Das Hemd als Glücksbringer? Joachim Löws Outfits im Wandel der Zeit
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Seine Hemden machten ihn in der Vergangenheit zur Stilikone. Und auch bei der diesjährigen Europameisterschaft erweisen sich Joachim Löws Hemden als Glücksbringer.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
„Högschde Disziplin“ hat Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw allzeit gepredigt. Was er in seinem badischen Dialekt stets eingefordert hat, zeigte seine Mannschaft über viele Jahre seiner Amtszeit hinweg auch auf dem Spielfeld. Und auch Löw selbst hielt sich an sein Mantra – und zwar nicht nur in seiner Rolle als Trainer.
Fein gekleidet am Spielfeldrand avancierte der inzwischen 61‑Jährige mit zahlreichen Outfits zur Stilikone. Doch bei seinem letzten Turnier als Bundestrainer, der aktuellen Europameisterschaft, präsentiert sich Löw in einem etwas anderen Look als bei seinen vergangenen Turnieren.
Jogis Modestil ist lässiger geworden
Das Modelabel van Laack ist seit März 2021 der offizielle Fashion-Partner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Die Modefirma bestätigte auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), dass es sich bei Löws Outfits in der Vorrunde der EM um Kleidungsstücke von van Laack handelt. Beim EM-Auftaktspiel gegen Frankreich trug Löw ein enges T‑Shirt mit einer legeren Hose und weißen Sneakern. Sein Stil wirkte deutlich lässiger als zuvor – vielleicht eine Auswirkung der Corona-Pandemie, die den Trend zu bequemerer Kleidung antreibt?
Im zweiten Spiel gegen Portugal führte Löw seine Elf in einem dunkelblauen van-Laack-Hemd zum Sieg. Das Outfit erinnerte wieder mehr an seinen Look im WM-Finale 2014, jedoch ist das jetzige Hemd nicht mehr so eng geschnitten wie das damalige. Betrachtet man Löws Outfits im Laufe der Jahre, so traf er bei dem Spiel gegen Portugal jedoch eine kluge Kleiderwahl. Denn Hemden bringen dem Bundestrainer anscheinend besonders viel Glück.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann (links) und sein damaliger Co-Trainer Joachim Löw jubeln über den dritten Platz nach dem Spiel Deutschland gegen Portugal bei der WM 2006. Löw und Klinsmann standen stets im Partnerlook am Spielfeldrand.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Stilikone Jogi Löw: Bundestrainer begeistert Modewelt mit Strenesse-Hemden und Schals
Der Modestil des Bundestrainers hat sich im Laufe der Zeit stets gewandelt. Bei der Heimweltmeisterschaft 2006 trat Löw als Co-Trainer der deutschen Mannschaft immer im Partnerlook mit Chefcoach Jürgen Klinsmann auf. Meist trugen beide ein hellblaues Hemd, bei manchem Spiel dazu gerne auch einen schwarzes Sakko. Als Löw im Anschluss an die WM den Posten als Bundestrainer übernahm, dauerte es nicht lange, bis er die Aufmerksamkeit der Modeblätter erregte. Am Spielfeldrand sorgte er 2007 in einem fast schon unverschämt schnittigen weißen Hemd in Kombination mit einem Schal für Aufsehen, der in Form des sogenannten Pariser Knotens gebunden war. Für die EM 2008 verabschiedet er sich vom Schal, wodurch sein weißes Maßhemd umso besser zur Geltung kam.
Der Modeanbieter und Ausstatter von Jogi Löw und des DFB war damals die schwäbische Luxusfirma Strenesse. Nach der erfolgreichen EM fanden die maßgeschneiderten weißen Hemden reißenden Absatz. So galt Strenesse lange Zeit als Aushängeschild deutscher Designermode – und war vielleicht sogar ein Glücksbringer der deutschen Elf. Denn auch im ikonischen blauen Strenesse-Pullover aus Kaschmir konnte Löw seine Mannschaft bei der WM 2010 zum dritten Platz führen. Der Pulli hängt sogar im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
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Löws ikonischer blauer Kaschmirpulli von dem Modelabel Strenesse hängt bis heute im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
© Quelle: http://dpaq.de/FIFA-WM2010-TC Foto: Marcus Brandt/dpa
2012 löste das Modelabel jedoch den Vertrag mit dem DFB auf. Der damalige Chef Luca Strehle begründete den Rückzug unter anderem damit, dass er die Bilder von Löw und auch der Spieler in den Strenesse-Outfits nicht nach Belieben verwenden durfte. „Rückblickend hat sich die Kooperation nicht gelohnt“, sagte er 2014 in einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“.
In den folgenden Jahren hatte Strenesse immer wieder mit finanziellen Krisen und mit zwei Insolvenzverfahren zu kämpfen. 2020 stellte die Modefirma schließlich den Betrieb ein. Strenesse begründete die Entscheidung mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die das Unternehmen nicht mehr kompensieren konnte.
