Weiterhin kein Kontakt zu japanischer Sonde: Erste private Mondlandung wohl gescheitert
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Die Mondlandung des japanischen Unternehmens Ispace ist offenbar nicht wie geplant gelungen.
© Quelle: ispace
Brownsville. Das japanische Unternehmen Ispace hat am Dienstagabend zunächst nicht das Gelingen der geplanten ersten privaten Mondlandung vermelden können. „Wir haben die Kommunikation verloren. Wir müssen annehmen, dass wir die Landung nicht abschließen konnten“, teilte ein Sprecher des Unternehmens etwa eine halbe Stunde nach dem Landezeitpunkt in einem Livestream mit. Damit blieb zunächst unklar, ob der „Hakuto-R“ weitgehend intakt aufsetzte oder schwere Schäden erlitt. Damit könnte es bisher weiterhin nur staatlichen Programmen gelungen sein, erfolgreich auf dem Mond zu landen. Zuvor waren schon andere private Mondmissionen gescheitert.
Mondlandung vermutlich misslungen
Die Mondlandung der japanischen Sonde war auf 18.40 Uhr am Dienstag angesetzt, verzögerte sich jedoch, als der Status des japanischen Mondlanders „Hakuto-R“ plötzlich nicht mehr abrufbar war. Auch in der Nacht zum Mittwoch konnte Ispace weiterhin keinen Kontakt zu seiner Sonde aufbauen. Die Spezialisten im Flugkontrollzentrum arbeiteten nun daran, „den derzeitigen Status des Landers“ festzustellen, teilte Ispace über Twitter mit. Bis zum frühen Mittwochmorgen (MESZ) gab es zunächst keine weiteren Informationen.
Das japanische Unternehmen verbuchte die Mission dennoch als Erfolg: „Wir sind stolz, auf dieser Mission wichtige Daten gesammelt zu haben, die auch für zukünftige Projekte von Bedeutung sein werden.“
Bislang keine private Mondmission gelungen
Der 2,3 Meter hohe und bei ausgefahrenen Landebeinen 2,6 Meter breite Lander hatte internationale Fracht zum Mond getragen, darunter einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen noch kleineren Zweiradroboter. Er war von der staatlichen japanischen Raumfahrtagentur Jaxa und dem japanischen Spielzeughersteller Tomy entwickelt worden.
Zwei amerikanische Konkurrenten, die Firmen Astrobotic und Intuitive Machines, planen in Kürze ebenfalls Mondmissionen. Takeshi Hakamada, Gründer und Chef von Ispace, hatte im Vorfeld der Landung „den Beginn einer neuen Ära kommerzieller Mondmissionen“ angekündigt. Doch trivial ist eine Mondlandung nicht: Der Erdtrabant ist übersät mit Trümmern von Missionen, die es nicht geschafft haben. Dazu zählt die Sonde „Beresheet“ der israelischen Non-Profit-Organisation Space IL, die 2019 wegen eines ausgefallenen Motors auf der Oberfläche zerschellte. Nur die USA, die Sowjetunion und China haben bisher erfolgreich Raumfahrzeuge auf dem Mond gelandet und betrieben.
US-Unternehmen planen nächste Mondlandung
Bereits seit Jahren wollen auch private Unternehmen auf dem Mond landen und andere Raumfahrtprojekte stemmen. Dabei mischen bislang vor allem US-Unternehmen wie SpaceX mit. Die Konkurrenz steht auch jetzt in den Startlöchern, noch in diesem Jahr soll es weitere Missionen von Privatunternehmen zum Mond geben. „Wir öffnen den Zugang zum Mond für den Fortschritt der Menschheit“, wirbt das US-Unternehmen Intuitive Machines. Der Mondflug seines Landers „Nova-C“ ist derzeit für Juni geplant, wurde zuvor allerdings bereits mehrfach verschoben. Der Lander soll auf dem Mond unter anderem Daten für die Artemis-Mission der Nasa sammeln.
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Der kommerzielle Mondlander „Hakuto-R“ des japanischen Raumfahrtunternehmens Ispace sollte am Dienstag in einem Gebiet namens Atlas-Krater aufsetzen.
© Quelle: Eugene Hoshiko/AP
Das US-Unternehmen Astrobotic Technology aus Pittsburgh will seinen „Peregrine Lander“ möglicherweise im Mai auf den Weg schicken. Auch dieser Start ist aber schon mehrfach verschoben worden. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der Nasa Materialien für Experimente zum Mond bringen. Wie bei der Raumstation ISS arbeitet die US-Raumfahrtbehörde Nasa auch bei Mondprojekten immer enger mit kommerziellen Anbietern zusammen, weil sich das als effizienter und letztendlich kostensparender Weg erwiesen hat. Umgekehrt hängt das Geschäftsmodell privater Firmen bislang vielfach von staatlichen Auftraggebern ab. Auch Ispace hat Verträge mit Nasa und Jaxa.
Ziel sei es, Daten vom Mond für die Entwicklung künftiger Mondmissionen zu sammeln, teilte das Projektteam bei Jaxa mit. Die private Mission von Ispace sei „das schnellste Mittel zur Erreichung unseres Ziels“, hatte es im Vorfeld des Landeversuchs geheißen. Der als Landeort gewählte Atlas-Krater liegt am südöstlichen Rand des Mare Frigoris („Meer der Kälte“).
Eine Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX hatte „Hakuto-R“ im Dezember auf den Weg gebracht. „Hakuto“ bedeutet im Japanischen „weißer Hase“, der in der japanischen Mythologie auf dem Mond lebte. Das „R“ steht für englisch reboot, Neustart. Um weniger Treibstoff mitführen zu müssen, hat die Landefähre eine längere, energieeffizientere Route zum Mond genommen, bei der die Schwerkraft von Erde und Sonne zum Antrieb genutzt wurde. „Hakuto-R“ sollte sanft in einem Gebiet namens Atlas-Krater aufsetzen.
Die Erforschung des Erdtrabanten hatte in den 1950er-Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion begonnen. Die Sowjets landeten 1959 mit einer unbemannten Sonde auf der Mondoberfläche. Den USA gelang zehn Jahre später mit Apollo 11 die erste bemannte Mission. Vor zwei Jahren schickte China eine Kapsel zum Mond und holte Gesteinsproben. Im Zuge des Artemis-Projekts der USA sollen demnächst wieder Menschen zum Mond fliegen.
RND/hyd/al/dpa