Erst Hochwasser, dann Mückenplage? Experte schließt Invasion in „zwei bis drei Wochen“ nicht aus
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Die Weibchen müssen nach der Befruchtung durch die Männchen eine Blutmahlzeit zu sich nehmen, um Eier zu bilden.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Greifswald. Der Nachwuchs der Überschwemmungsmücken wartet zum Teil jahrelang auf seinen Einsatz. „Die Weibchen legen ihre Eier in den feuchten Auewiesen ab. Erst nachdem diese Gebiete überschwemmt werden, schlüpfen die Larven“, sagt Helge Kampen, Leiter des Labors für medizinische Entomologie des Friedrich-Loeffler-Instituts in Greifswald. Der Wissenschaftler schließt nicht aus, dass das Wetter der vergangenen Tage eine Mückeninvasion in zwei bis drei Wochen auslösen könnte.
Dabei ist Mücke nicht gleich Mücke: „In Deutschland gibt es 51 Arten von Stechmücken. Bis auf fünf sind alle einheimisch“, erklärt der Experte. „Vor allem die Überschwemmungsmücken vermehren sich infolge des Hochwassers. Die Population der Hausmücke ist davon nicht direkt betroffen. Denn diese Art brütet meist im Garten – in der Regentonne oder ähnlich kleinen Wasserbehältnissen.“ Die Gemeine Hausmücke braucht also auch Wasser zur Larvalentwicklung, allerdings kein großflächiges Hochwasser.
Für den gestochenen Menschen macht es übrigens keinen Unterschied: „Die Stiche der Überschwemmungs- und der Hausmücke jucken ähnlich nervend“, weiß Entomologe Kampen. Er hat aber auch eine gute Nachricht: „Die Überschwemmungsmücken sind noch nicht als Überträger von tropischen Viren wie zum Beispiel Dengue- oder Zika-Virus in Erscheinung getreten.“
Tropische Stechmücken in Deutschland
Kampen: „Diese Gefahr geht eher von der Asiatischen Tigermücke aus, die in Süddeutschland punktuell zu finden ist. Auch die Asiatische Buschmücke kann Krankheitserreger übertragen – sie ist in der südlichen Hälfte Deutschlands schon großflächig verbreitet, aber auch im Raum Hannover aktiv.“ Eine bestimmte Variante der einheimischen Gemeinen Hausmücke könne aber das West-Nil-Virus übertragen. „Hier gibt es bereits einige Fälle in den Großräumen Berlin und Leipzig.“
Was hilft gegen die kleinen Blutsauger?
Entomologe Kampen: „Im eigenen Garten sollte man am besten alle sieben bis zehn Tage sämtliche Wasserbehälter leeren, damit die Larven ihre Entwicklung nicht abschließen können. Ansonsten hilft Insektengaze vor den Fenstern, abends und draußen Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen sowie Mückenabwehrmittel – sogenannte Repellentien – auf den nackten Hautstellen.“
Stiftung Warentest nimmt sich regelmäßig die Mittel gegen die kleinen Blutsauer wie Mücken und Zecken vor – und testet die Wirkstoffe.
Kein Wirkstoff ohne Nebenwirkung
Ätherische Öle wie zum Beispiel Lavandinöl dampfen zügig von der Haut ab und sind wenig effektiv. Das Öl kann Augen, Haut und Schleimhäute reizen, Sonnenlicht kann Nebenwirkungen verstärken.
DEET gilt als sehr effektiv. Da aber der Wirkstoff Schleimhäute und Augen reizen und allergische Reaktion auslösen kann, sollte er in hohen Konzentrationen nicht auf Dauer großflächig angewendet werden.
EBAAP wehrte tagaktive Mücken nur schlecht ab. Der Wirkstoff kann Augen irritieren, gilt aber als recht verträglich.
PMD lässt sich aus ätherischem Zitroneneukalyptusöl gewinnen oder synthetisch herstellen. Es wirkt meist kürzer als Icaridin und DEET. PMD kann Augen stark reizen sowie bei empfindlichen Menschen zu allergischen Reaktionen führen.
Icaridin wehrt Mücken wie Zecken über Stunden effektiv ab. Icaridin gilt als verträglicher als DEET, kann aber Augen reizen.