Die Ära Hugo Boss: Löws Hemden werden dank WM-Triumph zum Verkaufsschlager
Hatte Joachim Löw mit den Outfits von Strenesse bereits seinen modischen Höhepunkt erreicht? Darüber lässt sich streiten. Für den nachfolgenden DFB-Ausstatter im Jahr 2013, das ebenfalls schwäbische Unternehmen Hugo Boss, hatte Strehle jedenfalls nichts übrig. „Jogi Löw war schon besser angezogen“, betonte er gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“. Doch anscheinend waren Löws maßgeschneiderte, dunkelblaue und hochgekrempelte Hemden in Kombination mit einer grauen Anzughose – so wie er sie für das WM-Finale 2014 in Brasilien trug – sehr beliebt. Hugo Boss teilte im Anschluss an die WM mit, dass sich Löws Hemden und Hosen deutlich besser als vergleichbare Modelle verkauften. Womöglich hängt dies auch mit dem Triumph im Finale gegen Argentinien zusammen.
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2014 gewann Jogi Löw mit seiner Elf den WM-Titel. Sein Hugo-Boss-Hemd war ein Verkaufsschlager.
© Quelle: imago/Ulmer/Teamfoto
Enge T‑Shirts statt Slim-Fit-Hemden: Fans nicht von Stilwechsel begeistert
Hugo Boss blieb dem DFB als offizieller Ausstatter in den darauffolgenden zwei großen Turnieren treu. Allerdings coachte Löw seine Mannschaft beim Auftaktspiel der EM 2016 in einem etwas unerwarteten und gar überraschenden Oberteil: Ein schmales graues T‑Shirt anstelle seines ikonischen Slim-Fit-Hemds. Bei seinem neuen Stil waren sich DFB-Fans uneinig: Während einige den Look lobten, der seine Oberarme betonte, vermissten andere seine Hemden.
Aber nicht nur optisch wurde Löws Kleiderwahl kritisch kommentiert: Bei seinem Torjubel sahen Fans im Spiel gegen die Ukraine riesige Schweißflecken unter den Achseln. Angesichts des heißen Sommerwetters in Frankreich war die Schweißattacke wohl nicht allein auf die Kleiderwahl zurückzuführen, jedoch trugen diese Szenen nicht sonderlich zur Akzeptanz seines neuen Looks bei.
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Erfolgsgarant? Löws Hemden sind nicht nur optisch vielversprechend
Die Partnerschaft mit Hugo Boss startete mit dem WM-Triumph im Jahr 2014 – und endete 2019 und somit ein Jahr nach dem traurigen Vorrunden-Aus in der WM 2018. Hugo Boss ließ den Modeausstattervertrag mit dem DFB auslaufen. Löw blieb seinem T‑Shirt‑Look bei dem Turnier 2018 treu, wählte jedoch ähnlich wie 2014 dunkelblau als Farbe.
Wenn man so will, bringen T‑Shirts dem Bundestrainer nicht sonderlich viel Glück, geschweige denn positive Schlagzeilen. Hemden stehen ihm nach Ansicht vieler Fans besser – und sorgen anscheinend auch für bessere Ergebnisse: Während Deutschland bei der aktuellen EM das erste Spiel gegen Frankreich verlor, konnte Jogis Elf im zweiten Spiel gegen Portugal mit einem klaren 4:2 Endergebnis gewinnen. Das interessante: Löw trug im ersten Spiel noch ein T‑Shirt, gegen Portugal wechselte er jedoch zu einem Hemd.
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Bundestrainer Joachim Löw zieht seine Regenjacke aus – und schon wendet sich das Blatt im Spiel gegen Ungarn. Ist sein Hemd ein Glücksbringer?
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Auch das Spiel gegen Ungarn kann – mit einem Augenzwinkern betrachtet – als Zeichen dafür gesehen werden, dass die Kleiderwahl von Löw einen Einfluss auf das Ergebnis hat. Joachim Löw trug zunächst gegen Ungarn im verregneten München eine helle Adidas-Trainingsjacke. Deutschland lag dabei lange Zeit hinten. Erst als Joachim Löw seine Trainingsjacke zur zweiten Halbzeit auszog und wieder im dunkelblauen Hemd am Spielfeldrand zu sehen war, konnte die DFB-Elf zweimal ausgleichen und sich mit einem Unentschieden ins Achtelfinale retten.
Ein deutlicheres Zeichen, dass das Hemd ein Glücksbringer und Erfolgsgarant ist, könnte es eigentlich nicht geben. Vielleicht kann Joachim Löw mit Deutschland trotz der bisher durchwachsenen Leistung seiner Mannschaft im Turnier wieder weit kommen – solange das Hemd in den kommenden EM-Spielen das Kleidungsstück seiner Wahl bleibt.