Das neue Cool: Die Badelatschen erobern die Modewelt
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Die traditionellen Badelatschen haben viele trendige Firmen im Programm.
© Quelle: Harry Vorsteher/Deichmann/dpa-tm
Köln/Offenbach. Ob Jogginghose, Kuschelpulli oder Puschen: Seit der Pandemie werden auf den Straßen auffällig legere Klamotten getragen. Zur neuen Lässigkeit auf dem Weg zum Supermarkt gehören längst auch Badelatschen.
„Das heißt nicht, dass es immer nachlässig aussehen muss“, sagt Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut. Vielmehr würden Dinge, die auch im Homeoffice getragen werden, gegenwärtig stolz in der Öffentlichkeit präsentiert.
Der Trendanalyst erklärt: „Das ist eine neue Form, cool zu sein - indem man durch seine Kleidung betont, dass man eigentlich drinnen lebt, aber jetzt mal eben kurz rausgegangen ist.“ Vergleichbar sei das mit dem Phänomen, wenn sich jemand im Winter trotz Kälte eine kurze Hose anzieht.
Die Badelatschen haben sich endgültig durchgesetzt
Badelatschen sind kein neues Mode-Phänomen. „Wir beobachten jetzt seit einigen Saisons, dass die Badelatschen in jedem Sommer mit dabei sind“, sagt Trendexpertin Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut. Es begann damit, dass die Trendsetter der Großstädte Gesundheitsschlappen für sich entdeckt haben, die bis dato nicht wirklich als sexy galten - landläufig auch bekannt unter dem Markennamen Birkenstock.
Auch die Adilette, ein Badelatsch mit Schalenboden aus Plastik von Adidas, und viele ähnlich designte Modelle anderer Firmen erlebten schon vor einigen Jahren ein ungewöhnliches Comeback - ausgerechnet bei den Modeliebhabern. Aber wie so viele Trends brauchte auch dieser ein paar Jahre, bis er sich wirklich durchsetzte. In diesem Fall verstärkt durch die Pandemie.
„Kontraststyling“: Latschen und Trenchcoat
Ein möglicher Grund für die Beliebtheit vieler Schlappen: Zum Beispiel aus Gummi oder Plastik gefertigt, machen sie so gut wie jedes Wetter und jede Unebenheit mit. Aber mittlerweile werden Flip-Flops, Adiletten und Co. sogar zu Hosenanzügen getragen. „Den coolen Businesslook bricht man, wenn man dazu Badelatschen trägt“, so Expertin Schulz.
„Kontraststyling“ nennt das Carl Tillessen. Es ginge durch die Wahl der Badelatschen vor allem darum, einen Bruch zwischen den elegant-förmlichen und den ungezwungenen, fast schon häuslichen Elementen des eigenen Outfits zu setzen. Anstelle eines Blazers könnten Frauen Badelatschen auch mit einem Trenchcoat kombinieren - wenn das der Dresscode der Arbeit erlaubt.
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Weite lange Hosen machen sich besonders gut zum Alltagslook mit Latsche.
© Quelle: Billi Bi/dpa-tmn
Perle, Watte, Leder
Obwohl die Badelatschen ihrer Urform meist treu bleiben, gibt es 2021 auch einige Modifikationen. „Im Moment gibt es tolle Modelle mit Nieten oder mit dicken Perlen besetzt“, sagt Claudia Schulz. Wer es an den Füßen lieber weich mag, könne zu wattierten Schlappen greifen.
Doch hier hört die Vielfalt an Modellen längst nicht auf, manche davon erinnern Schulz an Chanel-Taschen. Etwa hochwertigere Badelatschen aus Nappaleder. Solche Leder-Latschen lassen sich beispielsweise gut mit einem Blazer und einer überlangen Hose kombinieren.
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Socken in Schlappen - das geht laut aktueller Mode.
© Quelle: Superdry/dpa-tmn
Freizeitobjekt mit Klischee
Bei den Männern beobachtet Schulz, dass die Badelatschen eher ein reines Freizeitobjekt bleiben - mit Klischee. „Da werden Badelatschen mit Socken getragen.“ Und das ist - teils - sogar in Mode, vor allem bei Sandalen. Die sogenannten Ugly-Sandals haben meist so dicke Sohlen, wie wir sie von gröberen Sneakern kennen. Riemen, Bandagen oder Kofferverschlüssen halten sie zusammen, sagt Schulz.
Für Tillessen tun sich Jüngere mit dem Badelatschen-Trend etwas leichter als ältere. Schulz sieht das anders: „Ich würde niemals nie sagen.“ In der Vergangenheit habe sich auch der Sneaker generationsübergreifend als Modestück bei Jung und Alt durchgesetzt.
RND/dpa