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Feuerstürme: Wie Waldbrände das Wetter beeinflussen – und sich manchmal selbst löschen

Feuerstürme lassen sich nur schwer kontrollieren.

Feuerstürme lassen sich nur schwer kontrollieren.

In vielen Regionen Europas und auf der ganzen Welt wüten weiterhin verheerende Waldbrände. Durch die starke Hitzeentwicklung kann sich auch das Wetter in den betroffenen Regionen verändern – und es drohen feuergetriebene Gewitter und Stürme. Doch wie entstehen diese überhaupt? Und wie lassen sie sich bekämpfen?

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Feuerstürme erreichen Geschwindigkeiten von über 65 km/h

„Bei Feuerstürmen handelt es sich um eine Kombination aus Feuer und Wind – und zwar Wind in einer Stärke, die man als Sturm bezeichnet, also mindestens Windstärke acht, sprich 65 km/h und darüber”, erklärt Wetter- und Klimaexperte Frank Böttcher. Sie entstehen, wenn großflächige Brände ausbrechen, wie zum Beispiel Waldbrände.

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Dort entsteht über dem Feuer ein sogenannter Aufwind, bei der heiße Luft nach oben steigt. Dies fördert das Nachströmen der Luft von außen, das bedeutet: Wo Luft von oben strömt, muss Luft von unten auch irgendwo hinterherkommen.

Auf der griechischen Insel Euböa stehen auch am siebten Tag gewaltige Waldflächen in Flammen, die Brände breiten sich unkontrolliert aus.

Auf der griechischen Insel Euböa stehen auch am siebten Tag gewaltige Waldflächen in Flammen, die Brände breiten sich unkontrolliert aus.

Diese Luft kommt dann aus der bevorzugten Windrichtung, die es ohnehin schon gibt, sehr schnell in das Feuer hinein und facht das Feuer an. Der Brand wird also noch heißer und größer, verstärkt den Aufwind und beschleunigt das Hineinströmen der Luft: „Je größer das Feuer, desto stärker der Wind, der hineinströmt”, so Böttcher.

Brandherde sind schwer zu kontrollieren

Feuer, die eine solche Dynamik und Größe entwickelt haben, lassen sich nur schwer von oben löschen. Dafür gibt es laut Frank Böttcher mehrere Gründe: Zum einen sind die Aufwinde extrem stark. Das heißt, dass das Wasser, das oben hineingegossen wird, in viele kleine Tröpfchen zerfällt und mit den Aufwinden direkt wieder nach oben transportiert wird. Es müsste also punktuell und mit viel Kraft durch den Aufwind auf das Feuer hinunterstürzen.

Das zweite Problem ist, dass die Temperaturen so hoch sind, dass ein Großteil des Wassers auf dem Weg nach unten verdampft. „Das führt dazu, dass unten viel weniger Wasser ankommt, als man oben hineingegossen hat – im schlimmsten Fall fast gar nichts”, so der Experte.

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Feuerstürme sind auch deswegen so schwer zu löschen, weil der Brandherd aufgrund der Größe und Dynamik nicht mehr lokal bekämpft werden kann. Die Brandbekämpfung müsse dann unmittelbar an der Vorderkante des Feuer erfolgen – also dort, wo es noch nicht brennt. „Idealerweise hat man dort noch einen Gegenwind und erreicht die Stelle, die sich als nächstes entzünden würde”, sagt Frank Böttcher.

Wenn aus Bränden Gewitter werden

Die Feuer in Wäldern oder auf Feldern sind aber nicht die einzige Folge von Feuerstürmen. Denn diese Brandherde produzieren einerseits extrem viel Feinstaub – alles, was dort verbrennt, gelangt in Milliarden Kondensationsperlen in die Atmosphäre.

Ein Anwohner beobachtet ein Flugzeug, das bei Löscharbeiten Wasser über einem Waldbrand im Dorf Ellinika auf der Insel Euböa abwirft. Die Waldbrände wüten in ganz Griechenland weiter.

Ein Anwohner beobachtet ein Flugzeug, das bei Löscharbeiten Wasser über einem Waldbrand im Dorf Ellinika auf der Insel Euböa abwirft. Die Waldbrände wüten in ganz Griechenland weiter.

Andererseits haben diese Feuer einen starken Aufwind und beschleunigen den Lufttransport nach oben. „Wenn über diese Feuer eine Luftmasse hinwegzieht, die dazu neigt, Gewitter zu bilden, werden diese dadurch noch einmal verstärkt – manchmal werden sie dadurch sogar erst ausgelöst”, erklärt der Wetter- und Klimaexperte. Dieses Wetterphänomen nennt man dann Pyrocumulonimbus-Wolken.

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Gewitter können weitere Brände auslösen – aber auch löschen

Diese Gewitter können dann an Stellen, wo es nicht so viel regnet, Blitze produzieren, die weitere Feuer entfachen. „Die Blitzeinschläge erfolgen nämlich nicht nur im Zentrum des Gewitters, wo es kräftig regnet, sondern können auch im Abstand von bis zu zehn Kilometern um den eigentlichen Gewitterherd herum einschlagen – also dort, wo es gar nicht regnet.” Das mache diese Pyrocumulonimbus-Wolken besonders bei Trockenheit gefährlich, denn so können weitere Feuer ausgelöst werden.

Wenn eine Gewitterwolke durch einen Waldbrand noch mal verstärkt würde, hätte diese also das Potential, mehr Regen zu produzieren und einzelne Feuer vielleicht sogar zu löschen oder bestimmte Gebiete zu wässern. „So arbeitet das Feuer sogar manchmal für den eigenen Löschvorgang – aber natürlich nur an der Stelle, wo es das Gewitter gibt”, fügt Böttcher hinzu. All das würde aber überlagert von der Gesamttrockenheit, von der Hitze und der Windströmung – und die sind in dem Fall viel dominanter.

In Südeuropa seien derzeit vor allem hohe Temperaturen in Kombination mit starken Südwestwinden das Problem. „Dort reicht eine achtlos weggeworfene Zigarette oder ein altes Glas, das im Wald rumliegt aus, um einen Waldbrand auszulösen”, meint Frank Böttcher.

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