Strahlende Sterne, leuchtende Planeten, bunte Nebel

James-Webb-Teleskop: So entstehen die faszinierenden Weltraumbilder

Dieses von der Nasa veröffentlichte Bild zeigt die Sternentstehungsregion des Tarantula-Nebels, aufgenommen vom James-Webb-Teleskop.

Dieses von der Nasa veröffentlichte Bild zeigt die Sternentstehungsregion des Tarantula-Nebels, aufgenommen vom James-Webb-Teleskop.

Berlin. Strahlende Sterne, leuchtende Planeten, bunte Nebel: Das Weltall wird auf Bildern oft als ein mystischer Ort mit vielen Farben dargestellt. Wie entstehen eigentlich diese faszinierenden Weltraumbilder, die das James-Webb-Teleskop neuerdings zu uns sendet?

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Das James Webb Space Telescope, wie es mit vollem Namen heißt, hat dazu mehrere Instrumente an Bord. Diese zeichnen unterschiedliche elektromagnetische Frequenzbereiche im infrarotnahen Bereich auf, die für das menschliche Auge überwiegend nicht sichtbar sind.

Diese Daten „werden in einem digitalen Format mit Einsen und Nullen gespeichert“, sagt Joe DePasquale im Nasa-Podcast. Im Wesentlichen sei es ein Schwarz-Weiß-Bild. Der Senior Data Image Developer am Space Telescope Science Institute in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) ist mit seinem Team für die Veröffentlichung der Weltraumbilder unter anderem vom James-Webb-Teleskop zuständig.

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Diese Daten des Teleskops müssen zuerst von instrumentellen Effekten bereinigt werden, erklärt Astrophysiker Kai Noeske von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). Danach kommt die Farbe: Grob gesagt werden dabei unterschiedlichen Bereichen die Grundfarben Rot, Grün und Blau zugeordnet.

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Tricks, um Farben abbilden zu können

Denn es ist nicht so, dass die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein Bild mit von ihnen ausgesuchten Farben erstellen. DePasquale erklärt dazu: „Wir respektieren die Daten von Anfang bis Ende. Und wir lassen die Daten in Farbe erscheinen.“ Objekte im Weltall wie Sterne oder Gase sind in unterschiedlichen Wellenlängen sichtbar. Um diese aufnehmen zu können, hat das James-Webb-Teleskop mehrere Filter an Bord. Astrophysiker Noeske veranschaulicht die Arbeit im Bildbearbeitungsprogramm, wo die Farbe ins Bild kommt: „In der Regel wird die Aufnahme im kurzwelligsten Filter der blaue Kanal, im mittleren Filter der grüne Kanal, und die Aufnahme im langwelligsten Filter der rote Kanal.“

Diese Vorgehensweise unterscheidet sich in der Hinsicht nicht allzu stark von normalen Digital- oder Smartphone-Kameras. Auch sie nutzen Tricks, um Farben abbilden zu können. Dort messen Sensoren, wie viele Anteile Rot, Grün und Blau die jeweiligen Bildbereiche aufweisen. Die monochromen Bildinformationen werden direkt in der Kamera oder dem Smartphone zu einem Farbbild zusammengesetzt. Bei den Bildern des James-Webb-Teleskops wird dieser Schritt erst nachträglich vorgenommen. Darüber hinaus sind die veröffentlichten Aufnahmen teilweise aus Hunderten Einzelbildern zusammengesetzt.

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Eine Bildbearbeitung gibt es in vielen Disziplinen, etwa auch in der Mikroskopie. Und trotzdem: Wenn Bilder aus dem Weltraum veröffentlicht werden, fühlen sich oftmals Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen. Sie glauben etwa, dass die Mondlandung vor rund 50 Jahren inszeniert worden sei oder dass Aliens extra ein menschenähnliches Gesicht auf der Mars-Oberfläche hinterlassen hätten. Neuerdings nehmen sie auch die Aufnahmen des James-Webb-Teleskops ins Visier. Ihre Behauptung: Die Bilder seien Fälschungen. Warum wird auch hier nicht geglaubt?

„Wir sprechen oft von Verschwörungsideologie, wenn Menschen ein Weltbild entwickeln, in dem hinter allem eine vermeintliche Verschwörung vermutet wird“, erklärt der Politikwissenschaftler Josef Holnburger der Deutschen Presse-Agentur. Er ist einer der Geschäftsführer des Cemas (Centers für Monitoring, Analyse und Strategie) in Berlin, das in sozialen Medien unter anderem Radikalisierungstendenzen und die Verbreitung von Verschwörungserzählungen beobachtet.

Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen

Diese Verschwörungsideologien führten oft dazu, dass man eine Position einnehme, in der man gegen alles sei und beispielsweise glaube, dass der Klimawandel nicht existiere, die Erde eigentlich eine Scheibe sei und die Menschheit nie auf dem Mond war. „Alle neuen Erkenntnisse werden diesem Weltbild untergeordnet: Bilder des James-Webb-Teleskops müssen in diesem Weltbild deshalb Fake sein; eben, weil sie von Wissenschaftlern kommen“, erläutert Holnburger. In dem Weltbild einer Verschwörungsideologie arbeitet die Forschung etwa mit den vermeintlichen Verschwörern zusammen.

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Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat sich in einer kürzlich veröffentlichten Studie den James-Webb-Daten gewidmet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die derzeit verwendeten Werkzeuge zur Entschlüsselung von Lichtsignalen möglicherweise nicht ausreichen, um die Daten des James-Webb-Teleskops genau zu interpretieren, heißt es dort. „Derzeit ist das Modell, (...) der Präzision und Qualität der Daten, die uns vom James-Webb-Teleskop zur Verfügung stehen, nicht gewachsen“, wird ein Forscher in einer Mitteilung zitiert. Die aktuellen Auswertungen könnten präziser sein.

Das James-Webb-Teleskop startete am 25. Dezember 2021 an Bord einer Ariane-Trägerrakete ins All. Zuvor hatte es Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen gegeben. Die Weltraumagenturen der USA, Kanadas und Europas kooperieren bei dem Projekt. Dahinter stecken eine 30 Jahre lange Entwicklung und Kosten von etwa zehn Milliarden Dollar (rund 8,8 Milliarden Euro). Das James-Webb-Teleskop folgt auf das Hubble-Teleskop, das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist. Während Hubble im optischen und ultravioletten Bereich arbeitet, untersucht James Webb im infrarotnahen Bereich.

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Das James-Webb-Teleskop liefert unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmeter großen Spiegels neue Bilder aus dem frühen Universum. Die Wissenschaft erhofft sich von den Aufnahmen Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren – und möglicherweise sogar auf Hinweise auf eine zweite Erde.

RND/dpa

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