.
Warum verhungern Igel im Winterschlaf nicht?
Auch wenn es unvorstellbar klingen mag, der Verzicht auf Nahrung über mehrere Monate hinweg ist für den Igel medizinisch unproblematisch. Vorausgesetzt er war in den Wochen vor dem Winterschlaf im Spätsommer und Herbst in der Lage, genügend Fettreserven anzufressen. Durch die Drosselung der Stoffwechselaktivität reduziert sich der Energieverbrauch der Tiere drastisch. Der von Menschen alljährlich verfluchte „Winterspeck” ist für Tiere, die Winterschlaf halten, also überlebenswichtig.
Was fressen Igel?
Als Insektenfresser ernähren sich Igel vor allem von Käfern, Würmern, Tausendfüßern und Schnecken. Sie sind keine Vegetarier, pflanzliche Nahrung steht nicht auf dem Speiseplan, die Bestandteile können von den Tieren nicht verdaut werden. Gelegentlich kann man beobachten, dass ein Igel an süßem Fallobst knabbert, wobei er es vermutlich eher auf die Würmer in den fauligen Früchten abgesehen hat.
Wo schlafen die Igel?
Igel überbrücken den Winter in einem gut isolierten Nest aus Laub, Moos, Stroh, Zweigen und anderen Materialien. Dafür suchen sie bereits im späten Herbst Orte auf, die gegen die Kälte geschützt sind, so wie etwa Löcher in der Erde oder hohle Baumstämme. Aber auch vor direkter Sonneneinstrahlung müssen die Nester geschützt sein – ansonsten kann es passieren, dass ein Igel zu früh aufwacht. In ihrem Winterquartier harren die Tiere dann mehrere Monate in einer kugelförmigen Position aus.
Durch die zunehmende Bebauung von Grünflächen verkleinert sich der Lebensraum der Igel und es wird schwieriger für sie, geeignete Plätze für den Winterschlaf zu finden.
Was passiert, wenn ein Igel frühzeitig erwacht?
Steigen die Temperaturen im Winter an, kann es passieren, dass ein Igel sein Winterquartier verlässt, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Gelegentlich wachen die Tiere auch auf, um Harn abzulassen oder ihren Schlafplatz zu wechseln. Für ausgewachsene Tiere ist das Wiedereinschlafen in der Regel kein Problem. Bei Jungtieren, die ihr Winterquartier verlassen müssen, ist die Gefahr hingegen groß, dass sie keinen adäquaten Ersatz finden.
Wie kann man einem Igel im Herbst helfen?
Wer einen Igel findet, sollte zunächst sicherstellen, dass es sich tatsächlich um ein hilfsbedürftiges Tier handelt. Dazu muss der Igel ganz genau beobachtet werden. Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Tiere, die im späten Herbst und Sommer am Tag gesehen werden, sind oftmals noch auf Futtersuche für den Winterschlaf. Bei solchen Sichtungen kann ein zweiter Blick auf den Igel nicht schaden.
Wird das Quartier eines Igels beim Spaziergang durch den Wald oder im eigenen Garten beschädigt, sollte versucht werden, das Nest wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen. Ist dies nicht möglich, muss ein neuer, geeigneter Ort für das Tier aufgesucht werden. In Ausnahmesituation kann ein Igelhaus aufgestellt werden, das den Tieren als künstliches Winterquartier dient. Mitunter reicht es, ein paar Holzscheite übereinander zu stapeln und mit Laub, Zweigen und Ästen zu bedecken. Im Inneren kann Stroh ausgelegt und eine Schale mit Wasser aufgestellt werden.
Ein ausgewachsener Igel wiegt mindestens 1500 Gramm, wenn er in den Winterschlaf geht. Bringt ein Exemplar zu wenig Gewicht auf die Waage, kann es gefüttert werden. Allerdings müssen hierbei einige Dinge beachtet werden:
- Die Fütterung sollte nicht länger als nötig erfolgen. Andernfalls riskiert das Tier, den Winterschlaf komplett auszusetzen und im Frühjahr nachzuholen. Das natürliche Verhalten der Tiere würde dadurch langfristig gestört.
- Die Diät der Tiere kann nicht hundertprozentig durch Nahrungsalternativen wie Katzenfutter ersetzt werden.
- Außerdem muss sichergestellt sein, dass das bereitgestellte Futter nur dem bedürftigen Tier zugutekommt.
Um sicherzugehen, nichts falsch zu machen, empfiehlt es sich, in der nächstgelegenen Igelstation Rat anzufordern. Dortige Experten können zudem schnell einschätzen, ob ein Tier tatsächlich menschliche Hilfe benötigt oder lieber in Ruhe gelassen werden sollte.
Wie wachen Igel aus dem Winterschlaf wieder auf?
Wenn die Tage im Frühjahr wieder länger werden und die Temperaturen steigen, sorgt die „innere Uhr” der Tiere dafür, dass die Igel aus ihrem Winterschlaf erwachen. Wie das Aufwachen im Detail funktioniert, ist bis heute nicht restlos erforscht. Erreicht die Umgebungstemperatur für längere Zeit einen Minimalwert, sorgen hormonelle Impulse dafür, dass die Körpertemperatur ansteigt. Zusätzlich zum Aufbau von Wärme führt Muskelzittern dazu, dass die Tiere wieder bewegungsaktiv werden.