Nabu: Mehr Waldvögel zu Gast in den Gärten
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Erfolgreiche Aktion: Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) haben sich rund 176.000 Menschen bei der „Stunde der Wintervögel“ beteiligt.
© Quelle: Nabu
Hannover. Erfolgreiche Aktion: Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) haben sich rund 176.000 Menschen bei der „Stunde der Wintervögel“ beteiligt. Von etwa 120.000 Beobachtungspunkten, wie Gärten, Parks und Balkonen, wurden am langen Wochenende vom 6. bis 9. Januar mehr als 4,2 Millionen Vögel gesichtet.
Bei der diesjährigen Zählung wurden nicht nur mehr Vögel erfasst, sondern auch mehr Arten beobachtet als 2021. „Das liegt vor allem an den typischen Waldarten wie Kernbeißer, Kleiber, Eichelhäher, Bunt- und Mittelspecht sowie Tannen-, Blau- und Kohlmeise, die sich vermehrt in Gärten und Parks zur Nahrungssuche eingefunden haben“, sagt Leif Miller, Nabu-Bundesgeschäftsführer. Grund dafür sei vermutlich, dass es – verglichen mit anderen Wintern – eine geringere Menge an Baumfrüchten in den Wäldern gebe.
Weniger Wintergäste
Dagegen wurden weniger Arten beobachtet, die sich – oft in Trupps – normalerweise als Wintergäste in Deutschland aufhalten. Dazu gehören Erlen- und Birkenzeisig, Rot-, Sing- und Wacholderdrossel. Miller: „Einige dieser Arten sind mutmaßlich Klimaverlierer, da sich durch die sich verändernden Bedingungen ihr Verbreitungsgebiet verkleinert.“
Und welcher Vogel dominiert die Zählung? „Die Rangliste führt wie in vielen Jahren der Haussperling an. Am zweithäufigsten wurde die Kohlmeise gesichtet. Dann folgen Blaumeise und Amsel“, sagt Miller.
Sorge um Grünfink
Einige Sorgen bereitet der Grünfink: Denn zahlreiche Vögel sind in den letzten Jahren durch einzellige Erreger (Trichomonaden) gestorben. „Grünfinken wurden zwar dieses Jahr etwas häufiger als 2021 beobachtet. Die Zahl liegt aber immer noch weit unter dem Aktionsdurchschnitt von knapp zwei Vögeln pro Beobachtung“, so Miller. „Die Art scheint sich nur langsam zu erholen.“
Erfreuliches gibt es dagegen von der Blaumeise zu berichten. Das Bakterium Suttonella ornithocola hatte den Bestand im Frühjahr 2020 und 2021 stark reduziert. Das sei vermutlich durch vermehrte Bruten ausgeglichen worden. Miller: „Möglich ist aber auch, dass durch Zuzug aus anderen Gebieten mehr Vögel beobachtet werden konnten.“
Die Zahl der Amseln hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert, liegt aber auch noch leicht unter dem Aktionsdurchschnitt. „Das Usutu-Virus hatte der Art zwischenzeitlich zugesetzt“, erklärt der Nabu-Chef. Andere Arten, die auch als Wintergäste nach Deutschland kommen und häufig in größeren Trupps unterwegs sind, wie Wacholderdrossel, Erlenzeisig und Schwanzmeise, wurden weniger gesichtet.
Unterschiedliche Vogeldichte
„Die Zählung zeigte auch, dass „die Vogeldichte sich im Siedlungsraum nicht gleichmäßig verteilt“, erklärt Nabu-Chef Miller. „In Mecklenburg-Vorpommern wurden mit 45,5 die meisten Vögel pro Garten gesichtet, gefolgt von Sachsen-Anhalt (43,4) und Brandenburg (41,3). Die wenigsten hat Hamburg mit 26,4 gemeldet.“
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), hatten in diesem Jahr zum zwölften Mal zur winterlichen Vogelzählung eingeladen. Vergleicht man die Zahlen aller Jahre, liegen die Ergebnisse 2022 unter dem Durchschnitt. „Wir sehen einen abnehmenden Trend: Während im ersten Jahr der Aktion 2011 noch fast 46 Vögel pro Beobachtung gezählt wurden, waren es dieses Jahr mit 35,5 durchschnittlich zehn Vögel weniger“, sagt Miller. „Eine Entwicklung, die wir weiter im Auge behalten werden.“
Stunde der Gartenvögel
Übrigens: Naturfreundinnen und -freunde können sich schon auf die nächste Vogelzählung freuen: Sie findet vom 13. bis 15. Mai mit der „Stunde der Gartenvögel“ statt.