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Neue Studie behauptet: Wiege der Menschheit war in Nordbotswana

Eine der beteiligten Forscherinnen, lernt von  Juǀ’hoansi-Jägern wie man Feuer macht.

Eine der beteiligten Forscherinnen, lernt von Juǀ’hoansi-Jägern wie man Feuer macht.

Obwohl die ältesten Skelettfunde meist auf eine ostafrikanische Herkunft des ersten modernen Menschen schließen ließen, wollen die Autoren der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, jenen Urvater, auf den unsere Zivilisation zurückgeht, im Makgadikgadi-Okavango-Gebiet, einer wüstenartigen Salzpfanne im nördlichen Botswana, verortet haben. Dort lag früher der Makgadikgadi-See – er war doppelt so groß wie der Viktoria-See. Und an diesem See, das hätten DNA-Spuren ergeben, hätten die Abkömmlinge des allerersten Homo sapiens sapiens über einen Zeitraum von rund 70.000 Jahren gelebt – bis ein prähistorischer Klimawandel sie von dort in die Welt hinaus vertrieb.

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"Wir wussten seit Langem, dass moderne Menschen vor rund 200.000 Jahren in Afrika lebten", sagt die Co-Autorin der Studie, Vanessa Hayes, vom Garvan Institute of Medical Research und der University of Sydney. "Was wir aber vor den Ergebnissen dieser Studie nicht wussten, das war, wo genau dieser Ort sich befand." Die Studienergebnisse basieren unter anderem auf 200 DNA-Proben, die die Forscher von Mitgliedern des Volkes der Khoisan nahmen. Die Khoisan gelten als älteste noch existente Menschengruppe und tragen eine genetische Besonderheit in der mütterlichen Erbfolge mit sich, die sogenannte Haplogruppe L0. Mittels Haplogruppen lassen sich genetisch verwandte Personengruppen innerhalb einer Bevölkerung definieren. So ließ sich nach Angaben der Studienbeteiligten mittels der Haplogruppe L0 die mütterliche Erblinie bis in die Makgadikgadi-Okavango-Region verfolgen.

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Allerdings gibt es auch Zweifel an den Ergebnissen der Studie. Chris Stringer, der die menschliche Evolution des Menschen im Natural History Museum in Großbritannien erforscht, sagte dem "Guardian", die wissenschaftliche Definition der menschlichen Herkunft sei komplex. Auf Twitter erklärt er zudem: "Ich bin sehr vorsichtig damit, moderne genetische Verteilungen zu verwenden, um genau zu bestimmen, wo Ahnenpopulationen vor 200.000 Jahren lebten, insbesondere auf einem Kontinent, der so groß und komplex wie Afrika ist."

"Wie so viele Studien, die sich auf einen kleinen Teil des Genoms, eine Region, eine Steinwerkzeugindustrie oder ein ,kritisches Fossil' konzentrieren, kann auch diese Untersuchung nicht die volle Komplexität unserer Mosaik-Ursprünge erfassen, wenn andere Daten berücksichtigt werden." Stringer ergänzte, dass andere Studien darauf hindeuteten, dass unsere Ursprünge mit Westafrika und Ostafrika und nicht mit dem südlichen Afrika zusammenhängen könnten.

Auch Sarah Tishkoff, Genetikerin an der University of Pennsylvania, äußert gegenüber dem Guardian ebenfalls ihre Zweifel am Studienergebnis. "Wie wollen sie belegen, dass es nicht derlei alte genetische Linien in anderen Regionen gibt, die nicht in der Studie enthalten sind? Es ist unmöglich, Erkenntnisse über die geografische Herkunft des modernen Menschen in Afrika ausschließlich auf Variationsmuster moderner Populationen zu stützen. Das liegt daran, dass der Mensch auf seinen Migrationen sehr weite Strecken zurückgelegt hat. In den vergangenen 80.000 Jahren haben die Menschen Afrika verlassen und den Globus erschlossen und auch innerhalb Afrikas hat es in jüngerer und historischer Vergangenheit etliche Wanderbewegungen gegeben."

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