Der Schriftzug als Prestigesymbol? Warum Jungs im Freibad Badehosen mit doppeltem Bund tragen
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Cool müssen sie aussehen, gut müssen sie sitzen: Badeshorts sind für viele Jungs und junge Männer eine Art Prestigesymbol – vor allem dann, wenn der Schriftzug der teuren Marke im Doppelbund zu sehen ist.
© Quelle: dpa
Es sollte eine Hommage, eine Liebeserklärung an den männlichen Körper sein: Als der muskulöse Mark Wahlberg 1991 in einem Werbesport den Bund seiner weißen, engen Boxershorts über der tiefsitzenden Jeans hervorblitzen ließ, leitete US-Modedesigner Calvin Klein eine Abkehr von Feinrippunterhosen mit Eingriff und Dreieckslips ein – und den Trend, andeutungsweise zu zeigen, was man drunter trägt.
Bis heute ist Männerwäsche, die Calvin Klein zum König der Unterhosen avancieren ließ, heiß begehrt. Und mit dem Revival der Neunzigerjahre in der Mode rutscht nun auch wieder der Unterhosenbund in Sichtweite. Vor allem überall da, wo sich Jungs und junge Männer in Wassernähe aufhalten. Ob Strand, Freibad oder Kiesteich – die Schriftzugunterhose blitzt unter der Badeshorts hervor.
Doppelt hält wohl besser?
Zumindest auf den ersten Blick. Denn tatsächlich lassen Calvin Klein, Tommy Hilfiger oder Emporio Armani einige ihrer Bademodenexemplare absichtlich so aussehen, als wenn darunter noch ein Markenschlüpfer getragen wird. Es gibt sozusagen einen Doppelbund. Doch es werden auch andere Labels zur Schau gestellt – und dafür entsprechende Unterhosen unter der eigentlichen Badekleidung getragen.
Möglicherweise gilt der Schriftzug als Prestigesymbol. Schließlich können die Träger durch die fettgedruckten Labels am Bund zeigen, dass sie sich Markenunterwäsche leisten können. Doch wen sollte das interessieren? Möglicherweise spielt doch zuweilen auch ein gewisses Schamgefühl eine Rolle und es soll vermieden werden, dass einfache Badeshorts nach dem Sprung vom Zehnmeterbrett herunterrutschen und zu viel entblößen. Doppelt hält wohl besser.
Welcher Grund auch dahinterstecken mag: Es ändert alles nichts daran, dass dieser Trend doch sonderbar ist. Was haben Unterhosen mit Badeshorts zu tun? Warum sollte man doppelbündig schwimmen gehen? Was den ehemaligen Rapper und heutigen Schauspieler Wahlberg damals sexy und cool aussehen ließ, kommt heute am Strand oder auf der Liegewiese tatsächlich ähnlich angeberisch und überflüssig rüber wie Brusthaarpräsentationen mit weit aufgeknöpftem Hemd und Goldkette.
Helden in Unterhose: Italienische Fußballer feiern Sieg und zeigen ihre Sportslips
Die Fußballspieler der italienischen Nationalmannschaft haben gezeigt, dass es auch weniger protzig geht: Nach dem Sieg gegen Belgien bei der Europameisterschaft jubelten sie frenetisch und zeigten dabei stolz ihre Unterwäsche – ohne Schriftzug und als ob es die natürlichste Sache der Welt sei. Dabei ging es sicher nicht darum, die Unterhose als Statussymbol sichtbar zu machen.
Was genau die Spieler der Squadra Azzurra dazu bewegt hat, die Sporthosen fallen zu lassen, bleibt ein Rätsel. Besonders attraktiv und modebewusst wirkten die Italiener mit ihren Sportslips jedenfalls nicht. Vielleicht war es eine Geste an die Fans: Weil die Trikots schon an die belgischen Spieler vergeben wurden, mussten sich Anhängerinnen und Anhänger Italiens mit den Sporthosen ihrer Helden zufriedengeben. Einige Fans vermuteten aber auch, dass diese Freizügigkeit etwas mit der Hitze zu tun hatte.
Apropos Hitze: Ist es im Freibad bei Temperaturen über 30 Grad Celsius nicht ohnehin viel besser, auf doppelbündige Badeshorts oder gar eine Unterhose zu verzichten? Vor allem ein trainierter Bauch kommt doch viel besser zur Geltung, wenn man mehr Wert auf die Passform und den Style der Badehose legt. Ein Doppelbund ist da eher hinderlich.