Faszinierend und gefährlich: Wie das Zusammenleben von Menschen und Löwen funktionieren kann

Die Weltnaturschutzunion schätzt, dass in Afrika inzwischen weniger als 20.000 Löwen in freier Wildbahn leben.

Die Weltnaturschutzunion schätzt, dass in Afrika inzwischen weniger als 20.000 Löwen in freier Wildbahn leben.

In zahlreichen afrikanischen Ländern sind Löwen eine gefährdete Spezies – auch in Tansania und Simbabwe. Seit einigen Jahren steht der König der Tiere bereits auf der Roten Liste bedrohter Tierarten der Weltnaturschutzunion (IUCN). Der Verlust an Lebensraum, Konflikte mit Bauern und immer weniger Beutetiere ließen die Population innerhalb von zwei Jahrzehnten um mehr als 40 Prozent einbrechen. Im Interview mit der BBC erklären zwei Expertinnen, wodurch die Löwen in Afrika am meisten bedroht sind – und wie Mensch und Tier vielleicht doch friedvoll miteinander leben können.

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Menschen sensibilisieren, die in der Nähe von Löwen leben

Die Haltung Löwen gegenüber ist stark abhängig davon, woher man kommt, erklärt Dr. Amy Dickman. Die Britin leitet seit 2009 das „Ruaha Carnivore Project” in Tansania. Dort erforscht sie Löwen in ihrem natürlichen Habitat und möchte die Beziehung der Tiere mit den Einwohnerinnen und Einwohnern in den Wildnisgebieten verbessern. Die Tiere genießen auch dort ein hohes Ansehen, sie werden als stark und majestätisch wahrgenommen. „Viele junge Männer denken allerdings, dass sie ihren Status und ihr Reichtum verbessern können, wenn sie die Tiere töten“, meint sie.

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Doch das ist nicht überall so. Löwen sind in der afrikanischen Kultur stark verwurzelt, meint Dr. Moreangels Mbizah vom „Wildlife Conservation Action” in Simbabwe. Für viele Afrikanerinnen und Afrikaner seien Löwen daher so etwas wie heilig. Das würde helfen, sie zu beschützen. Diesen Gedanken möchte Mbizah mit ihrer Aktion unterstützen: Die „Wildlife Conservation Action” ist eine der wenigen Organisationen, die von Schwarzen wie ihr gegründet wurde. „Die Menschen hier müssen verstehen, dass sie verantwortlich dafür sind, ihre eigene Natur und die Tiere zu schützen“, sagt sie gegenüber der BBC. Deswegen arbeitet auch sie eng mit den Gemeinden zusammen, die sich in der Nähe von Löwenlebensräumen befinden.

Der Mensch lebt teilweise viel zu nah am Löwen

In Simbabwe seien die Lebensräume der Löwen keine geschützten Bereiche, moniert Moreangels Mbizah. Sie seien weder von einem Zaun abgegrenzt, noch gebe es große Abstände zu den besiedelten Gebieten. Das führe dazu, dass Wohngebiete teilweise nahtlos in die Habitate der Raubkatzen übergingen. So könne es passieren, dass Löwen die Bewohnerinnen und Bewohner angreifen oder das Vieh reißen.

Ähnlich sieht es laut Amy Dickman in Tansania aus. Auch dort gebe es zahlreiche Gebiete, in denen Mensch und Tier ungeschützt aufeinandertreffen können, sogenannte „Hotspots for man-eating lions”. In Tansania würden demnach jährlich ungefähr 140 Menschen von Löwen getötet. „Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher”, so Dickman.

Zerstörung von Lebensraum und Konflikte mit dem Menschen gefährden die Löwenpopulation

Doch auch die Löwen sind wegen der immer weiter ausgebauten bewohnten Gebiete gefährdet. „Wir Menschen fühlen uns von Natur aus angezogen von Tieren, die stärker sind als wir”, meint Amy Dickman. Aufgrund dieser Faszination hofft sie, dass Löwen als gefährdete Spezies mehr Aufmerksamkeit erhalten. „Wir wollen auch, dass künftige Generationen dieses ‚Wow‘ erleben, wenn sie einen Löwen sehen.”

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„Wir verlieren mehr und mehr Löwen, in den vergangenen Jahren ist die Population um 40 Prozent zurückgegangen”, fügt Mbizah hinzu. Zu den Hauptbedrohungen gehöre die Zerstörung von Lebensräumen und Konflikte zwischen Mensch und Wildtier. Auch die wachsende menschliche Bevölkerung in geschützten Gebieten – die Menschen rücken viel näher an die Löwengebiete heran – stelle ein Problem dar, denn es bedeute Verlust von Lebensraum für die Löwen.

Schutzmaßnahmen für Mensch und Tier

Doch was können Menschen tun, um sich vor Löwen zu schützen? Und wie kann das Überleben der Raubkatzen gesichert werden? Um die Einwohnerinnen und Einwohner solcher Gebiete zu schützen, rät Moreangels Mbizah ihnen, sich nicht alleine und ohne weitere Schutzmaßnahmen den Wildnisgebieten zu nähern. Außerdem würde ihre Organisation den Menschen helfen, ihre Zäune zu verbessern, denn traditionelle Konstruktionen seien nur schlecht aufgebaut, sodass Löwen problemlos eindringen könnten.

Des Weiteren stellen viele Gemeinden inzwischen einen Landwächter auf, der den Bewohnerinnen und Bewohnern hilft, wenn sich ein Tier nähert und dafür sorgt, dass es sicher wieder in sein Habitat zurückkehrt.

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Um zu verhindern, dass mehr und mehr Menschen in die Schutzgebiete eindringen, müsse man ihnen helfen, neues und sichereres Land zu finden. Nur so könne man dafür sorgen, dass es weniger Menschen in der Wildnis gibt. „Dafür müssen wir kollektiv zusammenarbeiten”, so Amy Dickman. Der natürliche Lebensraum der Löwen sollte die Menschen nicht aufhalten, sondern leiten. Man müsse sich nach ihnen richten und für den Menschen wichtige Flächen wie für die Landwirtschaft dort bereitstellen, wo Löwen und auch andere Wildtiere nicht gestört werden.

Die Zukunft der Löwen in der freien Wildbahn hänge auch davon ab, wie wir Menschen in Zukunft handeln, mahnt Moreangels Mbizah. Für jede Region müssten individuelle Lösungen gefunden werden und die Einwohnerinnen und Einwohner überzeugt werden, dass ein Leben in der Nähe von Löwen möglich ist – und sogar Vorteile bietet. „Leider haben wir dafür nicht viel Zeit und müssen schnell handeln.”

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