Folgen der Klimaerwärmung

Futtermangel und Erschöpfung: Wie Rifffische unter der Korallenbleiche leiden

Auch die Korallen am Great Barrier Reef sind bedroht. (Archivbild)

Auch die Korallen am Great Barrier Reef sind bedroht. (Archivbild)

Bestimmte Rifffische tun sich nach einer Korallenbleiche schwer im Umgang mit tatsächlichen und vermeintlichen Nahrungskonkurrenten. Das könne unnötig Energie kosten und dazu führen, dass andere Auswirkungen der Bleiche – wie Futtermangel – noch verschärft würden, schreiben Forscherinnen und Forscher im Fachblatt „Proceedings B“ der britischen Royal Society. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich durch ein verändertes Nahrungsangebot im Riff Fische häufiger treffen, die sich zuvor nur selten begegneten. Etablierte Verhaltensweisen helfen dann nicht immer weiter.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Studie: Korallenbleiche wirkt sich auf das Verhalten bestimmter Tiere aus

Die Ergebnisse zeigen, dass Folgen der Klimakrise – wie eine Korallenbleiche – sich direkt auf das Verhalten bestimmter Tiere zueinander auswirken. Die Forschung zu Anpassungen von Korallenriffbewohnern steckt den Forschenden zufolge noch „in den Kinderschuhen“.

Das Team um Sally Keith von der englischen Universität Lancaster beobachtete beim Schnorcheln und auf Tauchgängen verschiedene Arten von Falterfischen der Gattung Chaetodon. Die meist sehr bunten Tiere leben vor allem in tropischen Korallenriffen. Falterfische können einander – auch über Artgrenzen hinweg – deutliche Signale senden, beispielsweise durch ihre Körperhaltung und durch Aufstellen der Rückenflosse. Die Fische greifen sich auch an und verfolgen sich durch das Riff.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Klima-Check

Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Hauptfutterquelle für die Fische sind den Forscherinnen und Forschern zufolge Korallen. Dabei begegnen sich verschiedene Arten von Falterfischen im Riff und pflegen – je nach Art – einen bestimmten Umgang miteinander. „Indem sie einen Nahrungskonkurrenten als solchen erkennen, können Fische entscheiden, ob sie angreifen oder sich zurückziehen. Dadurch sparen sie wertvolle Energie und vermeiden Verletzungen“, sagt Keith laut einer Mitteilung ihrer Uni.

Forschende stellen verändertes Verhalten bei Falterfischen nach Bleiche fest

Insgesamt werteten die Forscherinnen und Forscher mehr als 3700 Begegnungen zwischen Falterfischen aus – sowohl zwischen Individuen derselben als auch von verschiedenen Arten. Die Untersuchungen fanden in 17 Riffen in fünf verschiedenen Regionen vor Taiwan, Indonesien und den Philippinen statt. Das Team um Keith nahm die Riffe sowohl vor als auch nach einer massenhaften Korallenbleiche im Jahr 2016 unter die Lupe. Dabei gingen demnach zwischen 18 und 65 Prozent der Korallenfläche kaputt.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stellten unter anderem fest, dass Exemplare verschiedener Arten vor der Korallenbleiche innerhalb eines Meters Entfernung mit Signalen oder Angriff aufeinander reagierten. Nach der Bleiche und bei geringerem Nahrungsangebot war das erst ab 25 Zentimetern der Fall. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die etablierten Mechanismen zum Erkennen von Nahrungskonkurrenten unter den veränderten Bedingungen im Riff nicht mehr funktionieren, heißt es in der Studie. Möglicherweise seien die Fische dazu übergegangen, Konkurrenten erst dann als solche zu erkennen, wenn sie sie beim Fressen beobachten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Energiezehrende Verfolgungen bei Begegnungen

Zudem war es nach der Bleiche unwahrscheinlicher, dass eine Begegnung ausschließlich mit Körpersprache gelöst wurde: In mehr als 90 Prozent der Fälle gab es eine Verfolgung, vor der Bleiche in 72 Prozent. Allerdings schränken die Forscherinnen und Forscher ein, dass sie nur Signale berücksichtigen konnten, die für den Menschen sichtbar sind. Nach der Bleiche waren Verfolgungen zudem länger und dadurch energiezehrender.

„Die Verhaltensregeln haben sich für ein bestimmtes Umfeld entwickelt, aber dieses Umfeld verändert sich“, sagt Keith. Bleichen können dazu führen, dass es weniger oder andere Korallen gibt. Dadurch begegnen sich Falterfisch-Arten häufiger, die sich vorher bei der Nahrungssuche kaum nahe gekommen sind. Es sei noch unklar, ob die Fische ihre Spielregeln schnell genug anpassen können, sagt Keith. „Diese relativ kleinen Fehlkalkulationen, in was Energie am besten investiert werden sollte, könnten das Zünglein an der Waage für diese Tiere sein.“

RND/dpa

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken